Des widerspanstigen Zaehmung
hätte sich wirklich bei Jane entschuldigen sollen, anstatt sie auch noch zu necken. Doch in diesem Augenblick bedauerte er viel mehr, dass sie nicht auf der Stelle weiterführen konnten, was sie im Irrgarten begonnen hatten. Doch für heute Abend hatte er bereits genug Unheil angerichtet, und er konnte diese Verführung unmöglich fortsetzen. Was hatte er sich bloß dabei gedacht? Jetzt, da er sich wieder auf Abstand zu Jane befand, konnte er zumindest wieder klar denken.
Zu gern hätte er sie in sein Bett gelockt, um sie auf jede nur denkbare Weise zu lieben. Doch dieses Vergnügen war ihm nicht vergönnt, denn an erster Stelle kam seine Verpflichtung gegenüber der Familie. Das erinnerte ihn an Chloe und daran, mit welch unverhohlenem Zorn sie auf seine Drohung reagiert hatte, sie aufs Land zu schicken, sollte sie noch einmal sein Vertrauen missbrauchen. Ihr Unglück und ihr Aufbegehren bereiteten ihm große Sorge. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihr Trotz ihn dazu brachte, die Hand gegen sie zu erheben.
Seine Gedanken kehrten zu Jane zurück, zu ihrem Duft, ihrer samtweichen Haut. Er dachte daran, wie schüchtern und fordernd zugleich ihre Hände seinen Körper erkundet hatten. Ihre unbeholfenen Berührungen waren für ihn einfach zu viel gewesen. Er wusste nicht, was er tun sollte, außer wie ein Heranwachsender dazustehen und innerlich zu zittern.
„Wie wär's mit einem Kartenspiel?", rief ein Freund ihm zu.
Mit einem Schulterzucken hieß er diese Ablenkung willkommen. „Warum nicht?" Während er sich umdrehte, bemerkte er einen dunkelhaarigen jungen Mann, der sich aus Cecilys Gruppe löste und Jane auf eine Art ansah, die Grayson nur zu vertraut war.
„Denville, wer ist dieser Mann da drüben, der Jane wie ein Falke anstarrt?"
„Oh, das ist Lord Brentford."
„Er macht einen recht trübseligen Eindruck."
„Trübselig ist das richtige Wort. Wie ich hörte, wollte er sich im vergangenen Jahr das Leben nehmen, als Portia Hunt ihn verließ und sich seinem Bruder zuwandte. Kommen Sie nun oder nicht?"
„Eine Minute."
Grayson kniff ein wenig die Augen zusammen, als er sah, wie Jane den finster dreinschauenden Brentford anschaute und ernst nickte, nachdem er irgendetwas gesagt hatte. Auf einmal stutzte sie, drehte sich um und blickte zu Grayson, als hätte sie sein Missfallen gespürt.
Ihr unsicheres Lächeln erwiderte er nicht. Brentford mochte zwar als guter Fang gelten, doch eine fröhliche Frau wie Jane war mit einem wankelmütigen Verehrer nicht gut beraten. Nigels Flucht hatte sie allerdings so tapfer aufgenommen, dass Grayson ihre innere Stärke loben musste.
Er schüttelte ermahnend den Kopf, um ihr zu zeigen, dass sie einen besseren Mann als Lord Brentford finden konnte. Dennoch vermochte er nicht zu sagen, welcher Mann es wert war, sein Leben mit Jane zu teilen.
Für Grayson war das Ganze ein Rätsel. Da hätten er und Jane sich auf der Gartenbank beinahe geliebt, aber während er im Schatten lauerte und gegen seine Schuldgefühle ankämpfte, tanzte sie mit anderen Männern und gab sich alle Mühe, ihn zu ignorieren. Wollte sie damit aller Welt zeigen, dass sie Nigels Fahnenflucht überleben würde? Sollte es so sein, dann konnte er ihr nichts vorwerfen, nahm sie sich doch schließlich nur seinen Rat zu Herzen.
„Hat Ihre jüngste Eroberung Sie etwa schon im Stich gelassen, Sedgecroft?", hörte er auf einmal eine kühl klingende Frauenstimme neben sich.
Der französische Akzent verriet ihm, dass es sich um Helene handelte, die Frau, die er sich kurzzeitig als seine nächste Eroberung auserkoren hatte. In den letzten Wochen hatte sie indes erheblich an Charme eingebüßt, und so drehte er sich nur widerwillig zu ihr um. „Ich kann Buckley nirgends sehen. Haben Sie ihn kurz zum Spielen geschickt?"
„Er holt mir etwas zu trinken." Schweigend betrachtete sie sein Profil. Helene war erfahren genug, um zu wissen, dass sein Interesse nachgelassen hatte. „Genau genommen hat er Angst vor Ihnen."
„Warum das?"
„Weil Sie und ich ... "
Seih Lächeln vermittelte die höfliche Gleichgültigkeit eines Fremden. Er war kein gehässiger Mann, doch er wünschte, Helene würde auf der Stelle verschwinden. „Ja?"
Der herablassende Tonfall ließ sie nun erröten. „Ihre Eroberung unterhält sich sehr angeregt mit Brentford, finden Sie nicht auch?"
Mit ironischer Miene sah er wieder zu Jane. „Sie kennen doch das Sprichwort, Helene. Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf
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