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Der Zeichner der Finsternis

Der Zeichner der Finsternis

Titel: Der Zeichner der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilsa J. Bick
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eigentlich klar, wie viele Leute dich nicht ausstehen können? Ist dir klar, wie viele Leute dich für gestört halten?
    ccage: Alle. Darüber haben wir uns schon unterhalten.
    sarah13: Du machst es einem aber auch echt schwer.
    Ccage: Ach ja? Wo warst du denn die beiden letzten Jahre, Miss Allseitsbeliebt?
    Das war jetzt wirklich gemein. Ich schrieb rasch:
     
    ccage: Entschuldige. Ich bin ein Arsch.
    sarah13: Das fällt dir ja früh auf. Mir reicht’s für heute.
    Es ist gleich zwölf. Muss ins Bett.
    ccage: Gute Nacht.
     
    Sarah schrieb: DU KANNST MICH MAL! , und loggte sich aus.
    Ich legte mich ins Bett, schlief aber nicht gleich ein. Meine Gedanken sausten wie Flipperkugeln hin und her, und meine Augen klappten immer wieder auf. Der abnehmende Mond war noch dreiviertel voll, deswegen war es nicht völlig dunkel im Zimmer. Silbernes Licht sickerte herein, und die Bilder an meinen Wänden schienen zu glühen.
    Schienen sich zu bewegen.
    Ganz verstohlen. Als wüssten sie, dass ich sonst schreiend rausrennen würde.
    Ich lag reglos da und dachte: Vielleicht ist es jetzt so weit. Vielleicht erwachen die Bilder heute Nacht zum Leben und holen mich …
    Hatte ich mir das nicht immer gewünscht? Wartete ichnicht seit Jahren auf eine Gelegenheit, die andere Seite zu betreten und meine Eltern zu suchen? Es war schon ein paar Tage her … nein, ein paar Wochen, dass ich an der Kohlezeichnung von meiner Mutter gearbeitet hatte. Ich bekam einen Schreck. Wenn ich nicht mehr nach ihr suchte, würde sie dann auch nicht mehr nach mir suchen? Dann würde sich ihr Gesicht wie eine Rauchwolke verflüchtigen, und ich hätte nur noch ihre Fotos.
    Ich war eben ein Feigling. Wenn ich so dringend auf die andere Seite wollte, warum hatte ich dann die Tür wieder übermalt? Es war wie bei meiner Heimfahrt auf dem Fahrrad, als ich über Selbstmord nachgedacht hatte. Ich hatte zu viel Schiss, um in dieser Welt zu bleiben, und zu viel Schiss, um sie zu verlassen.
    Ich gähnte. Bestimmt konnte ich gar nicht mehr einschlafen. Nie mehr.
    + + +
    Die Geister raunen weiter, aber da ist noch jemand. Ich sehe ihn, er sieht mich. Ich kann den Mund immer noch nicht aufmachen, aber in meinem Kopf brennt und kribbelt es. Ich denke nichts, Papas Sohn ist ein Nichts, Papas Sohn hat nichts gemacht, nur zugeschaut, und jetzt sind überall Geister und Wölfe, und mein Mund ist verschlossen …
    Papa sagt, er will sich nach der Schule mit den anderen Männern vor der weißen Dame treffen und über die Wölfe reden. Die Gewerkschaft will die Wölfe hier nicht haben. Mr Eisenmann will die Gewerkschaft zerschlagen. Mr Eisenmann lässt die Wölfe an Miss Catherines Haus arbeiten …
    Katarina bei Sonnenuntergang, Katarinas weiße Haut und ihre Brüste, ihr Körper …
    Ich muss ganz leise sein, darf mich nicht rühren, damit keiner merkt, dass ich hier bin. Papa hat mich weggeschickt und Miss Catherine hat den Dienstboten bis heute Abend freigegeben. Nur der Butler ist noch da und bewacht die Haustür, aber an dem kann ich mich leicht vorbeischleichen. Ich komme oft her und besuche Marta. Ich bin ein Nichts und klein für mein Alter. Ich kenne alle Verstecke im Haus und alle geheimen Ein- und Ausgänge. Hauptsache, ich bin ganz leise, und das bin ich ja sowieso, wenn Marta und ich uns unterhalten …
    Es riecht nach Erde, nach Farn und großen Topfpflanzen. Wasser gluckert und plätschert über Kieselsteine, denn durch den Wintergarten fließt ein echter Bach. Licht fällt durch das breite Fenster. Das Oberlicht wirft bunte Tupfen wie Edelsteine auf die hellen Steinfliesen. Miss Catherine liegt auf dem seidenen Diwan. Sie ist so wunderschön, dass einem die Augen wehtun. Die Sonne hinter ihr scheint durch ihren Morgenmantel, und man sieht darunter ihre Brüste und den Schwung ihrer Hüften. Papa sieht das auch, denn er malt sie ja. Er steht mit dem Rücken zu mir an der Staffelei. Ich hocke hinter den Blumenkübeln und spähe durch die Palmwedel. Papa sagt Miss Catherine, wie sie sich hinlegen soll. Er macht ganz feine Pinselstriche, sodass ihre Haut auf dem Bild durchscheinend aussieht wie die Alabasterlampen in der weißen Dame.
    Die beiden merken nicht, dass ich da bin. Mir ist ganz heiß, weil ich sie heimlich beobachte. Ich hätte Papa gehorchen sollen. Das, was hier vorgeht, ist mir unheimlich.
    Hätte ich das Ganze doch nur schon früher gesehen – dann wäre das mit dem Blut und der Heugabel vielleicht nie passiert!
    Papa und Miss Catherine glauben,

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