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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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allem gegen mich, den wildesten Juden von allen. Bis jetzt hatte ich ihn noch überlistet und ausmanövriert.

    Es hatte tatsächlich an seinem Stolz gelegen, dass Victor in der Anfangszeit kein Strattonit geworden war. Also ging er dann zu Judicate. Das war seine Art, in den inneren Kreis zu gelangen, seine Art, sein Gesicht zu retten, nachdem er im Jahr 1988 nicht die richtige Entscheidung getroffen hatte; damals hatten seine Freunde mir Treue geschworen und waren die ersten Strattoniten geworden. Für Victor war Judicate nur eine Zwischenstation, über die er sich in die Schlange einfädeln konnte, sodass ich ihm eines Tages auf die Schulter klopfen und sagen würde: „Vic, ich möchte, dass du deine eigene Brokerfirma aufmachst, hier hast du das Geld und das Fachwissen, das du brauchst." Davon träumten alle Strattoniten und darauf spielte ich in allen Versammlungen an - wenn man weiter hart arbeitete und loyal blieb, dann würde ich einem eines Tages auf die Schulter klopfen und einem ein eigenes Geschäft verschaffen. Und dann würde man wirklich reich werden.
    Ich hatte das bislang zweimal gemacht: einmal mit Alan Lipsky, meinem ältesten und vertrautesten Freund, dem jetzt Monroe Parker Securities gehörte; und das zweite Mal mit meinem langjährigen Freund Elliot Loewenstern, dem jetzt Biltmore Securities gehörte. Elliot war mein Partner gewesen, als ich vor langer Zeit noch Eis verkaufte. Im Sommer gingen wir zwei an den Strand und verkauften von einer Liegedecke zur anderen italienisches Eis; wir verdienten ein Vermögen. Wir trugen 20 Pfund schwere Styroporkühlboxen herum und priesen laut unsere Ware an, und wir liefen davon, wenn uns die Bullen holen wollten. Und während unsere Freunde entweder Mist bauten oder für 3,50 Dollar die Stunde niedere Arbeiten verrichteten, verdienten wir 400 Dollar am Tag. Im Sommer sparte jeder von uns 20.000 Dollar an und in den Wintermonaten brachten wir uns damit durchs College.

    Auf jeden Fall liefen beide Firmen - Biltmore und Monroe Parker - phänomenal. Sie verdienten im Jahr zig Millionen und jede bezahlte mir heimlich eine Abgabe von fünf Millionen Dollar, nur weil ich sie aufgebaut hatte. Fünf Millionen Dollar waren eine saftige Summe und in Wirklichkeit hatte ich mit dem Aufbau wenig zu tun gehabt. In Wirklichkeit bezahlten sie mich aus Loyalität und aus Respekt. Und der eigentliche springende Punkt, der alles zusammenhielt, war die Tatsache, dass sie sich immer noch als Strattoniten betrachteten. Und ich tat das auch.
    So standen also die Dinge. Der Klotzkopf stand vor mir und redete immer noch drauflos, wie loyal der Chinese sein würde, aber ich wusste es besser. Wie konnte jemand mit einer tiefsitzenden Abneigung gegen alle wilden Juden jemals dem Wolf der Wall Street gegenüber loyal bleiben? Victor war ein nachtragender Mann, ein Mann, der jeden einzelnen Strattoniten verachtete. Eines war klar: Es gab keinen logischen Grund, den verkommenen Chinesen zu unterstützen, aber daraus ergab sich ein anderes Problem - es gab nämlich keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten. Ich konnte ihn höchstens hinhalten. Und wenn ich ihn zu lange hinhielt, riskierte ich, dass er es ohne mich machen würde - sozusagen ohne meinen Segen, und das würde für die restlichen Strattoniten einen gefährlichen Präzedenzfall setzen, vor allem, wenn er erfolgreich war.
    Beim Nachdenken fand ich es traurig und ironisch, dass meine Macht nur eine Illusion war und dass sie schnell verschwinden konnte, wenn ich nicht zehn Schritte vorausdachte. Ich hatte keine andere Wahl, als mich bei jeder Entscheidung zu zermartern und aus unendlich vielen Einzelheiten die Motive jedes Einzelnen herauszulesen. Ich kam mir vor wie ein verdrehter Spieltheoretiker, der die meiste Zeit in Gedanken versunken ist - und sich alle Züge und Entgegnungszüge und alle Ergebnisse überlegt. Mein Leben war emotional belastend und nach fünf langen Jahren schien es mich langsam fertig zu machen. Wirklich ruhig war mein Geist inzwischen nur noch, wenn ich high war oder im üppigen Schoß der leckeren Herzogin.

    Trotzdem konnte ich den verkommenen Chinesesen nicht ignorieren. Für die Gründung einer Brokerfirma brauchte man nur minimales Kapital, höchstens vielleicht eine halbe Million Dollar, und verglichen mit dem, was er allein in den ersten Monaten verdienen würde, waren das Peanuts. Der Klotzkopf konnte den Chinesen auch selbst finanzieren, wenn er das wollte; allerdings wäre das eine offene

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