Der Wunschzettelzauber
Mist bequatscht.«
»Chloe, bitte lass Susanna aus dem Spiel. Sie regt sich sowieso schon genug auf.«
»Ach, sie regt sich auf? Giles, du bist unglaublich.«
»Na ja, tut mir leid«, erwiderte Giles steif, »aber so wie ich es sehe, wäre sowieso früher oder später alles herausgekommen.«
»Was wäre herausgekommen?« Chloe unternahm eine enorme Anstrengung, nicht laut zu schreien. »Du! Hast! Keinen! Beweis! Um Himmels willen, Giles, wach auf!«
»Beruhige dich doch, Liebes«, säuselte Giles unklug.
Chloe wurde rot vor Wut. Plötzlich schien der Ausdruck Es fiel ihr wie Schuppen von den Augen , der ihr bisher nicht viel gesagt hatte, eine neue, glasklare Bedeutung zu bekommen. Wie hatte sie nur so blind sein können? Sie artikulierte ein lautloses »Notfall â zwei Minuten â sorry « zu Bruno hin und stakste, das Handy ans Ohr gepresst, aus dem Laden auf die StraÃe.
»Hör mir genau zu, Giles«, befahl sie mit Eiseskälte in der Stimme. »Ich werde dir jetzt eine Frage stellen, und ich will, dass du gut nachdenkst, bevor du mir antwortest. Und sag ja nichts Falsches.«
»Gut«, erwiderte Giles und schluckte.
»Erinnerst du dich an das Zeug, was du mir erzählt hast â eigentlich uns allen erzählt hast â, damals, bei der Geburtstagsfeier der Zwillinge. Von wegen, dass Charlie Kessler ein Perverser wäre, der sich nacheinander alle Mums im Viertel vornähme und so viele vernaschte, wie er könnte?«
»Vage«, antwortete Giles nach kurzem Schweigen.
»Nicht vage, Giles. Sehr klar und deutlich. Du warst sehr eindeutig und sehr hartnäckig.«
»Möglich. Ich kann mich nicht mehr so genau an meine Worte erinnern.«
Oh ja, aber Chloe erinnerte sich. Wie eine dumme Gans hatte sie ihrem gut informierten, amüsanten Freund geglaubt und sich jedes seiner Worte gemerkt. Und das war die Grundlage, auf der sie sich ihre Meinung über Charlie gebildet hatte.
»Nun ja«, stellte sie laut fest, »du hast einiges behauptet, unter anderem auch, dass Karen ihren Mann verlassen hätte, weil er ständig hinter anderen Frauen her gewesen wäre. Und jetzt meine Frage, ganz schlicht und einfach: War eigentlich irgendetwas davon wahr?«
Giles schwieg. Chloe presste den Handballen gegen ihre Stirn. »Giles«, knurrte sie und kämpfte um Atemluft, »wenn ich dich jetzt vor mir hätte, würde ich dir den Hals umdrehen.«
»Na ja, ich habe gesehen, wie er mit all den Frauen sprach. Wir alle haben es gesehen«, meinte Giles klagend.
»Also war es nur Tratsch. Bösartiger Tratsch.« Wie hatte sie nicht erkennen können, was sich hinter Gilesâ legerem Mann-von-Welt-Charme versteckte? »Mein Gott, wie trostlos muss es in deinem kleinen, dummen Verstand aussehen, wenn du keinen besseren Zeitvertreib findest als so etwas? Was kommt als Nächstes? Anonyme Hetzbriefe?«
»Jetzt machst du dich aber lächerlich«, beschwerte sich Giles. »Ich konnte einfach nicht verstehen, warum all die Frauen immer um ihn herum waren.«
»Und nicht um dich?«
»Das war es nicht!«, schrie Giles und meinte ganz offensichtlich das Gegenteil. »Ich hatte auch viele Freundinnen.«
»Aber nicht so viele wie er.«
»Nein. Trotzdem hat es doch wirklich seltsam ausgesehen, das musst du zugeben. Und du fandest es auch seltsam.«
Damit hatte er recht. Sie hatte bis jetzt genauso gedacht. Sie hatte Gilesâ Worte geschluckt, Köder, Haken und Schnur. Sie kaute auf ihrer Lippe, und ihre Augen brannten. »Vielleicht sind sie immer um ihn herum, weil sie ihn einfach mögen«, sagte sie und hätte sich am liebsten selbst einen Tritt verpasst, weil ihr dieser Gedanke bis jetzt nie gekommen war. »Charlie ist ein sehr netter Mensch. Man muss ihn gernhaben.«
»Ach, halloo«, säuselte Giles. »WeiÃt du, ich habe mich schon gefragt, ob du ihm nicht auch verfallen bist. Als ich dir erzählte, dass er nach Paris gefahren ist, um Karen zu treffen, habe ich dir angesehen, dass dich das getroffen hat.«
»Und auch das war übrigens nicht die Wahrheit â dass sie wieder zusammen sind. Sie sind es nicht.«
»Tut mir sehr leid, wenn ich dich auf falsche Gedanken gebracht habe«, sagte Giles, und es klang sehr unaufrichtig. »Ich glaube aber, dass es dir gut in den Kram gepasst hat, ihn für pervers zu
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