Des Teufels Plan: Thriller (German Edition)
wollte, dass wir so leiden wie jetzt? Was ist mit deinen Eltern? Hattest du jemals das Gefühl, dass sie wieder da sind? «
» Nein. « Er schüttelte den Kopf.
» Die Toten kommen nicht zurück, weil sie das nicht können. Genau das ist ja tot sein. «
» Vielleicht sind sie ja da, aber sie können uns nicht Bescheid geben. « Er griff nach seinem Kaffeebecher. » Jenny hat etwas über Raupen gesagt. «
» Über Raupen? «
» Ja, sie sagte, dass Raupen sich in Schmetterlinge verwandeln, aber man sieht nie, dass Schmetterlinge sich bei den Raupen herumtreiben, oder? Raupen verwandeln sich in Schmetterlinge und fliegen weg. Vielleicht ist es bei uns ja genauso. Wir sterben, verwandeln uns und ziehen weiter. Und wir können uns nicht mit denen austauschen, die wir zurücklassen. Oder vielleicht wollen wir das auch einfach nicht. Vielleicht wollen wir ihnen den Spaß nicht verderben. « Er trank den Rest seines Kaffees, nahm aber den Geschmack gar nicht wahr. Als er den Becher abstellte, zitterte seine Hand.
» Jack, du machst mir langsam Sorgen « , sagte Anna.
Nightingale zwang sich zu einem Lächeln. » Tut mir leid « , antwortete er. » Ich grübele einfach nur zu viel. «
» Nein, es ist mehr als das « , erwiderte sie. » Du siehst so aus, als hättest du seit einem Monat nicht mehr geschlafen. «
» Mir geht es bestens. «
» Ganz offensichtlich nicht. Was ist mit dir los? Was beunruhigt dich? «
Nightingale sah sie an und versuchte, den Aufruhr in seinem Inneren zu verbergen. Er konnte es ihr nicht erzählen. Er konnte ihr das mit Sophie nicht erklären, dann hätte er ja vollkommen verrückt gewirkt. Anna hatte recht. Robbie war tot, und die Toten kamen nicht zurück. Andernfalls wäre Robbie der Erste gewesen, der sich gemeldet hätte. Er war plötzlich und unerwartet gestorben, so dass er sich von den Menschen, die er liebte, nie hatte verabschieden können. » Es ist nichts « , log er. » Der Besuch an Robbies Grab hat mich wohl aus der Fassung gebracht. «
» Sicher? «
Sie hielt seinen Blick fest, und Nightingale spürte, dass sie direkt in ihn hineinschaute. In einem Verhör wäre sie großartig gewesen. Er versuchte, überzeugend zu lächeln. » Sicher. «
Sie entspannte sich, und Nightingale sah, dass sie ihm glaubte. Plötzlich hatte er ein schlechtes Gewissen. Er hatte sie angelogen, und sie hatte ihm ohne Zögern geglaubt. Aber er wusste, dass er es richtig gemacht hatte. Anna hatte auch so schon genug eigene Sorgen.
» Dass du allein lebst, macht die Dinge nicht besser, weißt du. Wann machst du endlich mal mit Jenny Ernst? «
» Was? « , fragte Nightingale. » Sie arbeitet für mich. «
» Das weiß ich, aber sie wäre die perfekte Freundin für dich, nicht zuletzt, weil sie deine Eigenheiten erträgt. Geh doch mal mit ihr aus und bring es hinter dich. «
Nightingale schüttelte lachend den Kopf. » Ich glaube sowieso nicht, dass sie interessiert wäre. «
» Du solltest es versuchen « , antwortete Anna. » Frag sie. «
» Jenny ist eine großartige Assistentin, ohne sie wäre im Büro Land unter. «
» Du gehst davon aus, dass es schiefläuft. Aber vielleicht erlebst du ja eine angenehme Überraschung. Du bist dreiunddreißig und Single. Es wird Zeit, dass du dich bindest. «
Nightingale lächelte. » Vielleicht « , sagte er.
» Ich meine es ernst, Jack. Du lebst schon viel zu lange allein. «
» Ich bin zufrieden, wie es ist, Anna, wirklich. Und nur weil Jenny keinen Freund hat, muss ich sie noch lange nicht zum Ausgehen einladen. «
» Hast du dich denn nie gefragt, warum sie überhaupt für dich arbeitet? Das Geld kann es nicht sein, da bin ich mir verdammt sicher. «
» Ich zahle nicht schlecht « , entgegnete Nightingale. » Und ich bin ein guter Chef. «
Anna lachte. » Ich habe euch beide zusammen gesehen. Sie hat etwas für dich übrig. «
» Ja, einen Komposthaufen im Garten ihres Vaters. « Er gab sich mit einem Stöhnen geschlagen. » Okay, ich geb auf. Ich werde darüber nachdenken. «
» Na, aber nimm dir nicht zu viel Zeit dafür. Ein Mädel wie Jenny wird dir eher früher als später weggeschnappt. «
Nightingale hob die Hände. » Okay, okay, Botschaft angekommen. «
Beide lachten. Anna wischte sich eine Träne aus dem Auge, und dann ging ihr Lachen in Schluchzen über. Sie schlug die Hände beim Weinen vors Gesicht, und ihr ganzer Körper bebte. Nightingale umarmte sie und drückte sie an sich.
» Er fehlt mir so, Jack « , schluchzte sie. »
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