Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)
beeindruckend. Ich meine, meinen Vater hatte ich das nie machen sehen, und der hatte die Rauchkunststücke sozusagen erfunden! Falls ich jemals lebend aus diesem Zimmer herauskommen sollte, müsste ich ihn unbedingt danach fragen. Und dann, nach ein paar weiteren Rauchringen und ein paar Inhalationen durch die Nase, sagte der Hauptmann: „Nun, Mr. Betfort, ich entschuldige mich für sämtliche Unannehmlichkeiten, die Ihnen durch dieses unglückliche Missverständnis entstanden sind. Die Stewardess hat sich einverstanden erklärt, auf eine Anzeige zu verzichten. Sie sind frei und können gehen. Ihre Freunde warten draußen auf Sie, wenn Sie mir bitte folgen möchten."
Hä? War das wirklich so einfach? Hatten mich die Schweizer Bankiers schon gerettet? Nur so eine Spekulation! Der Wolf der Wall Street - wieder einmal unverwundbar! Mein Geist war jetzt entspannt und frei von Panik, und er kehrte mit Gebrüll zu Franca zurück. Ich lächelte meinen neuen Schweizer Freund unschuldig an und sagte: „Wo Sie doch immer von Wünschen und solchen Sachen sprechen - was ich mir wirklich wünsche, wäre, dass Sie mich irgendwie mit der Stewardess aus dem Flugzeug in Kontakt bringen könnten." Ich machte eine Pause und schenkte ihm ein Wolf-im- Schafspelz-Lächeln. Die Gesichtszüge des Hauptmanns verhärteten sich. Ach du Scheiße! Ich hob die Hände mit ihm zugewandten Handflächen und sagte: „Selbstverständlich nur in der Absicht, mich bei der Blondine - ich meine bei der jungen Dame - förmlich zu entschuldigen und ihr eventuell eine finanzielle Entschädigung zu geben, wenn Sie wissen, was ich meine." Ich kämpfte gegen den Drang an, ihm zuzuzwinkern. Der Frog legte den Kopf schief und fixierte mich mit einem Blick, der sagte: „Du bist vielleicht ein verrückter Bastard!" Aber er sagte nur: „Wir würden wünschen, dass Sie während Ihres Aufenthaltes in der Schweiz keinen Kontakt zu der Stewardess aufnehmen. Sie ist offenbar ... wie würde man das auf Englisch sagen ... sie ist ..." „Traumatisiert?", bot ich an. „Ah, ja - traumatisiert. Das ist das Wort, das wir benutzen würden. Wir würden wünschen, dass Sie bitte unter keinen Umständen Kontakt mit ihr aufnehmen. Ich habe nicht den leisesten Zweifel, dass Sie in der Schweiz viele begehrenswerte Frauen finden, falls das Ihr Ziel ist. Offensichtlich haben Sie ja Freunde an den richtigen Stellen." Und mit diesen Worten geleitete mich der Hauptmann der Wünsche persönlich durch den Zoll und stempelte nicht einmal meinen Pass ab.
Im Gegensatz zu meinem Flug war die Fahrt in der Limousine ruhig und ereignislos. Das war auch gut so. Ein bisschen Ruhe war nach dem Chaos des Morgens eine willkommene Verschnaufpause. Mein Fahrziel war das renommierte Hotel Le Richemond, angeblich eines der besten Hotels der ganzen Schweiz. Laut meinen Schweizer Freunden war Le Richemond ein höchst elegantes Etablissement, ein höchst feines Etablissement.
Bei der Ankunft stellte ich jedoch fest, dass „fein" und „elegant" in der Schweiz Codewörter für „deprimierend" und „plump" sind. Als ich die Lobby betrat, stellte ich fest, dass das Hotel mit antiken Frog- Möbeln vollgestopft war; „Louis XIV.", informierte mich der Türsteher stolz, „aus der Mitte des 17. Jahrhunderts." Meine kritischen Augen sagten mir allerdings, dass King Louis seinen Innenausstatter hätte guillotinieren lassen sollen. Der abgenutzte Teppich zeigte ein wirbelndes florales Muster, das auch ein blinder Affe malen könnte, wenn er die Inspiration dafür empfinden würde. Die Verbindung der Farben war mir ebenfalls unvertraut - eine Kombination aus Hundepissegelb und Speirosa. Ich war sicher, dass der zuständige Frog für diesen Müll ein Vermögen ausgegeben hatte, aber für einen neureichen Juden wie mich war es genau das: Müll! Ich wollte es neu, leuchtend und fröhlich haben!
Ich ging einfach schnell durch. Schließlich schuldete ich meinen Schweizer Bankern etwas, also dachte ich mir, ich könnte wenigstens so tun, als wüsste ich die von ihnen gewählte Unterkunft zu würdigen. Und wie schlecht konnte es denn für 16.000 Franken oder 4.000 Dollar pro Nacht eigentlich sein?
Der Hotelmanager, ein großer, gertenschlanker Frog, checkte mich ein und informierte mich genauestens über die berühmten Gäste des Hotels, zu denen tatsächlich auch Michael Jackson gehörte. Fabelhaft! Jetzt hasste ich das Haus endgültig.
Ein paar Minuten später fand ich mich in der Präsidentensuite wieder
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