Des widerspanstigen Zaehmung
einem so erfolgreichen Schurken."
„Und wie", warf Caroline ein, „willst du ihm dann widerstehen?"
„Nur mit Mühe, das kann ich dir versichern. Offenbar bin ich gegen seinen Charme nicht so immun, wie ich es gehofft hatte. Ich muss mich erst mal von unserem heutigen Ausflug erholen."
„Du solltest dich mit dem Erholen besser etwas beeilen." Miranda sah zur Uhr auf dem Nachttisch. „Sein Diener Weed hat eine Nachricht überbracht, dass dich der Marquess in der nächsten Stunde besuchen wird."
Erschrocken setzte sich Jane auf. „Warum denn das?"
„Der alljährliche Ball im Southwick House", antwortete Caroline. „Eine der wichtigsten Veranstaltungen der Saison. Nur ein paar Glückliche werden zur Eröffnung eingeladen.
Wirklich, Jane, wir gehen doch jedes Jahr hin."
Sie schaute an den beiden vorbei in Richtung ihres Kleiderschranks und empfand eine leichte Panik. In diesen letzten fünf Tagen war ihr Modegeschmack so stark gefordert gewesen wie niemals zuvor. Es hatte sie nicht gestört, unscheinbar wie eine Taube zu wirken, bis Sedgecroft ihr den Fehdehandschuh hinwarf und von ihr verlangte, sich Gedanken über ihr Erscheinungsbild zu machen. „Es wäre nett gewesen, mir das etwas früher zu sagen. Was soll ich tragen?"
„Das blassrosa Gazekleid mit dem Fransentuch", antwortete Caroline. „Das zu deiner Brautausstattung gehört. Das für den Hochzeitsempfang genäht wurde."
„Hochzeitsempfang?', erwiderte Jane. „Welcher Empfang denn?"
„Der Empfang, bei dem du mit Nigel hättest anwesend sein sollen", erklärte Miranda kokett. „Dem Mann, der dich dazu gebracht hat, skrupellose Anstrengungen zu unternehmen, damit du ihn nicht heiraten musstest."
Jane stand vom Bett auf. „Ich habe seinen Namen nicht vergessen", gab sie zurück.
„Das rosafarbene Kleid ist nicht in deinem Schrank", rief Caroline ihr nach und sah ihre Schwester amüsiert an. „Miranda und ich haben es geholt, während du geschlafen hast, damit es gelüftet und gebügelt wird."
Wütend drehte sich Jane auf dem Absatz herum: „Kommt es eigentlich irgendjemandem in den Sinn, dass ich allein entscheiden kann, was ich will?"
„Natürlich kannst du das", erwiderte Miranda listig. „Dadurch hast du dir schließlich auch ganz allein die Probleme mit Sedgecroft eingebrockt."
„Sie hat keine Probleme mit Sedgecroft", konterte Caroline, die Jane besorgt ansah. „Noch nicht."
„Du solltest Amelia kommen lassen, damit sie sich um dein Haar und dein Gesicht kümmert", meinte Miranda. „Du bist ganz blass, und du hast abgenommen."
„Bis auf eine Erdbeere habe ich in dieser Woche auch noch nichts gegessen!", rief Jane, die das Gefühl hatte, als würde ihr völlig die Kontrolle über ihr Leben entgleiten. „Ich muss etwas zu mir nehmen, um mit diesem Mann klarzukommen. Ist das Seiner Verruchtheit eigentlich mal in den Sinn gekommen?"
Caroline biss sich auf die Lippe, um ein Lächeln zu unterdrücken. „Eigentlich schon. Er hat nämlich gesagt, dass es vor dem Tanz etwas zu essen gibt. Er schlug vor, dass du bis dahin einen Apfel isst. Der österreichische Koch in Southwick ist einfach göttlich, ein Genie in der Küche. Sedgecroft sagte, wir sollen Hunger mitbringen."
Jane betrachtete mürrisch ihr Spiegelbild. Essen und Tanz. Ein Apfel. Ein weiterer Versuch, Sedgecroft zu widerstehen. Die Erinnerung daran, wie dieser arrogante Adonis sie geküsst hatte, raubte ihr den Atem und ließ sie schwindlig werden. Dieser Mann strebte unnachgiebig nach seinem Vergnügen, während ihre eigenen Schuldgefühle diesen an sich bezaubernden Abend ganz sicher ruinieren würden. Warum hatten ihre Eltern Grayson nicht von vornherein als den geeignetsten Schwiegersohn aussuchen können?
„Und wenn ich nicht hingehen möchte?", sagte sie mehr zu sich selbst. „Ich bin mir sicher, unter diesen Umständen wird sich niemand über mein Fehlen wundern."
Genau in diesem Moment waren vor der Tür Schritte zu hören, und dann schaute Lady Belshire herein. Ihr silbrigbraunes Haar war elegant hochgekämmt und mit diamantenen Nadeln festgesteckt worden. Das goldene Taftkleid betonte ihre jugendliche Figur und funkelte im künstlichen Zwielicht wie Sternenstaub.
„Noch nicht fertig, mein Liebes? Meine Güte, warum steht ihr drei hier zusammen und tuschelt in der Dunkelheit? Ihr erinnert mich an ungezogene kleine Mäuse im Kinderzimmer."
„Miranda und ich sind bereit, Mama", gab Caroline zurück.
„Nun, dann beeil dich bitte, Jane", drängte
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