Derek Landy
dir sagen." Dazu schwieg
Walküre.
"Ich bin derjenige, der dich gesehen hat. Ich habe
durch die Augen von Finbar Wrong gesehen, wie du die Welt in Schutt und Asche
gelegt hast. Das ist genau das, was wir wollen. Wir wollen eine tote Welt, in
der wir frei sind, in der wir uns nicht in fleischlichen Hüllen verstecken
müssen. Du gibst uns diese Welt. Vom ersten Augenblick an, als ich dich sah,
wusste ich, dass wir dir deinen Weg zeigen müssen. Inzwischen bin ich mir nicht
mehr so sicher, ob ich recht hatte."
"Dann lasst ihr mich also gehen?"
Ein Lachen ging durch die Menge.
"Nein", antwortete Tesseract. "Wir haben uns
besprochen, wir alle, und wir fragen uns, ob wir die richtige Art der
Annäherung gewählt haben. Es war übrigens China, die uns darauf gebracht
hat."
China lächelte. "Wir sind Freundinnen, nicht wahr,
Walküre? Das hast du zumindest gesagt. Und weil wir Freundinnen sind, weiß ich,
dass man dich nur schwer dazu bringen könnte, den Leuten, die du liebst, etwas
anzutun."
"Ich bin nicht Darquise", sprudelte Walküre
heraus. "Ich habe etwas dagegen unternommen. Die Zukunft tritt so nicht
mehr ein."
"Wie kannst du dir da so sicher sein?", wollte
China wissen.
"Ich habe meinen Namen versiegeln lassen."
"Ah, verstehe. Du glaubst also, du bringst die Leute
alle nur um, weil dich jemand dazu zwingt?"
"Natürlich. Warum sollte ich es sonst tun?"
"Weil du es vielleicht selbst willst? Weil etwas
passiert, etwas so Schreckliches, dass es dich an den Rand des Abgrunds treibt
und du nur noch den einen Ausweg siehst: dass alle sterben."
"Das ist doch verrückt."
"Alle möglichen Leute wollen das Ende der Welt
herbeiführen, Walküre." "Ich nicht."
"Noch nicht." China lachte. "Aber ich stimme
dir zu. Ich glaube nicht, dass du dazu geschaffen bist. Deshalb habe ich mir
eine Alternative überlegt. Was wäre, wenn das, was du sagst, stimmen würde? Was
wäre, wenn du es tatsächlich nie tun würdest? Was, wenn in Wirklichkeit gar
nicht du es wärst?"
"Wie bitte?"
"Weißt du, ich glaube, Darquise ist wie wir. Ich
glaube, Darquise hat einen Restanten in sich." Walküre wich zurück.
"Nein."
"Ich glaube, einer von uns muss eine Verbindung mit dir
eingehen, damit unser Retter zum Vorschein kommen kann."
"Nein."
"Und wir haben auch schon einen Freiwilligen",
verkündete China lächelnd.
Fletcher erschien an Chinas Seite. "Ich liebe
dich", sagte er zu Walküre, "und jetzt werde ich ganz du sein."
Hände packten sie und sie versuchte sich zu wehren, aber es
waren einfach zu viele. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen und sie spürte
Finger in ihrem Mund. Sie biss zu und schmeckte Blut, hörte einen
Schmerzensschrei, aber ihre Kiefer wurden dennoch auseinandergedrückt, und sie
sah ihn, den Restanten, wie er aus Fletchers Mund schoss, als dieser bewusstlos
zu Boden sank.
Der Restant hängte sich an ihr Gesicht. Er war kalt. Die
Hände ließen sie los und Walküre wich zurück, stolperte und fiel. Sie kullerte
den Hügel hinunter und versuchte dabei die ganze Zeit, das dunkle Etwas loszuwerden.
Sie spürte, wie es sich ihre Kehle hinabschlängelte. Sie presste die Hände auf
die Brust, als der Restant mit ihr eins wurde. Ranken aus schierer Kälte
schlängelten sich durch ihren Körper und bohrten sich in ihr Gehirn. Etwas
explodierte in ihrem Kopf, dann war die Angst verschwunden und Darquise stand
auf.
Die anderen beobachteten sie erwartungsvoll, Hunger und
Hoffnung im Blick und ein Lächeln auf den Lippen.
Grässlich trat als Erster auf sie zu.
"Gnädigste?", sprach er sie mit zitternder Stimme an. Als Grässlich
noch der alte Grässlich war, ohne einen Restanten, der seinen Körper mit ihm
teilte, war er ein guter Mensch gewesen. Darquise erinnerte sich an ihre erste
Begegnung, als er ihr gesagt hatte, dass Magie kein Spiel sei und sie gehen und
alles vergessen sollte. Er hatte es gut gemeint mit ihr, aber natürlich hatte
sie nicht auf ihn gehört. Dieser Weg war ihr von Anfang an vorherbestimmt
gewesen.
Schicksal? Sie glaubte nicht daran. Aber sie hatte in die Zukunft
gesehen und sie hatte gesehen, wie sie selbst die Welt niederbrannte. Und daran
glaubte sie.
Sie wandte den Blick von den Leuten um sich herum ab und
betrachtete die Welt. Die Berge und den Schnee, die Felsen und den Himmel. Sie
schmeckte die Luft. Warum sollte sie das alles zerstören wollen? Was war es,
das sie dazu bringen sollte, einen gesamten Planeten auszulöschen? Und was
würde sie tun, wenn alles und alle tot waren? Mit wem
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