Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Christlichen Teutschen Herkules ein Beyspiel / und erkeñet doch / daß euch ja so wol obliege / euer Seligkeit / als anderen / wahrzunehmen / und in dem Worte Gottes euch fleissig zu üben. Wolte euch aber Herkules nicht darzu bewägen / so höret doch nur eures Gottes Befehl / welches der grosse Fürst und Kriegsheld Josua empfing / er solte das Buch des Gesetzes Tag und Nacht betrachten /und von seinem Munde nicht kommen lassen. König David wahr auch ein König ein Held und tapferer Kriegsman / und dannoch legte er oft den Reichsstab und Kron zu seines Gottes Füssen / nam die Harffe zur Hand / und tichtete die herlichsten geistreichesten Lieder / an denen alle betrübte und elende ihre erquiklichsten Trost haben. Unser Herkules wahr Davids Nachfolger; wann er in Noht geriet / rieff er zu seinem Gott; wañ er Rettung empfing / opferte er ihm ob /Preiß uñ Dank / daher ihm nicht anders / als gelingen kunte. Und weil wir in dem Werke etliche Gebehter lücht hinzu gesezt haben / da sie eigentlich vom ihm sind gehalten worden / wollen wir dieselben alhie anführen.
Herkules Gebeht / welches er wegen seiner Bekehrung in damahliger Einfalt zu Gott getahn.
O Du ewiges Licht / welches der Sonnen und allem Gestirn ihren Schein giebet; mit was inbrünstiger Dankbarkeit sol ich deine unaussprechliche Gnade rühmen und preisen / daß du mich blinden elenden Sünder mit den Strahlen deines himlischen Glanzes erleuchtet / und mich zu deiner heilsamen Erkäntniß gleichsam bey den Haaren herzugezogen hast / in dem du mich durch Räubers Hand aus meinem vergötzeten abergläubigen Vaterlande hinweg gerissen / und an diesen Ort mich geführet hast / da ich deinen heiligen Nahmen / und deinen lieben Sohn JEsus Christ / meinen Heiland und Seligmacher erkennet habe. O du himlische Klarheit / dir sey davor ewig Lob und Preiß gesaget; mein Gott! mein Schöpffer! mein Heiland! erhalte und bekräfftige mich in diesem angefangenen Christentuhm / daß mich weder Noht noch Tod /weder Schande noch Ehre / weder Armuht noch Reichtuhm weder Freunde noch Feinde / weder Leibeigenschafft noch Freyheit davon abschrecken mögen / damit ich nach dieser mühseligen Vergängligkeit / unter den außerwähleten Kindern deines grossen ewigen Reichs möge erfunden werden. Behüte mich auch vor groben Sünden /daß ich deine Güte nicht verscherze / noch deiner Gnade mich verlustig mache; und dafern es dein gnädiger Wille ist / so gib mir oder einem andern die Gnade / daß meine liebe Eltern / Bruder / Schwester und Anverwanten / und unter diesen insonderheit mein Ladisla und dessen Frl. Schwester auch zu dir mögen bekehret werden. Und wann ich dereins nach deinem Wolgefallen diese meine Knechtschafft ablegen / und nach Erheischung meines Standes / Ritterschafft üben und treiben sol / so behüte mich vor unnöhtigem Kampff und Blutvergiessen; laß mich auch / mein Heiland / den Ort besuchen / woselbst du vor meine Sünde gelitten / und mich am Stamme des heiligen Kreuzes erlöset hast / und leite mich in meinem ganzen Leben / mit deinem Heiligen Geiste / daß ich ein lebendiges Glied an deinem Liebe seyn und allezeit bleiben möge / Amen Amen.
Herkules Gebeht / als ihn Gott aus seiner Knechtschafft durch Ladisla erlösete.
Mein Heyland JEsus! wie süsse ist dein Nahme; wie groß deine Güte; wie unbegreiflich deine wunberbahre Almacht; wie unermäßlich der Abgrund deiner Barmherzigkeit! Herr mein Gott! gestern wahr ich ein Sklave und Leibeigener / jezt bin ich wieder eines GroßFürsten Sohn / und Königlicher Hocheit nahe. O du Brunquel aller erbarmung / wer ist dir gleich? O du Wundertähter / wer verstehet die Heimligkeit deiner Wege? Herr ich bin nicht wert / ich bin nicht wert aller barmherzigkeit und Güte /die du mir deinem schlimmen Knecht erzeigest. Du hast mich / Zeit der Leiblichen Dienstbarkeit / von den Ketten und Banden der geistlichen Knechtschaft / damit ich zur verdamnis gefesselt wahr / loßgemacht / welche Güte ich weder begreiffen noch erkennen kan; und nun mus auch mein Leib und Leben von dem Joche der zeitlichen Leibeigenschaft befreiet werden. Mein Erretter! groß sind deine Wunder / die du an mir beweisest; unermäßlich ist deine Barmherzigkeit / die mit leiblicher uñ geistlicher Glükseligkeit mich überschüttet. HErr mein Gott! sihe an meines Geistes Inbrunst / welcher dein Lob gerne erzählen wolte / und vor übermachter Freude nicht eins den Anfang darzu machen kan. Ey loß dir wolgefollen / daß der
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