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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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ankündigen, die Häftlinge würden am nächsten Morgen um 8   Uhr Ortszeit freigelassen werden. Diese Verlautbarungen sollten im Abstand von jeweils 10   Minuten aufeinander folgen.
    In Israel war es 19   Uhr   30 – in Europa 17   Uhr   30. In einer Stunde sollte die Bundesregierung die erste Erklärung an die Presse geben.
    Überall auf dem Kontinent erschienen Extrablätter, die den Zeitungsverkäufern von den 300   Millionen Menschen, die das Drama seit den Mittagsstunden verfolgten, aus den Händen gerissen wurden. Die letzten Meldungen berichteten unter riesigen Schlagzeilen von der Erschießung des unbekannten Seemanns an Bord der Freya und von der Verhaftung eines französischen Fotografen und eines Piloten auf dem Flugplatz Le Touquet.
    In den Rundfunknachrichten wurde gemeldet, der deutsche Botschafter in Israel habe Ministerpräsident Golen am Sabbat in dessen Privatwohnung aufgesucht und sei 35   Minuten bei ihm geblieben. Da der Botschafter Reportern gegenüber jeglichen Kommentar verweigert hatte, blühten die Spekulationen. Das Fernsehen brachte Bilder von allen, die sich vor den Kameras in Positur stellten – und viele Bilder von Leuten, die auf diese Ehre lieber verzichtet hätten. Diese waren die einzigen, die wirklich wußten, wie die Dinge standen. Die von der Nimrod gemachten Aufnahmen, die den toten Seemann zeigten, wurden von den Behörden nicht zur Veröffentlichung freigegeben.
    Die Tageszeitungen schoben den Druck der ersten Seite ihrer Morgenausgaben solange wie möglich hinaus, weil sie auf eine Presseerklärung aus Bonn oder Jerusalem oder auf eine weitere Mitteilung von Bord der Freya hofften. Die Innenseiten der Blätter brachten Berichte über den neuen Supertanker, seine Rohölladung, über das Ausmaß der drohenden Ölkatastrophe und die vermutliche Identität der Terroristen. Leitartikel, die für die Freilassung der beiden Flugzeugentführer plädierten, füllten zahlreiche Spalten.
    Ein milder, lauer Abend beschloß einen herrlichen Frühlingstag, als Sir Julian Flannery der Premierministerin in ihrem Arbeitszimmer in der Downing Street Nr.   10 Bericht erstattete. Seine Ausführungen waren knapp, umfassend und klar durchdacht – ein rhetorisches Meisterstück.
    »Dann müssen wir also annehmen, Sir Julian«, sagte die Premierministerin schließlich, »daß es die Terroristen tatsächlich gibt, daß sie die ›Freya‹ wirklich in ihrer Gewalt haben, daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach in der Lage sind, den Tanker zu sprengen und zu versenken, daß sie gegebenenfalls auch nicht davor zurückschrecken werden, ihre Drohung wahrzumachen, und daß die menschlichen, ökologischen und finanziellen Konsequenzen eine Katastrophe allergrößten Ausmaßes darstellen würden.«
    »Das wäre die pessimistischste Deutung, Ma’am«, antwortete der Kabinettssekretär, »aber der Krisenstab würde eine optimistischere Einstellung für unangebracht halten.
    Bisher sind nur vier Terroristen beobachtet worden: die beiden Ausgucke und ihre Ablösung. Dazu kommen unserer Meinung nach ein weiterer Mann auf der Brücke, eine Wache bei den Geiseln und der Anführer der Gruppe – zusammen mindestens sieben Mann. So wenige Leute können vielleicht nicht verhindern, daß das Schiff geentert wird, aber damit dürfen wir nicht rechnen. Möglicherweise haben sie gar keinen oder nicht genug Sprengstoff an Bord, oder das Dynamit befindet sich nicht an den richtigen Stellen, aber damit dürfen wir nicht rechnen. Der Zündmechanismus kann ausfallen, ohne daß Ersatz vorhanden ist, aber damit dürfen wir nicht rechnen. Vielleicht wollen sie keine weiteren Morde mehr verüben, aber damit dürfen wir nicht rechnen. Und vielleicht sind sie in Wahrheit gar nicht bereit, die ›Freya‹ zu sprengen und mit dem Schiff unterzugehen, aber damit dürfen wir nicht rechnen. Der Krisenstab ist der Auffassung, es wäre falsch, weniger als das Mögliche anzunehmen – und das Mögliche ist das Schlimmste.«
    Eines der Telefone summte. Die Premierministerin nahm den Hörer ab. Als sie auflegte, lächelte sie Sir Julian flüchtig zu.
    »Vielleicht bleibt uns das Schlimmste doch erspart«, sagte sie. »Die westdeutsche Regierung hat soeben bekanntgegeben, daß sie Israel gebeten habe, die Flugzeugentführer aufzunehmen. Israel hat sich bereit erklärt, dem deutschen Ersuchen stattzugeben. Daraufhin hat Bonn die Freilassung der beiden Häftlinge für morgen früh acht Uhr Ortszeit angekündigt.«
    Die gleiche

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