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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Enklave – so Mergel -, in welcher der Kaiser nicht aufzuräumen brauche.
    »Das besorgen die da ganz pflichtbewusst von selbst. Da brennen schon seit Jahrzehnten die Scheiterhaufen. Das weiß ich von der Schüttler, die damals geflohen ist. sie und ihre Tochter. Habe ich dir das eigentlich erzählt? Von hier konnte sie sich noch retten, verbrannt wurde sie trotzdem, bei uns im Heer. Alle beide, sie und auch das Mädel. Das ist eine lange und traurige Geschichte…«
    »Ja, ich weiß. Du hast mir schon davon erzählt, Hans. Und die war aus dieser stadt?«
    »Ja, aus Ellwangen.«
    »Dann machen wir wohl besser einen Bogen um Ellwangen. Brauchen ja auch nichts weiter, oder?«
    Hans Mergel, der längst ein anderes Ziel vor Augen hatte, war einverstanden. Kurz vor den Toren der Stadt beschlossen sie weiterzuziehen. Vorher jedoch machten sie eine kleine Rast, ließen das Pferd grasen und nahmen an einem schattigen Plätzchen ihr Mittagsmahl ein. Da plötzlich begann der Hund laut zu bellen.
    »Was ist los mit dir, Puck?« Balthasar sprang auf und rannte dem aufgebrachten Tier hinterher. Nach wenigen Minuten kamen beide zurück. »Da wurde gerade eine merkwürdige Gestalt aus der stadt herausgetrieben. Und jetzt kommt sie direkt hierher«, berichtete der Junge.
    Nicht weit hinter ihm war bereits ein lautes Krakeelen zu vernehmen: »In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen, aber nicht finden; sie werden sterben wollen, aber der Tod wird vor ihnen fliehen.«
    Abgesehen von den dunklen Ringen unter den wasserblauen Augen war das Wesen schlohweiß oder besser aschfahl. Haar, Haut und Kleidung, alles besaß die gleiche Farbe. schnellen Schrittes und bereits aus der Ferne unangenehm riechend, kam der schreihals auf die drei zu.
    »Na, das hat uns auch noch gefehlt. Ein Schwenckfelder. Wenn wir den mal wieder loswerden.« Hans Mergel schien im Bilde zu sein, um welche sorte Mensch es sich bei dem Wei ßen handelte.
    »Das erste Wehe ist vorüber. Noch zweimal wird das Wehe kommen.«
    »Und du hoffentlich weitergehen, Kamerad.« Das hätte Mergel besser nicht gesagt, denn während der Prediger zunächst mit verklärtem Blick an ihnen vorübergeeilt war, blieb er wie erwacht plötzlich stehen, drehte sich um und strahlte die drei mit einem erlösten Lächeln an. Von Lächeln konnte jedoch nicht eigentlich die Rede sein. Denn obwohl alles andere an diesem Mann weiß war, so galt dies für seine Zähne ganz und gar nicht.
    »Gefunden habe ich euch. Gefunden! Gefunden! Endlich gefunden!«
    »Um Himmels willen, Hans, jetzt haben wir ihn am Hals!« Anna konnte sich denken, dass es nicht einfach sein würde, den offensichtlich mit einer wichtigen göttlichen Mission Beauftragten wieder loszuwerden.
    »Da wurden die vier Engel losgebunden, die auf Jahr und Monat, auf Tag und Stunde bereitstanden, um ein Drittel der Menschheit zu töten. Und die Zahl der Reiter dieses Heeres war vieltausendmal Tausend; diese Zahl hörte ich.«
    »Wir fahren besser weiter«, schlug Hans Mergel vor. Rasch packten sie all ihre Sachen, luden sie auf den Wagen, spannten das Pferd davor und machten sich, den Wanderprediger ignorierend, auf den Weg.
    »Und so sahen die Pferde und die Reiter in der Vision aus: Sie trugen feuerrote, rauchblaue und schwefelgelbe Panzer.« Sie wurden verfolgt. »Die Köpfe der Pferde glichen Löwenköpfen, und aus ihren Mäulern Schlug Feuer, Rauch und schwefel. Ein Drittel der Menschen wurde durch diese drei Plagen getötet, durch Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihren Mäulern hervorkamen.«
    Man hätte ihn an einen Baum binden müssen, um ihn loszuwerden, so entschieden heftete sich der weiße Mann an die drei Reisenden und zitierte in einem fort die Apokalypse des Johannes. Der Einzige, der seine offensichtliche Freude an ihm hatte, war Puck. Schwanzwedelnd lief er neben ihm her.
    Anna und Mergel versuchten, den ungebetenen Gast zu übersehen, doch je weniger Beachtung sie ihm schenkten, desto lauter lamentierte dieser. Es gelang ihm, seine Stimme immer gewaltiger zu heben, ja, so laut zu schreien, dass Anna versucht war, sich die Ohren zuzuhalten, da ihr die schrillen Töne Kopf-schmerzen bereiteten.
    »Und mir wurde gesagt: Du musst noch einmal weissagen über viele Völker und Nationen mit ihren sprachen und Königen.«
    »Von denen gibt es Hunderte, alle sehen sie gleich aus, und alle sagen sie dasselbe. Glauben zu wissen, dass das jüngste Gericht bald Einzug halten wird. Als wenn wir das nicht längst selber

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