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Der Zorn Des Skorpions

Der Zorn Des Skorpions

Titel: Der Zorn Des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie gestern anrief.«
    Er blickte grimmig aus dem Fenster, den Schneeflocken nach, die unablässig vom bedeckten Himmel fielen. »Wir haben am Telefon gestritten. Das ist nichts Besonderes. Ich dachte, sie würde mir kampfbereit ins Haus stürmen, aber als sie sich nicht blicken ließ, dachte ich mir, sie hätte sich erst einmal etwas Zeit genommen, um sich zu beruhigen. Bald ist Weihnachten. Sie steckte bis über beide Ohren in diesem elenden Fall mit dem Serienmörder, und da dachte ich, ihre Wut hätte sich abgekühlt. Ob Sie’s glauben oder nicht, auch das kommt vor.«
    In der Küche schrillte eine Zeitschaltuhr. Michelle fuhr hoch, als hätte sie auf Sprungfedern gesessen, schoss aus dem Sessel und hetzte an einem Esstisch vorbei zum bogenförmigen Durchgang zur Küche.
    Bianca sah ihren Vater an. »Mom ist doch nichts passiert, oder?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Lucky und lächelte ihr voller Zuversicht zu.
    Alvarez’ Handy klingelte. Sie stand auf und ging zum Durchgang, um sich ein wenig Privatsphäre zu sichern. »Alvarez«, meldete sie sich, zückte wieder einmal ein Papiertaschentuch und hörte die Stimme des zweiten Sheriffs Cort Brewster in der Leitung.
    »Wir haben ein Signal von Pescolis Fahrzeug bei Horsebrier Ridge empfangen.« Alvarez wurde flau im Magen. Auf dem Weg von Regans Haus hierher war sie über diesen Bergrücken gefahren. »Rule ist bereits dort und hat das Fahrzeug gefunden. Ein Wrack, unter Schnee begraben. Wir haben noch eine Einheit losgeschickt und den Abschleppdienst benachrichtigt.«
    Alvarez warf einen verstohlenen Blick über die Schulter. Bianca sah sie mit großen Augen an, während Lucky den Nachrichten im Fernseher lauschte.
Was für ein Chaos.
    »Hat jemand die Fahrerin gesehen?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Noch nicht.« Seine Stimme klang verbissen. »Rule spricht von beinahe dreißig Zentimeter Schnee auf dem Wagen. Er kann nicht feststellen, wie schwer er beschädigt ist oder ob noch jemand drinsitzt.«
    »Ich bin schon auf dem Weg«, sagte sie und musste erst einmal verdauen, was der zweite Sheriff gesagt oder auch nicht gesagt hatte. In der vergangenen Nacht waren die Temperaturen in diesem Autowrack bestimmt weit unter den Gefrierpunkt gesunken, und wenn Regan sich nicht hatte befreien können …
    Sie beendete den Anruf und wandte sich zurück ins Wohnzimmer. Bianca starrte sie immer noch an.
    »Ich muss los. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.«
    »Es ging um Mom«, vermutete Bianca mit aschfahlem Gesicht. »Stimmt’s?«
    »Wir wissen es nicht. Kann sein, dass ihr Wagen gefunden wurde. Noch ist überhaupt nichts sicher.«
    »Wo?«, wollte Bianca wissen und erhob sich von ihrem Platz auf dem Polsterhocker.
    Jetzt endlich zog sie Luckys Aufmerksamkeit auf sich. Mit der Fernbedienung schaltete er den Fernseher aus. Michelle, Küchenhandschuhe in Schneemannform an den Händen, war zum Durchgang zum Esszimmer gekommen und wartete ebenfalls.
    »Ich weiß noch nichts Genaues, aber das wird sich bald ändern«, sagte Alvarez. »Ich rufe an.«
    »Nein … Ich möchte mitkommen.« Bianca war schon auf dem Weg zur Tür, doch Lucky streckte den Arm aus und stoppte sie, hielt seine Tochter fest. Jetzt erst schien er richtig zu begreifen, wie schlimm die Lage war.
    »Wir dürfen uns nicht in Polizeiangelegenheiten einmischen, Schätzchen. Detective Alvarez hat versprochen, uns anzurufen, und das wird sie tun.«
    Alvarez’ Mut sank, als sie zur Tür ging und nach draußen trat. Was immer Regan zugestoßen sein mochte, es war bestimmt nichts Gutes. Auch Lucky Pescoli wusste das.
    Nur Bianca klammerte sich noch an eine kindliche Hoffnung.

5. KAPITEL
    A lvarez stand auf der vereisten Straße, die den Horsebrier Ridge durchschnitt, und beobachtete nervös die Männer von der Rettungsmannschaft, die an Seilen den steilen Felsen hinaufstiegen. Es war dunkel, der Wind fegte durch die Schlucht, doch der Schneefall hatte ausgesetzt. Kein Neuschnee fiel vom dunklen Himmel. Im Augenblick zumindest nicht.
    Müde, hungrig und von Magendrücken gequält, während die Wirkung ihres Grippemittels nachließ, hatte sie sich zusammen mit mehreren Deputys und Mitgliedern der Rettungsmannschaften von Feuerwehr und Büro des Sheriffs am Unfallschauplatz eingefunden. Die Straße war gesperrt, Leuchtfackeln versprühten orangefarbenes Licht, das das grellweiße Leuchten der Taschenlampen, Scheinwerfer, Rücklichter und Zigaretten untermalte. Die gespenstische Szenerie

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