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Der Zeitenherrscher

Titel: Der Zeitenherrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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verhindern, dass die beiden aufeinandertrafen. Ich wollte meinen Fehler von einst wiedergutmachen.“
    Noch einmal brüllte der Säbelzahntiger laut auf, dann ging ein Ruck durch seinen Körper, und er rannte auf den Schattengreifer am Strand zu.
    Der wartete ab. Er sah das riesige Tier auf sich zukommen, ohne sich zu rühren.
    Simon hielt den Atem an.
    Schließlich sprang der Tiger auf den Schattengreifer zu, und im gleichen Moment hob dieser nur seine Hände in die Höhe und schrie ein einziges Wort.
    Noch in der Luft krümmte sich der Tiger schreiend zusammen, dann fiel er auf die Erde, direkt zu Füßen des jungen Magiers.
    „Ich hatte ihn betäubt“, vernahm Simon die Erklärung. „Denn ich wollte ihm seine Kraft nehmen.“
    Simon sah, wie der Junge sich über den Tiger beugte und ihm die Krallen aus den Pfoten riss. Dann erlosch das Bild.
    „Es hatte nicht funktioniert“, gab der Schattengreifer zu, und echte Enttäuschung klang in seiner Stimme mit. „Vielleicht hätte ich den Tiger töten müssen. Vielleicht hätte ich ihn früher aufsuchen müssen. Ich konnte den Jungen nicht mehr retten. Noch immer steckt sein Leben in der kleinen Krähe. Du kennst sie ja.“
    Simon nickte.
    „Ich nahm die Krallen als Trophäe an mich. Und als Warnung. Eine Kralle fügte ich in die Zeitmaschine ein. Als Kompass. Niewieder wollte ich einen Zeitpunkt verpassen. Und die Kralle dieses Tigers in der Maschine sollte mich daran erinnern.“
    „Und die anderen Tigerkrallen?“
    „Ich habe sie aufbewahrt. Bis auf eine. Die habe ich verschenkt. Einst …“
    Simon konnte nun eine Frage nicht mehr unterdrücken. Er fühlte, dass er noch nie so nahe daran war, die ganze Wahrheit zu erfahren. Und deshalb wagte er den Vorstoß: „Warum sind die Jugendlichen auf dem Schiff? Wofür benötigt Ihr die Zeitenkrieger?“
    Der Schattengreifer zeigte sich weiter amüsiert. „Nun nähern wir uns langsam den Fragen, die dir auf der Seele brennen, nicht wahr?“
    Der Schattengreifer ließ die Knochen seiner Finger knacken. Es machte ihm sichtlich Spaß, Simon noch etwas auf die Folter zu spannen. Doch plötzlich beugte er sich tief zu Simon vor und sah ihn aus seinen dunklen Augen so eindringlich an, dass Simon eines bewusst wurde: Der Schattengreifer wollte ihn tatsächlich in sein Geheimnis einweihen.
    „Eine neue Zeit“, gab er von sich, ohne die Lippen zu bewegen. „Eine neue Welt!“
    Er richtete sich wieder auf und ließ seine Finger erneut lautstark knacken. „Ich möchte eine Welt erschaffen, in der es keine Kriege mehr gibt. In der Streitigkeiten mit Worten und mit Intelligenz gelöst werden, statt mit Waffen und mit Hass.“ Er legte eine Hand auf Simons Schulter. „Und du und die Zeitenkrieger – ihr seid der Schlüssel zu alledem. Ihr und der Seelensammler.“
    Zu gern hätte Simon etwas erwidert. Doch ihm war klar, dass dies ein Moment war, in dem er besser schwieg. Der Magierstand ihm gegenüber wie ein Theaterspieler, der die gespannte Erwartung vor der Aufführung genoss. Und gewiss sammelte der Schattengreifer gerade seine Gedanken, um sich Simon endlich anzuvertrauen.
    „Anfangs hat mich mein Plan selbst erschreckt“, begann der Schattengreifer seine Rede. „Doch dann wurde mir mehr und mehr bewusst, dass es keinen besseren Weg zur Rettung der Menschen gab als diesen. Und so verschrieb ich mich mit meinem ganzen Tun und meinem Sein diesem Vorhaben.“
    Er ließ den Blick nach oben schweifen, als sehe er in die Ferne. Als könne er das, was er gerade beschrieb, vor seinen Augen entstehen sehen. Doch die Wand blieb leer.
    „Nachdem ich den Seelensammler geschaffen hatte, schien alles ganz leicht. Ich benötigte nur noch meine Krieger – meine Zeitenkrieger. Kämpfer für eine neue Zeit. Allerdings ohne Gewalt. Das Ziel schien bereits zum Greifen nahe. Doch ich täuschte mich. Ich beging Fehler.“
    „Zum Beispiel, als Ihr den Ersten auf das Schiff geholt habt?“
    Der Magier ließ den Kopf wieder sinken und blickte Simon erstaunt an. „Du weißt davon? Du weißt von …“
    „… meinem Vater. Ja. Auch davon, dass Ihr ihn auf dem Schiff nicht halten konntet.“
    Der Schattengreifer verzog das Gesicht. „Es tut mir heute noch leid, was geschehen ist. Ich hatte alles falsch eingeschätzt. Ich dachte … ich hoffte …“
    „Ihr habt meinen Vater entführt.“
    „Seine Fähigkeiten auf dem Wasser waren einzigartig. Du kannst es noch nicht wissen, doch eines Tages wird ein geniales Rudermanöver nach deinem

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