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Der zweite Tod

Der zweite Tod

Titel: Der zweite Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Scholten
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er, langsam, aber sicher auf der Stelle zu stampfen, bis er aus der Ferne den Motor quengeln hörte. Bald darauf hielt Sofi neben ihm, die Beifahrertür wurde beherzt von innen aufgedrückt. Er stutzte. Aus dem Wagen kletterte seine Tochter. Sie hatte Schnee auf dem Kopf, und weiße, runde Klumpen hingen in ihren langen Haaren wie Weihnachtsbaumkugeln.
    »Linda?«, fragte er. »Was machst du hier?«
    Sie drängte sich wortlos an ihm vorbei. So in Rage hatte er sie noch nie erlebt. Ihre Hosenbeine waren weiß bis zu den Knien hinauf und der Stoff steifgefroren. Linda lief schwerfällig, stampfte und taumelte, immer wieder trat sie leise fluchend und jammernd gegen den Schnee, der in der Luft zerstob. Sie verschwand im Hauseingang.
    Linda war siebzehn und Sofi fünfundzwanzig.
    Er stieg in den Wagen und begrüßte Sofi. Sie fuhr sofort los. Gespannt wartete er auf eine Erklärung.
    »Ich habe sie am Hornstull auf der Straße laufen sehen.« Ohne Grund flüsterte sie. »Sie wollte in die Schule.«
    Er lachte herzlich. Sofi konnte sich nicht entscheiden, ob sie Linda bedauern oder mitlachen sollte.
    »Das passiert mir aber auch manchmal«, sagte sie ernst. »Dass ich mich in der Zeit vertue.«
    Er betrachtete sie ungläubig von der Seite. »Sie hat alles durchgeplant, damit sie es rechtzeitig schafft. Das muss ihre Nerven überfordert haben.«
    Jetzt begann sie zu lachen. Es klang tief.
    »Zuerst wollte sie mir gar nicht glauben. Sie war schon völlig erschöpft, weil sie die ganze Strecke durch den Schnee gestapft ist. Wir müssen sie später anrufen, damit sie nicht verschläft. Sie war völlig verzweifelt und sauer auf sich. So war sie noch nie.«
    Er stellte den Wecker seines Telefons auf sechs Uhr. Ausgerechnet heute, wo sie den Test hatte. »Kannst du schon etwas sagen?«
    »Muss ein Toter sein.«
    »Aber was geht uns das an?«
    »Mehr weiß ich noch nicht, aber die Reichspolizeileitung hat ausdrücklich uns angefordert.«
    Sofi stammte aus Värmland. Das Fahren im tiefen Schnee lag ihr also im Blut. Kjell genoss die Fahrt durch die Dunkelheit und die leeren Straßen. Auch die Räumfahrzeuge waren noch nicht ausgerückt. Von nun an schwiegen sie.
    Die Heizung lief auf der untersten Stufe. Er stellte sie ganz ab. Das Gebläse hatte die warme Luft im Auto verteilt, die nach Sofi roch. Ihre Jacke lag auf der Rückbank. Sie trug einen schwarzen Pullover und hatte ein leichtes Lächeln im Gesicht, während sie aufmerksam auf die rutschige Straße sah und sich mehrmals zu ihm drehte. Ihre dunklen Haare hatte sie nach dem Aufwachen nass gekämmt, und an den Ansätzen hatten sich feine Strähnen gebildet wie nach einem Tag am Strand.
    Nach zwanzig Minuten bogen sie in die Västmannagatan in Vasastan ein. Hier gab es auf einmal zahlreiche Reifenspuren. Das Haus konnten sie schon von weitem an den Fahrzeugen ausmachen, die davor in zweiter Reihe parkten. Zwei Volvos und der Transit von der Spurensicherung. Sofi parkte dahinter.
    Eine Frau mit kurzen, blondgefärbten Haaren trat aus dem Hauseingang. Sie mochte Mitte vierzig sein und trug nur einen roten Rollkragenpullover und Jeans. Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und löste den rechten nur, um Kjell und Sofi schlotternd die Hand zu reichen. »Viktoria Hammarfors. Mordkommission, Kriminalpolizei Stockholm.«
    »Das ist Sofi Johansson, und mein Name ist Kjell Cederström.«
    Viktoria nickte und wandte sich dem Eingang zu. Schweigend folgten ihr Kjell und Sofi in den vierten Stock.
    »Wo ist eigentlich die Presse?«, fragte Viktoria oben in der Wohnung. »Wir sind doch schon eine ganze Weile hier, und der Rettungswagen stand vorhin auch vor dem Haus.«
    »Die Zentrale hat ein Ablenkungsmanöver gestartet«, erklärte Sofi. »Das ist bei der Reichskrim üblich. Aber bei diesem Wetter gehen die vielleicht gar nicht vor die Tür.«
    »Es ist so«, begann Viktoria, nachdem sie die Wohnungstür hinter sich ins Schloss gedrückt hatte. »Hinten im letzten Zimmer liegt ein Toter, um die fünfzig. Wir glauben, er wurde erstochen. Der Notarzt war gerade hier. Vor zwei Stunden hat ein Nachbar bei der Einsatzzentrale angerufen. Er heißt Robert Sahlin und wohnt eine Etage tiefer. Eine halbe Stunde nach dem Anruf waren wir da.«
    Zwei Männer traten aus der Küche. Sie trugen Plastikhandschuhe und gehörten anscheinend zu Viktoria. Man begrüßte sich durch Nicken.
    »Nachdem wir angekommen waren, haben wir Meldung an die Einsatzzentrale gemacht. Kurz daraufkam die

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