Der Zuckerkreml
Kopfstütze
klebend:
»Verge-e-e-bung! Oh, o-o-oh, Verge-e-e-bung!«
»Vergebung? Wofür denn, verdammt noch mal!«, murmelte
Hufeisen.
Ein Wachsoldat drohte ihm mit dem Finger. Der andere
starrte auf den unter den Hieben zuckenden Hintern.
»Verge-e-e-bung! O-o-o-h, Verge-e-e-hebung!«, jaulte
Petrow.
Seine Reue konnte Matjucha nicht besänftigen, im
Gegenteil, sie reizte ihn sichtlich: Er hieb nun schärfer, in deutlicheren
Abständen, hielt die Rute vor jedem Schlag einen Moment lang erhoben, als zielte er
neu, um dann mit nur noch mehr Pfeffer dreinzuhauen. Petrow strampelte mit den
dicken Beinen, sein Hintern wackelte wie Pudding.
»Verge-e-bt mir, oh, verge-e-e-ebt mir doch!«, kreischte
er so inbrünstig in das Brett unter seinem Kopf, dass der weiße Hals erst rosa und
dann rot anlief. Das kurz geschorene sonnenbleiche Haar zitterte im Nacken.
»Unser Petrucchio ist ganz schön empfindsam«, brummte San
Sanytsch und sah zum Himmel.
Der Geierschwarm, der nun jenseits der Großen Russischen
Mauer über chinesischem Territorium segelte, hatte sich dezimiert: Vier waren noch
da, zwei kamen kreischend und halbherzig einander attackierend zurückgeflogen.
Als über zwanzig Hiebe ausgeteilt waren, stimmte Petrow eine neue
Strophe seines Bußgesangs an.
»O Vä-äter, Vä-ä-äter, unsere Vä-ä-äter!«
»Der pisst sich ein«, äußerte der tumbe Sanjok überzeugt
und nickte mit dem unförmigen Kopf.
Petrow zuckte mit den Beinen, sein Genick schlotterte, der
Kopf presste sich immer heftiger gegen das Brett, drückte das Gesicht platt, aber
wirklich in Bewegung war nur der Hintern. Die lila Streifen der ersten Hiebe waren
nun von kräftigem Rot überkreuzt, in den winzigen Blutströpfchen, die auf die weiße
Haut getreten waren, blinkte das Sonnenlicht.
Bei den letzten Hieben brüllte Petrow schon wie ein
Berserker, die Worte waren kaum noch zu verstehen. Es war klar, dass Matjucha sich
in Wut geschlagen hatte. Bei Hieb Nummer achtundzwanzig brach die Rute entzwei.
»Puh, Kacke!«, stieß Matjucha hervor, spuckte Petrow auf
den Hintern und schleuderte den Rest der Rute von sich; schüttelte das rechte
Handgelenk und verzog angewidert das Gesicht.
Petrow indes brüllte immer noch, dass sein schwitzender
roter Nacken bebte. Die Wachen schnallten ihn los. Daraufhin beruhigte er sich
sofort. Wälzte sich von der Tanjuscha zu Boden, rappelte sich auf, raffte seine
Hosen und trollte sich zu den Seinen. Matjucha verschraubte den Zylinder, nickte den
Wachen zu. Die klappten die Tanjuscha zusammen.
»Guten Appetit!«, warf Matjucha hin, mit einem kurzen,
finsteren Blick zu den Arbeitern.
»Wir danken!«, erwiderte der Vorarbeiter, wie es sich
gehörte.
Der Scharfrichter und die Wächter mitsamt der Tanjuscha
begaben sich zum Hubschrauber. Ihnen folgten die Haftentlassenen; Thermoskübel, Brot
und Geschirr ließen sieauf dem Tisch unter dem Zeltdach zurück.
Die fünf verschwanden im Bauch der dunkelgrünen Maschine. Die Leiter wurde
eingezogen, die Tür geschlossen, die Propellerflügel begannen sich zu drehen. Keine
Minute später hob der Hubschrauber MAUER-Ost-182 ab, drehte eine scharfe Kurve und flog gen Norden davon.
Zurück blieben Brigade No. 17, ein Zeltdach mit Tisch und Stühlen, ein Fass mit
Trinkwasser und die Sicherheitssäule mit großer elektronischer Uhr, fünf
Überwachungskameras und dem grauen runden Lautsprecher.
»Gefangene! Verbliebene Zeit zum Essenfassen: 16
Minuten!«, verkündete dieser.
»Da sieht man’s, die Bestrafung haben sie wieder vom
Essenfassen abgeknapst«, bemerkte der tumbe Sanjok, nahm die verschossene blaue
Kappe vom Kopf und eilte unter das Zeltdach.
»Und das gleich vierzehn Minuten!«, ergänzte der
dicklippige Botscharow, der im schaukelnden Kamelschritt hinterhertappte.
»Ja, was dachtet ihr Rindviecher denn!«, fragte der
hinkende Hufeisen, böse gegen die Sonne blinzelnd.
Die Arbeiter stellten die Plastikstühle um den Tisch und
setzten sich. Sawoska und Salman ließen sich nieder, als wäre nichts geschehen. Nur
Petrow setzte sich unter Ächzen und Grimassen, betastete seine Knie, bevor er sich
mit den großen weißen Armen darauf stützte. San Sanytsch riss das Essgeschirr aus
der Packung: tiefe Teller, aus Reispulpe gepresst. Hufeisen packte die Löffel aus.
»Wer teilt aus?«, fragte Sawtschenko brummig, kratzte sich
den Kopf, drehte ihn fragend.
»Ich,
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