Der Zauberspiegel
aus den Klauen der Todesreiter im Morvannental würde befreien können?
Moira musste befreit werden. Die Zauberin durfte nicht länger als Druckmittel für Kloob dienen. Zudem erwiese sich ihre Befreiung als Signal für die Bewohner des Königreiches, dass die Auserwählte Goryydon erreicht hatte.
Elyna nickte Kalira zu. Sie stand auf. »Komm mit, Juliane, wir gehen an die frische Luft.«
Verwirrt folgte Juliane ihrer Freundin. Im Gehen hörte sie, wie die Königin sagte: »Moira wies mich an, die Weissagung als Erstes meiner Tochter und der Auserwählten mitzuteilen.«
Kalira führte sie bis zu einer Ansammlung von Felslingen und ließ sich auf einem nieder. »Komm, setz dich.«
Juliane hockte sich auf einen Stein und Kalira begann zu erzählen.
»Moira hatte in der Nacht vor der Schlacht einen Traum. Sie sah voraus, dass Kloob sie gefangen nehmen würde. Sie drängte meine Mutter, sich folgende Worte einzuprägen. Dies wäre die einzige Möglichkeit, sie zu befreien.« Kalira machte eine theatralische Pause. »Es werden drei und einer sein, die den Weg der Auserwählten begleiten.
Die eine, die dereinst die Krone in Händen halten wird.
Der eine, der die Auserwählte als Erster fand.
Und jener, der sie führen kann.
Zuletzt werden sie von dem gefunden, der vorgibt zu sein, was er nicht ist.«
»Gut, und was bedeutet das im Klartext?« Juliane hoffte, sie wirkte nicht allzu dumm, aber sie verstand nur Bahnhof. »Das sind jetzt eindeutig zu viele geheimnisvolle Aussagen auf einmal.«
Kalira lachte. »Du wirst nicht allein ins Morvannental aufbrechen. Ich komme mit.« Sie jubelte.
Juliane verstand Kaliras Freude nicht sofort, aber dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: Kalira durfte das erste Mal die Berge verlassen. Sie strahlte. »Mensch, bin ich erleichtert, ich dachte tatsächlich, ich würde das allein durchstehen müssen.« Sie überlegte. »Gut, Torus ist dann der, der uns führt, und ja, Ranon hat mich als Erstes gefunden.«
Kalira nickte. »Stimmt.« Sie deutete zu den Höhlen. »Gehen wir wieder hinein. Ich bin neugierig, ob wir noch andere aufregende Nachrichten erfahren.«
»Wer mag das sein?« Aufgeregt starrte Juliane den Berg hinunter, an dem sich eine einsame Gestalt den Weg nach oben bahnte. Brack gab ihr mit der Breitseite des Holzschwertes einen Klaps auf den Rücken.
»Weiter! Wir sehen noch früh genug, wer da kommt.«
Halbherzig widmete sie sich ihren Übungen und schielte immer wieder auf den Wanderer. Schließlich gab Brack frustriert auf.
»Wir machen eine Pause. Ich hoffe, du reißt dich danach zusammen.«
Juliane warf ihr Übungsschwert fort und stellte sich auf einen Fels, konnte den Reisenden aber nicht mehr entdecken. Sie sprang von dem Stein und lief den Berg durch dichten Wald hinunter. Ein Felsbrocken versperrte ihr die Sicht. Als sie ihn umrundet hatte, stand sie dem Ankömmling gegenüber. »Ranon!« Außer sich vor Freude warf sie sich in seine Arme.
Ranon lachte. »Was für ein Empfang.«
»Ich hatte befürchtet, die Schwarzen hätten dich erwischt.«
»Ich habe versprochen, dass wir uns wiedersehen.« Ranon schob sie auf Armeslänge von sich und betrachtete sie. »Du bist erwachsen geworden«, stellte er fest.
Juliane schnaubte. »Du hast mich auch Monate nicht mehr gesehen.«
Ranon nickte und drückte ihre Hand. »Wie wahr. Erzähl, wie ist es dir ergangen? Sind die Leute im Lager nett zu dir?«
»Einfach wunderbar«, erwiderte sie.
Er strahlte und sah dabei umwerfend aus. »Komm, lass mich die anderen begrüßen, dann können wir reden.«
Ranon wurde von allen Seiten freudig begrüßt.
»Kennt dich denn jeder hier?«, fragte Juliane.
Ranon schmunzelte und deutete auf einen jungen Mann, der still vor sich hin schmauchend an seiner Pfeife kaute. »Ihn habe ich noch nie getroffen.«
»Soll ich euch miteinander bekannt machen? Sein Name ist Sharl, soweit ich informiert bin, arbeitete er als Glasmacher in Sytal.« Sie fühlte sich überglücklich, Ranon hatte ihr mehr gefehlt, als sie sich bisher hatte eingestehen wollen.
Kalira betrat die große Höhle und wirkte entspannt und gut gelaunt. Juliane ließ Ranon stehen und lief zu ihr. »Du errätst nicht, wer gerade gekommen ist!«
Kalira blickte über ihre Schulter und ihre Miene verfinsterte sich. »Du!«, fauchte sie.
Juliane drehte sich um, verwundert, wer Kaliras Zorn auf sich gezogen haben mochte. Ranon stand hinter ihr.
»Kalira, ich freue mich auch, dich wiederzusehen.« Er klang
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