Der Zauberspiegel
der silbernen Schnur gefolgt«, antwortete Aran ruhig, bevor er zornig die Hände in die Luft warf. »Hast du eine Ahnung, was für einen Schrecken du Kalira eingejagt hast? Wie kommst du dazu, einfach bei Nacht und Nebel zu verschwinden?«
Juliane räusperte sich. »Als mich Asleena rief, hatte ich keine Kontrolle mehr«, verteidigte sie sich, wohl wissend, dass dies nur eine schwache Entschuldigung darstellte.
Arans Blick verdüsterte sich. »Es ist meine Schuld. Ich hätte dich warnen sollen und mir denken können, dass sich Asleena einmischt.«
»Du kennst sie?« Sie warf ihr Haar zurück. Es erschien ihr als guter Einstieg, um Aran auszufragen. Er fixierte sie voll Misstrauen. »Du kennst sie. Sagt sie die Wahrheit? Können wir ihr vertrauen?« Sie berührte die Wasserflasche. »Aran, sprich mit mir! Kann man Asleena trauen?«
In Arans Augen spiegelte sich Widerwillen. »Ich bin ihr ein paar Mal hier im Tal begegnet.« Er machte eine Pause. »Sie hat nichts Böses im Sinn.«
Juliane nickte und Erleichterung erfüllte sie.
»Erzähl, womit hat sie dich verführt, dich aus dem Dorf zu schleichen wie ein Dieb bei Nacht?« In Arans Augen blitzte kalte Wut auf.
»Ich rede nicht mit dir, wenn du dich so benimmst.«
»Wie benehme ich mich denn?«, knurrte er und wirkte viel älter, als er tatsächlich war.
Sie verkniff sich den Vergleich, der ihr auf der Zunge lag, schon weil er damit nichts würde anfangen können. »Wie jemand, mit dem ich mich nicht unterhalten möchte.« Sie ging zu ihrem Pferd und schwang sich in den Sattel. Aran tat es ihr nach und lenkte seinen Rappen neben ihren Schimmel. Schweigend ritten sie los.
Gegen Abend erreichten sie das Morvannendorf. Aran grollte ihr noch immer und sie vermied es nach wie vor, mit ihm zu reden. So munterte sie die Aussicht auf, Kalira und Ranon zu sehen. Sie hatten ihre Pferde gerade in das Gatter gebracht, Sattel und Zaumzeug aufgeräumt und die Pferde gut versorgt, als Kalira auf Juliane zustürmte.
»Juliane! Beim Zepter der Könige, wo warst du?« Kalira umarmte sie erleichtert.
»Wir sollten zu Ranon gehen, dort kann Juliane die Geschichte erzählen«, meinte Aran.
Kalira warf ihm einen prüfenden Blick zu. Arans verschlossenes und mürrisches Gesicht sprach Bände. Sie nickte knapp und sie gingen in Talnas Hütte.
Ranon saß im Bett und musterte sie mit angespannter Miene. Er trug ein Hemd und seine vorsichtigen Bewegungen verrieten, dass seine Verletzung schmerzte. Er wirkte sichtlich erleichtert, als er sich von Julianes und auch Arans Unversehrtheit überzeugt hatte. Er umarmte sie kurz und begrüßte Aran freundschaftlich, als sie an sein Krankenbett traten.
Aran zog sich einen Stuhl an Ranons Bett, Juliane setzte sich ans Fußende und Kalira nahm am Kopfende Platz.
Kalira und Ranon lauschten ihrem Bericht gespannt und ohne sie zu unterbrechen. Aran hingegen saß in gelangweilter Haltung auf dem Stuhl und blickte abwechselnd zu ihr und in das Feuer.
Als sie mit ihrer Erzählung geendet hatte, musterte Aran sie eine Weile mit undurchdringlicher Miene. »Es war unverantwortlich von dir, einfach davonzulaufen.«
»Wer bist du? Mein Vater? Ich kann auf mich selbst aufpassen!« Er hatte recht, es war gefährlich, allein durch die Wälder zu streichen, aber sie konnte es nicht leiden, wenn er sie wie ein Kind behandelte.
»Du hast dich und uns in Gefahr gebracht! Hast du einen Gedanken daran verschwendet, was geschehen wäre, wenn nicht Asleena auf dich gewartet hätte, sondern Soldaten?«, meinte Aran scharf. »Davon abgesehen, der Zauber des Tals hätte Besitz von dir ergreifen können, hätte dich nicht Asleena geleitet. Du wärst hilflos umhergeirrt, ohne zurückzufinden!«
Sie schwieg.
»Asleena hat ihr die Mittel zur Befreiung Moiras überlassen«, warf Kalira ein. »Wir sollten kein Drama aus der Angelegenheit machen.«
Aran zuckte mit den Achseln. Sie entschied, ihn weiterhin mit Nichtachtung zu strafen, solange er sich so benahm. Stattdessen wandte sie sich an Ranon und Kalira. »Sie nannte mich Drachentochter. Was bedeutet das?«
Kalira und Ranon sahen sich an. Schließlich antwortete Ranon. »Das bedeutet, dass du die Auserwählte bist.«
Juliane nickte. »Eine Art Adelstitel?«, versuchte sie den Begriff zu definieren.
»Könnte man sagen«, stimmte Kalira zu. »Im Grunde bedeutet Drachentochter, dass du aus der direkten Blutlinie Zadieyeks stammst.«
»Ich stamme nicht einmal aus Goryydon!«
»Du trägst das Symbol der Sonne
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