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Der Zweite Messias

Titel: Der Zweite Messias Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Meade
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die belebten Straßen von Maalula fuhren.
    Auch Lela betrachtete staunend die alte Stadt, in der christliche und moslemische Traditionen auf sonderbare Weise miteinander verschmolzen. In Abständen von ein paar hundert Metern wechselten Nonnen- und Mönchsklöster einander ab. In den engen Gassen drängten sich neben Einheimischen in arabischer Kleidung Priester, Nonnen und Mönche in ihren religiösen Trachten und Gewändern.
    Orientalische Musik dudelte aus kleinen Geschäften, in denen arabische Kleidung, Gebetsketten, billiger Schmuck undHeiligenbilder von Jesus und der Jungfrau Maria verkauft wurden. Verkäufer boten Döner und Koftas an, die über glühend heißer Holzkohle gebraten wurden. Das würzige Aroma der frischen Speisen drang in den Wagen.
    Hinter der Stadt bog der Fahrer auf eine von Schlaglöchern übersäte Wüstenstraße ab, die sich durch eine felsige Schlucht schlängelte. Bis auf zwei ältere arabische Ziegenhirten war die Straße menschenleer. Ein paar Kilometer weiter entdeckte Lela ein Hinweisschild, auf dem auf Arabisch und auf Englisch »Pauluskloster« stand.
    »Seht ihr das Licht dort?« Lela zeigte auf den orangeroten Schein am Horizont. Zuerst dachte sie, es wäre das letzte Rot der untergehenden Sonne; dann wurde ihr klar, dass es ein Feuer sein musste. »Sieht aus, als ob es da brennt.«
    »Ich fürchte, du hast recht«, sagte Ari und schlug dem Fahrer auf den Rücken. »Gib Gas.«

    Pater Novara lag auf den kühlen Steinfliesen und stöhnte im Todeskampf.
    Seine Lider zuckten, und immer wieder schwanden ihm die Sinne. Die getünchten Wände verschwammen vor seinen Augen, während in seiner Brust unerträgliche Schmerzen wühlten. Er hatte das Gefühl, ein glühend heißer Dolch hätte sein Herz durchbohrt. Er wusste, dass er sterben würde.
    Novara hustete und spuckte einen Klumpen blutroten Schleim aus. Er hatte einen salzigen Geschmack im Mund. Nachdem die beiden Kugeln mit der Wucht von Hammerschlägen in seine Brust gedrungen waren, konnte er sich nicht mehr bewegen. Die schweren Verletzungen hatten ihn paralysiert. Er hatte in einer Lache aus seinem eigenen Blut gelegen. Wie lange, wusste er nicht, doch die Schmerzen waren immerquälender geworden. Irgendwann waren die Stimmen auf der anderen Seite des Raumes verstummt, und Novara hatte die Besinnung verloren.
    Jetzt war er wieder bei Bewusstsein, doch er wusste, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hatte. Wieder stöhnte er vor Schmerz, doch niemand reagierte darauf. Novara wusste nicht, ob seine Mitbrüder noch lebten und was hier im Kloster vor sich ging, doch er befürchtete das Schlimmste. Er konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, als sein Hirn einen chemischen Cocktail freisetzte, der die Schmerzen beim Sterben linderte. Er hob die rechte Hand, berührte mit den Fingern seine Brust und hielt sie sich vors Gesicht. Von den Fingerspitzen tropfte Blut. Wieder hustete Novara und spuckte einen Blutklumpen aus. Jeden Augenblick würde ihn der Tod ereilen.
    Novara versuchte, sich auf die getünchten Wände zu konzentrieren. Das Weiß mutete beinahe himmlisch an. Er streckte den Arm aus, um die Wand zu berühren, doch es gelang ihm nicht. Seine Hand fiel schlaff herunter.
    Novara stöhnte, mobilisierte die letzten Kräfte, streckte noch einmal die blutbefleckten Finger aus und versuchte, die Wand zu erreichen.
42.
    Kaum hatte der Fahrer vor dem Kloster gehalten, sprang Lela aus dem Wagen.
    Senffarbene Mauern umschlossen eine jahrhundertealte arabische Festung, über deren Eingangstor erstaunlicherweise einKruzifix prangte. Ari und die beiden anderen Mossad-Agenten folgten Lela. Ein Flügel des Eichentors war weit geöffnet und gab den Blick auf einen prachtvollen Innenhof mit plätschernden Brunnen frei. Lela sah dicke Rauchschwaden aus den unteren Stockwerken des Gebäudes quellen. Orangerote Flammen schlugen hinauf bis zum Dach. Das Feuer schien außer Kontrolle geraten zu sein.
    Ari wandte sich Rasha zu. »Bleiben Sie beim Wagen. Haben Sie eine Taschenlampe?«
    »Ja.« Die Frau griff unter den Sitz des Volvos und zog eine gummierte Taschenlampe hervor.
    Ari nahm sie entgegen; dann wandte er sich dem Fahrer zu. »Kommen Sie mit. Du auch, Lela. Haltet die Augen auf. Wir wissen nicht, was uns drinnen erwartet.«
    Ari zog seine Sig und lief auf den Eingang zu. Uday und Lela folgten ihm mit gezogenen Waffen. Sie betraten den Hof. Niemand war zu sehen. Stumm zeigte Ari mit zwei Fingern auf seine Augen und dann auf den

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