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Der Zusammenbruch

Der Zusammenbruch

Titel: Der Zusammenbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emile Zola
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davon, sie vor die Tür zu setzen, als Henriettes Name fiel.
    »Wieso, Henriette?« fragte der junge Mann.
    Und schließlich erfuhr er dann, seine Schwester sei seit zwei Tagen in Remilly; sie wäre in solche Todtraurigkeit über ihren Verlust verfallen, daß der Aufenthalt in Sedan, wo sie ein so glückliches Leben geführt habe, ihr unerträglich geworden sei. Ein Zusammentreffen mit Doktor Dalichamp von Rancourt, den sie kannte, hatte sie dazu gebracht, sich bei Vater Fouchard in einer kleinen Kammer niederzulassen, um sich ganz den Verwundeten in dem benachbarten Lazarett zu widmen. Das allein, sagte sie, gewährte ihr Ablenkung. Sie bezahlte ihren Unterhalt und wurde aus dem Hofe die Quelle von tausend Annehmlichkeiten, so daß der Alte sie mit wohlgefälligen Augen anblickte. Wenn er dabei verdiente, war's immer gut.
    »Ach! Meine Schwester ist hier!« sagte Maurice wieder. »Das also hat Herr Delaherche mir mit seinenRiesengebärden sagen wollen, die ich nicht verstand! ... Schön, wenn sie hier ist, dann ist ja alles gut, dann bleiben wir auch.«
    Trotz seiner Ermattung wollte er sie sofort im Lazarett aufsuchen, wo sie die Nacht zugebracht hatte; nun aber war der Ohm wütend darüber, daß er jetzt nicht mit seinem Karren und den beiden Hammeln auf seinen Schlachterhandel durch die Ortschaften losziehen könne, solange diese verfluchte Geschichte mit dem Verwundeten, der ihm da in die Arme gefallen war, nicht zum Schlusse gekommen wäre.
    Als Maurice Henriette zurückbrachte, überraschten sie Vater Fouchard, wie er das Pferd sorgfältig untersuchte, das Prosper eben in den Stall bringen wollte. Müde war das Vieh ja, aber verteufelt fest, und es gefiel ihm. Lachend sagte der junge Mann, er schenkte es ihm: Henriette nahm ihn ihrerseits beiseite und setzte ihm auseinander, Jean werde ihn bezahlen, sie selbst werde sich mit ihm befassen und ihn in der kleinen Kammer versorgen, da hinter dem Stall, wo die Preußen ihn sicher nicht suchen würden. Brummig und immer noch nicht recht davon überzeugt, daß bei der Geschichte für ihn was Gutes herausspringen werde, stieg Vater Fouchard schließlich auf seinen Karren und zog ab, nachdem er ihr freigestellt hatte, alles zu tun, was ihr gut schiene.
    Nun brachte Henriette in ein paar Minuten mit Silvines und Prospers Hilfe die Kammer in Ordnung und ließ Jean hinaufbringen, den sie in ein ganz frisches Bett legten, ohne daß er weitere Lebenszeichen, als ein undeutliches Stammeln, von sich gab. Er öffnete die Augen, sah um sich, schien aber niemand zu erkennen. Maurice brachte es noch fertig, ein Glas Wein zu trinken und einen Rest Fleisch zu essen,worauf er mit einem Schlage infolge seiner gänzlichen Abspannung zusammenbrach; da trat Doktor Dalichamp, wie alle Morgen, auf seinem Wege zum Lazarett herein, und der junge Mann fand noch soviel Kraft, ihm in seinem Wunsche nach Gewißheit mit seiner Schwester an das Bett des Verwundeten zu folgen.
    Der Doktor war ein junger Mann mit dickem, rundem Kopf, Bartkrause und Haar wurden bereits grau. Sein kräftig gefärbtes Gesicht war wie das eines Bauern durch den ständigen Aufenthalt in frischer Luft wie gegerbt, denn er befand sich dauernd unterwegs, um irgendwelchem Leiden Linderung zu schaffen; seine lebhaften Augen dagegen und seine dicke Nase, seine gutmütigen Lippen drückten durchaus das Wesen eines mitfühlenden Mannes aus, der wohl zuweilen etwas verdreht war, ein Arzt ohne besonderen Geist, dem indessen seine langjährige Erfahrung beim Erkennen von Krankheiten ausgezeichnete Dienste leistete.
    Als er den immer noch schlummernden Jean untersucht hatte, sagte er leise:
    »Ich fürchte sehr, es wird notwendig werden, das Bein abzunehmen.«
    Das war ein großer Kummer für Maurice und Henriette. Er fügte indessen hinzu:
    »Vielleicht werden wir ihm das Bein erhalten können, aber es wird große Mühe machen und sehr lange dauern ... Im Augenblick steht er unter dem Einfluß derartiger körperlicher und seelischer Niedergeschlagenheit, daß das einzige, was wir tun können, ist, ihn schlafen zu lassen ... Morgen wollen wir mal sehen.«
    Als er ihn dann verbunden hatte, wandte er sich zu Maurice, den er schon früher als Kind gekannt hatte.
    »Und Sie, mein braver Junge, Sie lägen auch besser im Bett, als daß Sie hier auf dem Stuhle sitzen.«
    Der junge Mann sah mit ausdruckslosen Augen starr vor sich hin, als hörte er ihn gar nicht. Er war trunken vor Müdigkeit, und nach all dem Leid und dem Widerwärtigen,

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