Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)
somit voll und ganz in seinem Element.
Geräte, Werkzeug und Brennholz wurden auf dem Hofe zusammengesucht, Brauchbares von Unbrauchbarem getrennt, das Backhaus wurde wieder instand gesetzt und der kleine Abtritt nach Jahren zum ersten Mal wieder gesäubert.
Schließlich reinigte und kälkte man auch den riesigen Stall, in welchem schon lange keine Tiere mehr standen. Dennoch hatte hier der alte Mist vor sich hingefault und zahllosen Ratten ein Zuhause geboten. Zu guter Letzt wurde auch die Tenne im dritten Teil des Langhauses wieder nutzbar gemacht und mit all den reparierten und erneut funktionstüchtigen Gerätschaften und Utensilien gefüllt, die auf einem Bauernhof nicht fehlen durften.
Über diese ganze Arbeit vergingen natürlich mehr als vier Wochen, und weder Anna, Mergel und Balthasar noch ihre neue Herrin oder deren Sohn verschwendeten einen Gedanken daran, diese sich ungewöhnlich glücklich gestaltende Verbindung zu lösen. Ja, Leni Gramshuber war sogar so selig über die positiven Veränderungen in ihrem Haus, dass sie immer wieder ihre berüchtigte Schatztruhe öffnete, damit Anna die notwendigen Materialien kaufen konnte, die sie zweifellos in Massen zur Wiederherstellung von sauberkeit und Ordnung benötigten.
Unter den restlichen Dorfbewohnern hatten die drei Neuen, die so einfach auf dem verrottenden Hof der garstigen Alten eingezogen waren, zunächst Misstrauen hervorgerufen. Als Erbschleicher und Diebsgesindel waren sie hinter vorgehaltener Hand bezeichnet worden. Doch nachdem selbst die argwöhnischsten spötter nach wenigen Wochen einsehen mussten, dass sich auf dem Gramshuber-Hof merklich etwas tat – und zwar zum Guten -, verstummten die missmutigen stimmen langsam. Ja, mitunter wurden die neue Magd und die beiden neuen Knechte der Gramshuberin sogar gelobt und als flei ßige und sogar rechtschaffene Leute bezeichnet. Fremde blieben sie dennoch, man sprach nicht mit ihnen, grüßte gar nicht oder nur mürrisch zurück, aber immerhin wurden sie geduldet. Und das war mehr, als die drei hatten erwarten dürfen.
Auf dem Bauernmarkt im nahen Herrsching erfuhr Anna dann auch zu ihrer weiteren Erleichterung, dass Wallenstein, welcher bekanntlich mit seinem Heer in Memmingen gelagert hatte, tatsächlich vom Kaiser entlassen worden war. Auch wenn Mergel dies nicht für möglich gehalten hatte, aber der General war anscheinend ruhig geblieben und hatte sich seinem Schicksal als gewesener Heeresführer ergeben. Seine Regimenter hatten sich derweil teils von selbst aufgelöst oder waren von dem neuen Befehlshaber, dem alten Tilly, übernommen worden. Alles war friedlich und reibungslos vonstattengegangen, und so stand auch für Anna nicht zu befürchten, dass es zu einem erneuten und unwillkommenen Zusammentreffen mit ihrem alten Truppenteil kommen würde.
Der Herbst war inzwischen gekommen, und die Felder und Wiesen, welche zu dem Anwesen gehörten und ebenfalls seit Jahren brachlagen, würden auch in diesem Jahr nicht mehr bewirtschaftet werden können. Aber dank des zwar nicht legendär großen, doch ausreichend vorhandenen Geldvorrates, der im Hause Gramshuber von Leni verwaltet wurde, konnte man den Viehbestand etwas auffüllen.
Bald standen in dem noch immer viel zu großen Stall eine Milchkuh, vier Ziegen und das Pferd, welches Anna und ihre Begleiter mitgebracht hatten. In dem abgegrenzten Schweinestall tummelten sich zwei Säue mit ihren Ferkeln, und auch die Anzahl an Hühnern wurde aufgestockt. Darüber hinaus erhielten die Kaninchen, die sich auch ohne Zukauf prächtig vermehrt hatten, einen großen stall und lieferten an jedem Wochenende eine mehr als ausreichende Menge Fleisch.
Zum Winter hin war alles gerichtet. Das Haus war dicht und sauber, der Ofen wurde von Balthasar täglich beheizt und spendete eine wohlige Wärme, und auch die Hausherrin erwies sich als weniger kratzbürstig, als man befürchtet hatte. Zwar behandelte sie ihre Helfer nicht besser oder schlechter, als andere Herren dies taten, doch mehr erwartete Anna auch nicht von ihr. Immerhin ließ sie den dreien die Freiheit, auf dem Anwesen zu tun, was sie wollten. Lediglich das Resultat ihrer Arbeiten kontrollierte sie, wobei sie oft, aber eher aus prinzipieller Gesinnung denn aus fester Überzeugung, etwas zu bemängeln hatte. Ein »Ja, ja« reichte dann vollkommen aus, um sie zufriedenzustellen, denn eine zweite Kontrolle erfolgte nie.
Bartel hingegen entwickelte sich tatsächlich zu einem aufdringlichen Lüstling,
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