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Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition)

Titel: Des Teufels Sanduhr: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Bäuerin mit ›Euch‹ und ›Ihr‹ anredete, musste er eine gute Erziehung genossen haben. Und vor solchen Menschen besaß Anna eine natürliche scheu.
    »Wie ist denn Euer Name?«
    »Ich heiße Anna Pippel.«
    »Seid willkommen, Anna Pippel, als ein Teil dieses Regiments. Mein Name ist Georg Bracht, meines Zeichens Pastor, jedoch evangelischer Konfession und insofern in diesem Heer lediglich als profaner Seelsorger tätig. Es ist mir eine Freude, Eure Bekanntschaft zu machen, denn auch wenn täglich neue Menschen mit neuem Fatum ihren Weg in unser Regiment finden, so besitze ich re vera die Gabe, mir ein jedes Gesicht und selbst einen jeden Namen einzuprägen. Ich danke dem Herrn für dieses Ingenium. Denn so vermag ich Vertrauen zu schaffen, die seelen zu öffnen und Gewissen zu erleichtern. Wo habt Ihr Eure Wohnstatt in diesem Tross, Anna Pippel?«
    »Bei Liese Kroll, auch Lumpenliese genannt.«
    »Aaaaah«, sprach er gedehnt, um sich Zeit zu schaffen, einen Gedanken zu Ende zu denken, bevor er weitersprach. Anna konnte nicht genau sagen, ob sie Georg Bracht nun als angenehm oder unangenehm empfand, doch in jedem Fall war sie während dieser ganzen Begegnung peinlich berührt, was jedoch eher an ihr selbst als an ihm zu liegen schien.
    »Ja, ich weiß, wer Liese Kroll ist. sie ist Marketenderin und fährt zusammen mit diesem älteren Mann, Hans Mergel mit Namen, einem herrlichen Narrator kurioser schwank- und Wundergeschichten. Fühlt Ihr Euch wohl bei ihr?«
    »Ja, das tue ich.«
    »Nun gut. Sollte Euch aber dennoch einmal etwas Eigentümliches widerfahren – es gibt da das eine oder andere Gerücht -, so scheut Euch nicht, mich zu instruieren. Ihr erhaltet jederzeit meinen Sukkurs.«
    »Was für Gerüchte?«, wollte Anna nun aber doch wissen, denn der Pastor hatte es geschafft, ihre Neugier zu wecken.
    »Ich besitze nicht die Affektion, unbestätigte Informationen zu diskurieren und damit möglicherweise Unschuldige zu schädigen. seid jedoch auf der Hut, Anna. Denn es steht außer Frage, dass im räumlichen Umfeld der Liese Kroll eigenartige, wenn nicht gar mörderische Exorbitantien geschehen. Ich bin der Letzte, der die arme Frau selbst damit coniungieren würde. Doch zu Eurer eigenen Custodia möchte ich Euch warnen. Habet Acht!«
    »Worauf soll ich Acht geben?«
    »Auf Euer Leben, Anna Pippel, auf Euer Leben.«
    »Habt Dank, Hochwürden, ich gehe dann wieder zurück und werde morgen waschen.«
    »Nun, dann gehet, aber« – und er lächelte wieder charmant und wissend – »die Dignität, Hochwürden genannt zu werden, erlauben sich nur die katholischen Geistlichen gern. Ich hingegen bin kein Mittler zwischen Himmel und Erde, ich bin nichts weiter als« – und er machte eine künstlerische Pause – »ein Freund.« Und er zitierte Luther, ohne Anna darüber aufzuklären, dass es nicht seine, Brachts, eigene Worte waren: »Denn die Botschaft Gottes ist die, dass wir alle, alle Getauften, in gleicher Weise Priester sind. Die wir Priester nennen, sind aus unserer Mitte ausgewählte Diener, die alles in unserem Namen tun sollen, und das Priestertum ist nichts anderes als ein Dienst.«
    Bracht gefiel sich in diesem Moment, ja, er gefiel sich sogar sehr.
    »Das ist ein Menschenfischer, aber einer von der üblen Sorte. Ein Schmierlapp und Widerling, glaubt jeden mit seiner sanften Stimme und seinen Rehaugen einlullen und dann aushorchen zu können.« Das war Lieses Reaktion, als Anna von ihrer Begegnung am Fluss erzählte.
    »Den hat der Wallenstein persönlich angesetzt, damit er jeden im Regiment ausspioniert«, fügte Hans Mergel hinzu. »Vom Hauptmann bis hin zur Lagerhure. Auf jeden hat er es abgesehen und erstattet dem General Bericht über die stimmung im Heer. Angeblich soll es in jedem Regiment so einen geben. Und der Bracht hat das auch nicht nur hier gemacht, schon im gesamten Krieg kundschaftet der in den verschiedensten Truppen herum, ob evangelisch oder katholisch. so einem ist nicht zu trauen, besonders die Großen sollten keinen Heller auf ihn geben. Morgen reist er zum Wallenstein und übermorgen dann zum Dänen oder zum Bayern. Wartet mal ab, wenn bald der schwede für die Evangelischen zu Felde zieht – und das wird passieren, das prophezeie ich euch -, dann verkauft der Pastor Bracht sein Wissen an den.«
    »Gut, dass der Mergel so wunderbar über alles unterrichtet ist«, kommentierte Liese. »Was der alles weiß, da könnte der Wallenstein doch glatt ihn als Spion einsetzen, aber dazu

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