Der Zweite Messias
gesagt, ich würde mit meiner Vermutung, dass eine Verbrecherbande für den Mord verantwortlich ist, völlig danebenliegen. Warum?«
»Wenn Pater Novara den Text entschlüsselt hat, können wir davon ausgehen, dass sich hinter dem Mord und dem Diebstahl viel mehr verbirgt. Verbrecher interessieren sich für Geld, nicht für Geheimschriften. Vielleicht haben Diebe die Schriftrolle gestohlen, aber wenn, hatten sie den Auftrag dazu. Novara hat gesagt, niemand soll weder diese noch die anderen Schriftrollen zu sehen bekommen. Das könnte heißen, dass sie an einen Privatsammler gehen.«
»Was für andere Schriftrollen?«, fragte Savage verwirrt.
»Novara machte Andeutungen, dass er nicht nur unsere, sondern auch andere gestohlene Schriftrollen übersetzt hat.«
»Aus Qumran?«
»Wer weiß? In Novaras Arbeitszimmer habe ich die Zeichnung einer römischen Inschrift mit Tieren, Monstern und Sylphen gefunden. Eine ähnliche Inschrift hatte ich vorher schon mal irgendwo gesehen. Ich habe mir das Hirn zermartert, aber mir ist nicht eingefallen, wo.«
»Okay, Inspektor Poirot, was hast du sonst noch herausgefunden?«, fragte Savage.
Ehe Jack etwas erwidern konnte, schlenderte Pierre mit einer Zeitung unter dem Arm auf sie zu. »Die Behörde für Altertumsforschungen hat gerade angerufen, Buddy. Du sollst sofort in ihr Büro in Jerusalem kommen.«
»Warum?«
»Das hat der Bursche nicht gesagt, nur dass es dringend ist.Du sollst nach der Ermittlungsabteilung fragen, sobald du dort bist.« Pierre zwinkerte Jack zu. »Wie geht es dem Patienten?«
»Viel besser, seitdem du mir das Morphium gegeben hast.«
»Würde es uns nicht allen so ergehen? Und denk daran, keine Turnübungen, sonst platzt die Wunde auf. Übrigens … hat von euch heute schon jemand einen Blick in die Zeitung geworfen?«
Pierre reichte Jack die hiesige Tageszeitung. Die fett gedruckte Überschrift lautete: RÄTSELHAFTER MORD UND DIEBSTAHL IN QUMRAN. POLIZEI SUCHT TÄTER.
»In dem Artikel stehen sämtliche grässlichen Details des Verbrechens und Spekulationen über Schwarzmarktdiebe«, sagte Pierre.
Buddy nahm Jack die Zeitung aus der Hand und überflog den Artikel. »Da bin ich aber froh, dass ich nicht der Einzige bin, der so denkt.« Er hob den Blick. »Wenn das so weitergeht, treiben sich hier im Camp bald mehr Reporter herum als Fliegen auf Kamelmist.«
Buddy gab Pierre die Zeitung zurück und tätschelte Jacks Wange. »Wir reden weiter, wenn ich zurück bin. Ruh dich inzwischen aus.«
Savage und Pierre gingen zum Bürocontainer. Jack schaute ihnen nach, drehte sich dann zu Yasmin um und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Buddy weiß gar nicht, dass er sich manchmal benimmt, als wäre er mein Vater«, sagte er.
»Er meint es gut, Jack.«
»Ich weiß.« Jack warf einen Blick auf die Uhr. »Hör zu, Yasmin, du musst mir einen großen Gefallen tun. Würdest du mich nach Tel Aviv fahren?«
»In deinem Zustand solltest du keine Reise machen.«
»Du hast gehört, was Pierre gesagt hat. Ich bin auf dem Weg der Besserung.« Jack zeigte ihr sein Handy. »Während du dichmit Buddy unterhalten hast, habe ich mit ein paar Leuten in Italien telefoniert. In Rom wohnt ein Mann, mit dem ich sprechen möchte. Er ist ein Experte für den Atbasch-Code. Und es gibt jemanden im Vatikan, den ich gerne treffen würde.«
»Warum?«
»Das erkläre ich dir später. Ich habe am Flughafen angerufen. Um ein Uhr geht eine Maschine von Tel Aviv nach Rom.«
»Aber du hast doch gehört, was Buddy dir geraten hat«, sagte Yasmin besorgt.
»Wenn Buddy begreift, dass der Anruf von der Behörde für Altertumsforschungen erfunden war, bin ich schon auf dem Weg in die Ewige Stadt.«
» Du hast Pierre angerufen?«
»Ja, es ging nicht anders. Ich habe ein schlechtes Gewissen, aber wenn ich Buddy gesagt hätte, was ich vorhabe, hätte er mich eingesperrt. Sobald ich in Rom bin, rufe ich ihn an. Wenn die Medien sich an dem Fall festbeißen und meinen Namen erwähnen, kann ich vielleicht nirgends mehr hin, wenn ich hier bleibe.«
»Und was ist mit Pashas Drohung?«
»Das Risiko muss ich eingehen«, erwiderte Jack entschlossen. »Außerdem ist Rom weit weg von Syrien. Wie soll jemand von meiner Reise erfahren?«
»Ich habe das Gefühl, dieser Pasha ist ein solcher Psychopath, dass er sich schon darum kümmern wird.«
»Keine Sorge, ich pass auf mich auf. Fährst du mich zum Flughafen Tel Aviv? Ich dusche schnell, zieh mich um und pack ein paar Sachen. Übrigens, unterwegs
Weitere Kostenlose Bücher