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Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

Titel: Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Belfort
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hätten widerstehen können. Aber diesmal beteiligten sie einen Jugendfreund des Klotzkopfs namens Victor Wang an dem Geschäft.
    Victor war eine interessante Erscheinung, denn er war der größte Chinese, der je den Erdboden betreten hat. Sein Kopf war so groß wie der eines Riesenpandas, er hatte Schlitzaugen und sein Brustkorb war so breit wie die Chinesische Mauer. Eigentlich war der Typ das exakte Ebenbild von Oddjob, des Killers aus dem James-Bond- Film Goldfinger, der einem mit einer stahlbewehrten Melone auf 200 Schritt die Rübe abhacken konnte.
    Victor war Chinese von Geburt und Jude durch Erziehung, denn er wuchs unter den wildesten jungen Juden auf, die es auf Long Island gab: in Jericho und Syosset. Und genau aus dem Mark dieser gehobenen jüdischen Mittelschicht-Ghettos stammten meine ersten 100 Strattoniten; die meisten von ihnen waren ehemalige Drogenkunden von Kenny und Victor.

    Und wie der Rest der bildungsschwachen Traumsucher von Long Island so war auch Victor in meine Dienste gerutscht, allerdings nicht bei Stratton Oakmont. Er war vielmehr Vorstandsvorsitzender des börsennotierten Unternehmens Judicate, eines meiner Satellitenprojekte. Die Büros von Judicate befanden sich einen Stock tiefer im Kellergeschoss, nur einen Steinwurf von der lustigen Bumstruppe der Nasdaq-Nutten entfernt. Das Unternehmen war auf dem Gebiet der Alternative Dispute Resolution (ADR) [alternative Regelung von Streitfällen] aktiv, eine hochtrabende Formulierung dafür, dass Richter im Ruhestand Zivilstreitfälle zwischen Versicherungsgesellschaften und Klägeranwälten schlichteten. Das Unternehmen arbeitete inzwischen gerade mal kostendeckend und erwies sich damit als klassisches Beispiel für ein Geschäft, das auf dem Papier sensationell aussieht, sich aber nicht auf die Unternehmenswirklichkeit übertragen lässt. An der Wall Street wimmelte es nur so von solchen Konzept-Unternehmen. Es war schon traurig, dass ein Mann in meinem Metier - nämlich Wagniskapital für Small-Cap-Unternehmen - sie anscheinend alle fand.
    Jedenfalls war der langsame Untergang von Judicate für Victor zu einem echten wunden Punkt geworden, obwohl das eigentlich gar nicht sein Fehler war. Das Geschäft hatte einen grundlegenden Fehler und niemand hätte es zum Erfolg führen können, jedenfalls zu keinem großen. Aber Victor war Chinese, und wenn er die Wahl hatte, das Gesicht zu verlieren oder sich die Eier abzuschneiden und sie aufzuessen, dann hätte er wie die meisten seiner Landsleute sehr gern eine Schere in die Hand genommen und angefangen, an seinem Hodensack herumzuschnippeln. Aber diese Möglichkeit gab es in diesem Fall nicht. Victor hatte tatsächlich das Gesicht verloren und er war ein Problem, das bewältigt werden musste. Und da der Klotzkopf immer wieder für Victor vorsprach, war er zu einem ständigen Stachel in meinem Fleisch geworden. Aus diesem Grund überraschte es mich jetzt kein bisschen, dass aus dem Mund des Klotzkopfs als Erstes folgende Worte kamen: „Können wir uns nachher mal mit Victor zusammensetzen und die Sache klarmachen?"

    Ich spielte den Ahnungslosen und fragte: „Was denn klarmachen, Kenny?" „Na komm schon", drängelte er. „Wir müssen mit Victor über die Eröffnung seiner eigenen Firma sprechen. Er will deinen Segen und treibt mich damit noch in den Wahnsinn!" „Will er meinen Segen oder mein Geld? Was nun?" „Er will beides", sagte der Klotzkopf und verbesserte sich dann: „Er braucht beides." „Aah-ha", antwortete ich in unbeeindrucktem Ton. „Und wenn ich es ihm nicht gebe?" Der Klotzkopf machte einen tiefen Klotzkopf-Seufzer. „Was hast du denn gegen Victor? Er hat dir schon 1.000 Mal Treue gelobt. Und er wird es wieder tun - genau jetzt - vor uns dreien. Ich sag dir was - außer dir ist Victor der schlauste Typ, den ich kenne. Wir werden mit ihm ein Vermögen machen. Das schwöre ich! Er hat schon eine Broker- und Handelsfirma gefunden, die er für fast kein Geld kaufen kann. Sie heißt Duke Securities. Ich finde, du solltest ihm das Geld geben. Er braucht nur eine halbe Million - mehr nicht." Ich schüttelte angewidert den Kopf. „Spar dir deine Bitten für dann auf, wenn du sie wirklich brauchst, Kenny. Außerdem ist jetzt sowieso nicht die richtige Zeit, über die Zukunft von Duke Securities zu sprechen. Ich glaube, das da ist ein bisschen wichtiger, oder etwa nicht?" Ich ging in den vorderen Bereich des Board Rooms, wo eine Horde Vertriebsassistentinnen einen Friseursalon

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