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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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Magier ihm wohl alles zeigen würde.
    Sie gingen langsam auf den Jungen am Strand zu. Er war völlig konzentriert. Selbst wenn er die beiden Besucher hätte sehen können, er wäre nicht auf sie aufmerksam geworden.
    Der Stock ragte aus dem Sand heraus. Mit einem dünnen, kurzen Ast zeichnete der Junge nun Striche in den Sand. Rund um den Stock. Immer dicht an dessen Schatten im Sand.
    „Ich hatte versucht, die Zeit umzulenken“, erklärte der Schattengreifer nun wieder, und noch immer klang er amüsiert. „Erste verrückte Versuche. Ich wollte den Schatten der Sonne umlenken. Ich dachte, dieser glühende Ball am Himmel ist für die Zeit verantwortlich. Und wenn es mir gelänge, den Schatten zu verschieben, dann könnte ich auch die Zeit verändern.“
    „Manchmal hat man eben die verrücktesten Ideen“, antwortete Simon in Gedanken.
    Doch der Schattengreifer widersprach: „Oh, du glaubst gar nicht, wie nahe ich an der Lösung des Problems dran war. Ich hatte nur einen einzigen Fehler begangen: Ich hatte versucht, rund um den Schatten etwas zu verändern. Dabei brauchte ich doch nur den Schatten selbst zu berühren.“
    „Ich verstehe nicht …“
    „Sieh hin!“
    Der Junge am Strand wurde nachdenklich. Er fuhr mit seinen Fingern die Rillen im Sand nach, die er gezeichnet hatte und an denen der Schatten des Stocks unverändert vorbeigewandert war.
    Plötzlich huschte ein Lächeln über das Gesicht des Jungen. Er hatte wohl einen Einfall. Er warf den kurzen Ast zur Seite und streckte eine Hand nach dem Schatten auf dem Boden aus.
    Simon beobachtete ihn dabei und hielt den Atem an. Der Junge berührte den Schatten auf der Erde. Er legte die Finger darauf und bewegte sie leicht zur Seite.
    Simon erschrak, als er bemerkte, was diese kleine Bewegung auslöste. Und auch der Junge zog rasch die Finger wieder zurück. Es ängstigte ihn selbst, was er gerade geschafft hatte:
    Die Sonne war in ihrem Lauf ein Stückchen zurückgewandert. Nur für eine Sekunde hatte sie sich zurückbewegt. Gerade so lange, wie der Junge am Strand den Schatten angerührt hatte.
    „Das kann nicht sein!“, stieß Simon atemlos hervor. Und auch der Junge dort vor ihm schaute zweifelnd von seinen Fingerspitzen zu dem Schatten und wieder zurück auf seine Finger.
    „Sieh es dir an“, klang es in Simons Kopf.
    Der Junge streckte erneut die Finger nach dem Schatten aus, dieses Mal den Blick auf die Sonne gerichtet. Und tatsächlich: Kaum hatte er den Schatten berührt und ihn leicht zurückgedrängt, da bewegte sich auch die Sonne erneut ein Stück auf ihrer Bahn zurück. Der Junge zog den Schatten vor, und die Sonne gehorchte ihm. Sie machte einen großen Satz am Himmel, und schon im nächsten Moment färbten sich die wenigen Wolken um die Sonne herum rot.
    Am liebsten hätte sich Simon umgedreht und dem Schattengreifer ins Gesicht geschrien: „Das kann nicht sein. So etwas ist unmöglich! Ihr wollt mich täuschen und baut Lügenbilder auf!“ Doch er tat es nicht. Inzwischen hatte er sich beinahe daran gewöhnt, Dinge zu sehen, die seine bisherige Vorstellung von dem, was möglich war, weit übertrafen: eine riesige Zeitmaschine, sprechende Krähen, verzauberte Menschen und vor allem – der Seelensammler. Und so unfassbar das alles auch war, Simon zweifelte keine Sekunde daran, dass der Schattengreifer ihm hier tatsächlich das zeigte, was damals geschehen war am … wie hatte er es genannt? … Anfang . Die Zeit vor der Zeit.
    Der Schattengreifer berührte ihn am Arm, und Simon fuhr zusammen. „Hast du Zweifel an dem, was du siehst?“, fragte er, und in Simon kam der Verdacht auf, dass der Magier vielleicht sogar die innersten Gedanken erraten konnte, die Simon eigentlich nicht hatte preisgeben wollen. Doch der Magier zerstreute diese Vermutung, indem er sagte: „Das alles muss dir doch ganz unglaublich vorkommen.“
    Simon wusste nicht, was er antworten sollte. Doch eine Antwort war wohl auch nicht nötig. „Möchtest du sehen, woher ichmeine magische Kraft habe?“, fragte der Magier auch schon, und wieder begann alles um sie herum zu verschwinden. Die Farben verliefen ineinander. Der helle Strand und der blaue Himmel verschwommen zu einer einzigen Farbmasse. Die Farben verloren sich, und aus dem Gemisch um Simon herum entstand ein neues Bild.
    Wieder befanden sie sich draußen am Strand. Doch dieses Mal war der Junge verschwunden. Simon blickte zur Seite und erkannte den Eingang zur Höhle mit den Kohlestrichen. Alles, was er

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