Des widerspanstigen Zaehmung
Lady Belshire und zog ihr Halstuch gerade. „Sedgecroft ist soeben eingetroffen, und er ist auf das Feinste gekleidet. Ich muss zugeben, er macht wirklich etwas her. Ihr beide werdet für viel Aufsehen sorgen."
„Wie reizend", murmelte Jane. „Als hätte ich in den letzten Tagen nicht schon für genügend Aufsehen gesorgt."
Mit einem verzweifelten Seufzer auf den Lippen nahm Lady Belshire die aufsässige Bemerkung ihrer ältesten Tochter zur Kenntnis. Natürlich hatte Janes düstere Laune nichts mit dem begehrenswerten Marquess zu tun, den Athena offensichtlich ganz falsch eingeschätzt hatte. Die traurige Wahrheit war jedoch, dass Jane ihren geliebten Nigel nicht nach wenigen Tagen vergessen haben konnte. Das Beste, was ihre Familie für sie tun konnte, war Ablenkung und die unermüdliche Versicherung, dass ihr junges Leben nicht verwirkt war.
„Wenn ich dich in einer so unangemessenen Weise reden höre, könnte ich jedes Mal Nigel für das umbringen, was er dir antat. Aber du darfst nicht den Namen Belshire vergessen, meine Liebe." Ihre Ladyschaft atmete tief durch, zufrieden darüber, für welche Vorgehenenweise sie sich entschieden hatte. „Außerdem hast du nun Sedgecroft auf deiner Seite."
„ Sedgecroft", wiederholte Jane und ließ sich mit einem Aufstöhnen auf ihr Bett sinken.
„Eine junge Dame könnte sich keinen besseren Fürsprecher wünschen", fügte Lady Belshire an, wobei sie ganz vergaß, dass sie selbst den Mann noch vor wenigen Tagen für einen verantwortungslosen Lebemann gehalten hatte. Aber was machte es schon, wenn er all diese überwältigende Männlichkeit einsetzte, um ihrer Tochter aus ihrer Schmach herauszuhelfen? „Um ehrlich zu sein", sagte sie, „schaudert mir schon jetzt, wenn ich daran denke, was er mit Nigel anstellen wird, wenn er ihn ausfindig macht."
„Uns auch", gab Miranda leise zurück, während ihre Mutter sich zurückzog.
13. KAPITEL
Mittlerweile hatten die Gazetten dem Boscastle-Hochzeitskandal eine gewagte Wendung zugeschrieben: Hatte Sir N. Lady J. wirklich sitzen lassen, oder war er vom beherrschenden Zweig der Familie dazu gezwungen worden? Hatte ein gewisser Marquess im Hintergrund abgewartet, bis seine Stunde gekommen war? Oder hatte dieser Marquess womöglich selbst die Fäden in der Hand gehabt?
Damit verbunden war das Mysterium, wann das Drama begonnen hatte und wie alles enden würde. Warum begrüßten die Eltern von Lady J. diese Affäre so sehr? War Sir N. womöglich vom Erdboden verschluckt worden? Die provokanteste Frage von allen lautete jedoch: War von diesen zwei illustren Familien wohl ein weiterer Gang vor den Altar zu erwarten?
Für Stunden kannte die feine Gesellschaft kein anderes Thema mehr. Im Southwick House verstummten alle Unterhaltungen, sobald man Grayson und Jane entdeckte. Insgeheim fragte sich Jane, ob diese Reaktion die Folge ihrer Kühnheit war, so kurz nach der gescheiterten Vermählung wiederholt in der Öffentlichkeit aufzutauchen, oder ob es an Sedgecrofts Popularität lag.
Die Blicke der Damen waren eindeutig auf ihren gut aussehenden Begleiter gerichtet. Seine Eleganz und sein lässiger Schritt auf dem Weg durch den Empfangssaal bewirkten, dass die Frauen ihm nachsahen und sich rasch kühle Luft zufächelten.
Für Grayson gab es derweil einen ganz anderen Grund für den Aufruhr, den ihr gemeinsamer Auftritt auslöste.
Natürlich fiel ihm auf, dass die Leute sie beide beobachteten. Vor allem bemerkte er, mit welch offensichtlichem Verlangen die Männer Lady Jane musterten. Ihre Blicke bestätigten seine Befürchtungen, man könne die Sitzengelassene für eine leichte Beute halten.
Allerdings sahen die betreffenden Gentlemen sofort weg, sobald Grayson alle wütend anschaute, die es wagten, Jane herabzuwürdigen. Und dann waren da noch die, die es mieden, sie anzublicken, die einander im Flüsterton Fragen stellten, die resigniert mit den Schultern zuckten. Niemand besaß den Mut, Sedgecroft herauszufordern, weder mit Worten noch mit Taten. Seine unbekümmerte Art hatte ihm ein paar Feinde beschert, doch seine Loyalität gegenüber den Menschen, die er liebte, war allseits bekannt.
Selbstverständlich hatte er gelesen, was die Gazetten schrieben. Es störte ihn aber nicht, dass darüber spekuliert wurde, er gehe mit Jane aus, weil er in ihr eine potenzielle Braut sehe. Wie von Lady Belshire vorausgesagt, schienen diese Auftritte Janes gesellschaftlichen Wert steigen zu lassen. Grayson war froh, ihr dabei zu Diensten
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