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Der Wunschtraummann

Der Wunschtraummann

Titel: Der Wunschtraummann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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irgendwas, das sich in den hintersten Ecken versteckt. Es ist kaum möglich, alles von einem Rechner zu löschen. Ja, ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, es ist schlichtweg unmöglich.«
    »Woher wissen Sie denn das alles?«, frage ich und tupfe mir die Tränen aus den Augenwinkeln.
    »Früher, an der Uni in Delhi, habe ich mal bei einer Firma gearbeitet, die auf Datenrettung spezialisiert war.«
    »Wow, Sie sind wirklich ein Genie.«
    »Ach, das würde ich jetzt nicht unbedingt sagen. Ich bin bloß ein Spinner. Zumindest hat das meine verflossene bessere Hälfte immer behauptet.« Etwas betreten zuckt er die Achseln.
    »Tja, dann war Ihre bessere Hälfte ganz schön blöd«, erkläre ich, um ihn etwas aufzumuntern.
    »Ihre aber auch«, entgegnet er freundlich.
    Mitfühlend schauen wir uns an. Und dann, nachdem er sich kurz umgeschaut hat, um sich zu vergewissern, dass niemand zuhört, fügt er hinzu: »Eigentlich darf ich das nicht, aber ich habe gleich eine Viertelstunde Pause – ich werde mal schauen, was ich noch retten kann, wenn überhaupt noch was zu retten ist, okay?«
    »Wirklich?«, schniefe ich dankbar.
    »Überlassen Sie das mir«, sagt er, dann reicht er mir noch ein Monitorputztuch und verschwindet vom Schalter.
    Nicht mehr ganz so am Boden zerstört wie eben noch gehe ich zurück zur Wartebank und setze mich wieder. Dann krame ich meinen kleinen Handspiegel aus der Tasche und wische mir den verschmierten Eyeliner und die unter den Augen zu Schlieren verlaufene Wimperntusche weg, als ich von einer Stimme unterbrochen werde.
    »Entschuldigung, ist hier noch frei?«
    Sie hat einen amerikanischen Akzent, und ich werde stocksteif. Moment mal, die Stimme kenne ich doch.
    Ich schaue auf.
    Und dann ist es, als träfe mich eine Bowlingkugel mitten in die Brust.
    »Seb?«

Neuntes Kapitel
    Beim Klang seines Namens dreht er sich zu mir um und schaut mich an.
    Es schnürt mir fast die Kehle zu, und ich bekomme keine Luft mehr. Ich werde stocksteif und wage es nicht auszuatmen.
    Er schaut mir in die Augen, und es entsteht eine schier endlose Pause, die sich dehnt wie Kaugummi. Alles um mich herum scheint zu verschwinden, die Menschen, das Stimmengewirr, der Lärm … alles weg. Es kommt mir vor, als hätte jemand den Ton ausgeschaltet. Ich höre nur noch mein eigenes Herz einen hektischen Trommelwirbel in meiner Brust schlagen. Beim letzten Mal hat er mich geflissentlich übersehen, aber diesmal kann er nicht einfach so tun, als sähe er mich nicht. Ich meine, schließlich sitze ich hier. Direkt vor seiner Nase.
    Ich warte darauf, dass er was sagt. Irgendwas.
    »Entschuldigung«, sagt er schließlich, ohne einen Hauch des Erkennens in der Stimme. »Kennen wir uns?«
    Nur das nicht.
    Ungläubig starre ich ihn an. Das soll doch wohl ein Scherz sein, oder?
    Aber das Gruselige an der Sache ist, er sieht nicht aus, als scherze er. Wenn Seb einen auf den Arm nehmen will, gibt es immer kleine verräterische Signale. Doch heute ist da nichts; keine zuckenden Mundwinkel, kein nervöses Kopfkratzen, kein ausweichender Blick.
    Die Empörung, die mich plötzlich überkommt, trifft mich wie ein Schlag mit der Bratpfanne.
    O bitte, das ist doch wirklich absurd. Ganz zu schweigen davon, wie schrecklich unhöflich es ist. Okay, jeder verarbeitet eine Trennung anders; manche gehen aus und betrinken sich, andere vögeln rum, wieder andere liegen mit der Katze im Bett, stopfen sich mit Jaffa-Keksen voll und schauen Desperate Housewives in Endlosschleife (ich persönlich bevorzuge letztere Variante).
    Aber so zu tun, als hätte man die betreffende Person noch nie gesehen? Als hätte sie einen nie nackt gesehen? Und auf dem Klo? Vor meinem inneren Auge taucht völlig ungebeten ein Bild von Seb auf, wie er auf der Toilette sitzt, den Proust-Fragebogen aus der Vanity Fair liest und mir zubrüllt, es sei kein Klopapier mehr da. Ich meine, bitte, du redest hier mit mir , denke ich aufgebracht. Das Mädel, das mit einer Rolle Andrex zu deiner Rettung geeilt kam.
    »Willst du mir allen Ernstes erzählen, du weißt nicht mehr, wer ich bin?«, platze ich heraus.
    Er wirkt wie vor den Kopf geschlagen. »Entschuldigen Sie bitte, ich habe ein ganz miserables Gedächtnis, was Gesichter und Namen angeht. Manchmal schaue ich in den Spiegel und erkenne mich selbst nicht.« Er grinst zerknirscht. »Andererseits bin ich mir ziemlich sicher, wenn wir uns schon mal begegnet wären, dann würde ich mich bestimmt daran erinnern.«
    Ach du lieber

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