Der Wolf der Wall Street: Die Geschichte einer Wall-Street-Ikone (German Edition)

erwartete. „Also gut, dann", sagte er schulterzuckend. „Das meiste, was in der Bank geredet wurde, war komplette Pferdekacke, wie ihr Amerikaner zu sagen pflegt. Das wurde vor allem Kaminsky zu Gefallen gesagt und natürlich zum Gefallen aller. Schließlich müssen wir ja so tun, als würden wir uns an die Gesetze halten. Es wäre ganz einfach Selbstmord, wenn Ihr Name mit einem Schweizer Nummernkonto in Verbindung stünde. Ich würde Ihnen niemals dazu raten. Aber ich würde es trotzdem für klug halten, ein Konto bei unserer Bank zu eröffnen - eines, das stolz und für alle sichtbar Ihren Namen trägt. Wenn die US-Behörden je Ihre Telefonanrufe kontrollieren, hätten Sie eine plausible Erklärung dafür, dass Sie die Bank angerufen haben. Wie Sie wissen, gibt es kein Gesetz, das verbietet, ein Nummernkonto in der Schweiz zu haben. Sie bräuchten uns nur eine kleine Geldsumme zu schicken, vielleicht 250.000 Dollar, die wir dann für Sie in diverse europäische Aktien investieren würden - natürlich nur in die besten Unternehmen -, und dadurch hätten Sie Grund genug, regelmäßig mit unserer Bank Kontakt zu haben." „Nicht schlecht! ", dachte ich. Glaubhafte Bestreitbarkeit war unter Wirtschaftskriminellen offensichtlich eine internationale Leidenschaft. Ich rutschte ungemütlich auf meinem Stuhl herum, um mein linkes Bein zu entlasten, das langsam Feuer fing, und sagte beiläufig: „Ich verstehe, was Sie meinen, und es könnte sehr gut sein, dass ich das mache. Aber damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben - die Chancen, dass ich Ihre Bank von zu Hause aus anrufe, sind kleiner als null. Lieber würde ich zu einer Telefonzelle in Brasilien fahren - mit ein paar Tausend Cruzeiros in der Tasche - als dass Ihre Nummer auf meiner Telefonrechnung erscheint.

    Aber um Ihre Frage zu beantworten, ich habe vor, ein Familienmitglied mit einem anderen Nachnamen als meinem einzusetzen. Sie ist eine Verwandte meiner Frau und nicht einmal amerikanische Staatsbürgerin, sondern Britin. Ich fliege morgen früh nach London und ich kann übermorgen mit ihr hier sein, um mit dem Ausweis in der Hand ein Konto zu eröffnen."
    Saurel nickte nur einmal und sagte: „Ich nehme an, dass Sie dieser Frau bedingungslos vertrauen, denn andernfalls könnten wir Ihnen Menschen zur Verfügung stellen, die ihren Ausweis hergeben. Das sind meistens ganz einfache Leute - größtenteils Bauern oder Schäfer von der Isle of Man oder aus anderen Steuerparadiesen -, die hundertprozentig vertrauenswürdig sind. Außerdem bekommen sie keinen Zugriff auf Ihr Konto. Aber ich bin sicher, Sie haben sich über die Vertrauenswürdigkeit dieser Frau schon Gedanken gemacht. Ich würde trotzdem vorschlagen, dass Sie sich mit einem Mann namens Roland Franks' treffen. Er ist Profi in solchen Dingen, vor allem in der Herstellung von Dokumenten. Er kann Verkaufsrechnungen, Finanzurkunden, Kauforders, Maklerquittungen und so gut wie alles andere im vernünftigen Rahmen produzieren. Er ist das, was wir als Treuhänder bezeichnen. Er hilft Ihnen, Inhabergesellschaften zu bilden, die Sie noch weiter vor den spähenden Augen Ihrer Regierung abschirmen und es Ihnen ermöglichen, Ihre Beteiligung an börsennotierten Aktiengesellschaften in kleinere Portionen aufzuteilen, damit Sie keine Formulare wegen größerer als fünfprozentiger Beteiligung einreichen müssen. Für einen Mann wie Sie wäre er von unschätzbarem Wert, und zwar in allen geschäftlichen Belangen im In- und Ausland."
    Interessant. Die hatten ihren eigenen vertikal integrierten Rattenloch-Service. Man musste die Schweiz einfach lieben. Roland Franks würde als Fälscher fungieren - er würde Dokumente erstellen, die für glaubhafte Bestreitbarkeit sorgten. „Ich würde diesen Mann sehr gern kennenlernen", antwortete ich. „Vielleicht können Sie das ja für übermorgen arrangieren." Saurel nickte und sagte: „Ich kümmere mich darum. Mr. Franks kann auch bei der Entwicklung von Strategien behilflich sein, die Ihnen den Weg zu Reinvestitionen ebnen, oder auch ermöglichen, so viel von Ihrem Auslandsgeld auszugeben, wie Sie wollen, ohne dass bei Ihren Regulierungsbehörden die Warnlampen aufleuchten." „Zum Beispiel?", fragte ich, alle Möglichkeiten offen lassend. „Nun, da gibt es viele Möglichkeiten - die gängigste ist eine Visa Card oder eine American Express Card direkt auf eins Ihrer Bankkonten. Wenn Sie etwas kaufen, wird das Geld automatisch von Ihrem Konto abgebucht." Dann