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Der Zauberspiegel

Der Zauberspiegel

Titel: Der Zauberspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Carver
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wann ich es sage und vor allem ohne Widerrede.« Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dich unterrichten möchte. Du bist unhöflich, unwillig und so schwächlich wie du wirkst, vermutlich nicht mal in der Lage, mehr zu schwingen als eine Nähnadel.« Brack rieb sich die Nase. »Nein, besser, wir lassen es bleiben. Such dir einen Mann und lass dir ein paar Kinder machen, die du versorgen kannst. Zu mehr taugst du ohnehin nicht.«
    Juliane schnappte nach Luft. »Ich bin Klassenbeste im Sportunterricht, ich reite die wildesten Pferde! Und obendrein schwimme ich wie ein Fisch!« Einen Moment lang rang sie nach Worten. In ihrer Empörung beachtete sie Bracks Verwirrung über ihre für ihn seltsamen Ausdrücke nicht. »Meine Ausdauer willst du also testen? Dann mal los!« Sie lief los und übersprang ein paar Dornenbüsche, bevor sie bemerkte, dass Brack ihr folgte.
     
    Keuchend humpelte Juliane hinter Brack zum Lager zurück. Er schien kein bisschen erschöpft. Sie hingegen ließ sich schnaufend in den Schnee sinken. Ihre Lunge brannte und selbst die eisige Luft brachte keine Linderung.
    »Ich erwarte dich morgen bei Sonnenaufgang«, sagte er und wandte sich mit einem Lächeln ab.
    Juliane hatte das unbestimmte Gefühl, von Brack hereingelegt worden zu sein. Mit seinem ganzen Gerede von Frauenkram hatte er sie dazu gebracht, genau das zu tun, was er wollte. Ein zweites Mal würde ihm das nicht gelingen.
    Seufzend massierte sie ihre schmerzenden Beine und fragte sich, ob man auf blaue Flecken erneut Male bekommen konnte, denn sie war mehrmals ausgerutscht und prompt immer auf dieselbe Stelle gestürzt.
    Die Sonne verschwand am Horizont und langsam senkte sich die Dämmerung über das Land. Ein Käuzchen schrie und ein Wolf erwiderte den Ruf. Zwar schien das Heulen ausreichend weit entfernt, doch sie hatte genug Respekt vor Gevatter Grimm, um eine Begegnung nicht zu forcieren. Deshalb beschloss sie, inzwischen fröstelnd, rasch hineinzugehen.
     
    In der kleinen Burgkammer herrschte ein Gerangel zwischen drei Männern, einer trug die Uniform der Todesreiter. Die beiden anderen waren Torus und Rael. Rael fluchte, als der Soldat ihn mit seinem Dolch am Oberarm erwischte. Torus rammte dem Schwarzen seinen Kopf in den Bauch. Ein kleines Mädchen weinte. In einer Nische hinter der Kommode hockte Elyna, ein rothaariges Kind an sich gedrückt.
    Torus und Rael stürmten vor und stießen den Todesreiter aus dem Burgfenster. Sein Schrei zerschnitt die Nacht. Rael, in eine rot-goldene Uniform gekleidet, eilte an die Seite der Königin und ihrer Tochter. »Hoheit, Ihr müsst die Burg verlassen! Die Todesreiter haben uns überrannt.«
    Elyna wirkte ruhig. »Nein, wir gehen nicht ohne meinen Verbundenen, Tekol!«
    Torus trat schwer atmend neben Rael. Seine braune Livree war schmutzig und zerfetzt. »Denkt an Eure Tochter! Bitte! Kara, Pyhk und Zaltrys warten unten mit einem Karren auf uns.«
    »Ich kann nicht ohne Tekol gehen«, beharrte Elyna.
    Torus und Rael blickten sich kurz an. Schmerz in ihrem Blick, als teilten sie ein schreckliches Geheimnis. Tekol war tot, doch das konnten sie Elyna nicht sagen, wenn sie wollten, dass sie mit ihnen kam.
    »Hoheit, Tekol stößt im Versteck zu uns«, sagte Rael, doch seine Stimme strafte seine Worte Lügen.
    Elyna blickte ihn an. Kalira wimmerte. »Mutter, ich habe Angst vor den fremden Soldaten!«
    Elyna wirkte entschlossen, als sie sich erhob. »Gehen wir. Was ist mit der morvannischen Dienerschaft?«
    »Sie müssten bereits hinter den feindlichen Linien sein. Sie werden die Schergen des Schwarzen Magiers auf die falsche Spur locken. Pyhk und Zaltrys kommen mit uns.«
     
    Langsam gewöhnte sich Juliane an die Träume. Wenn sie nur hinterher nicht so müde wäre. Stöhnend zog sie sich die Bettdecke über den Kopf.
    Ein Teil von ihr sehnte sich danach, liegen zu bleiben, und in ihrem alten Zimmer in der anderen Welt zu sein. Ohne Sorgen, ohne Probleme dieser Größenordnung, wie sie sie hier in Goryydon meistern musste. Doch sie schleuderte die Decke fort und schwang die Füße auf den kalten Boden. Sie kleidete sich an und ging hinaus. Ihr graute vor dem Unterricht bei Brack. Der Mann schien einen Hang zum Sadismus zu haben.
    Juliane schlang ihre Arme um den Körper, während sie auf den Krieger wartete. Sie zuckte zusammen, als Brack einige Übungswaffen aus Holz vor ihre Füße warf.
    »Such dir eine aus!«
    Sie betrachtete die Waffen mit

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