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Desiderium

Desiderium

Titel: Desiderium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christin C. Mittler
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übertreiben würde, dann wäre es nörgelig. Aber es ist mein voller Ernst. Ich werde mit Musik, Büchern und Filmen jeglicher Art der letzten drei Jahre förmlich erschlagen.«
    »Es soll Leute geben, die es gut und nützlich finden, Nachhilfe in Sachen ‚normale Welt’ zu bekommen«, deutete er an, noch immer mit der Spur eines Grinsen.
    Doch wie erwartet erwiderte Cassim es nicht. »Stimmt, da war ja was. Schätze, ich habe unseren Deal, dir im Gegenzug zum Training mehr über meine Welt beizubringen, nicht allzu gut eingehalten und sollte mich dafür entschuldigen.«
    Dieses Mal lachte er tatsächlich. Wieder fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. »Ja, genau. Ich meine, ich sehe es schon. Keine Sorge, der Deal steht trotzdem noch.«
    »Nur weil Darragh dich vierteilen würde, wenn du aufhörst, mich zu trainieren«, fügte Cassim hinzu. »Ich verspreche, mich intensiver um deine Erziehung zu kümmern.«
    Jaron stutzte. »War das der Versuch, einen Scherz zu machen, Ause rwählte?«
    Sie zuckte mit den Schultern, legte ihr Buch beiseite und streckte die Beine aus. Nicht sicher, ob er es sich nicht einbildete, glaubte Jaron zu sehen, wie ein zufriedener Ausdruck über ihr Gesicht huschte.
    »Obwohl ich es mir seit zwei Monaten jeden Tag anhören muss, habe ich es immer ein bisschen bezweifelt«, murmelte sie nach ein paar M inuten. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte durch vereinzelte Zweige hindurch zum Himmel.
    »Du bezweifelst vieles. Nicht selten sogar deine eigene Familie oder Religion. Da musst du schon konkreter werden.« Jaron musste sich zwingen, sie nicht anzustarren.
    Sie neigte den Kopf . »Ich meine, dass dieser Ort mich beruhigt. Ein wenig habe ich es schon gespürt, aber nie so wie es die Eingeweihten oder meine Vorgänger beschrieben haben. Aber heute hatte ich das Bedürfnis … und seit ich mich hingesetzt habe, weiß ich nicht einmal mehr, warum ich kommen wollte.«
    Jaron fing ihren Blick auf. Doch sie hatte ein beinahe perfektes Poke rface aufgesetzt. »Ist das gut oder schlecht?«
    »Ich glaube, es ist gut – noch.« Abwesend ließ sie eine Hand von ihrem Knie auf den Boden wandern und strich über das tiefgrüne Gras. »Ich habe genauso wenig verstanden, was genau diese Sucht ist. Die Schmerzen nicht mehr ertragen zu wollen, okay, ich merke selbst, wie stark sie sein können, aber ansonsten … Was sollte es noch für einen Grund geben, immer wieder zurückzukehren …?«
    Jaron wurde hellhörig.
    »Aber auch das verstehe ich jetzt, glaube ich.« Ihre Stimme war schwächer geworden. »Es tut gut, hier zu sein; mein Körper fühlt sich entspannt an. Vorhin habe ich ganz kurz vergessen, dass ich eine Auserwählte bin, dass ich kein normales Leben werde führen können.«
    Jaron zögerte einen Moment. »Willst du dann lieber alleine sein? Soll ich gehen?« Er stellte fest, dass er nicht gehen wollte. Es gefiel ihm, normal mit ihr zu reden.
    Daher erleichterte es ihn, als sie den Kopf schüttelte.
    »Du hast nie erwähnt, dass dich das so sehr beschäftigt«, sagte er nach einer Weile. Weil du normalerweise jedes Mal abstreitest, etwas zu empfinden , fügte er in Gedanken hinzu.
    Dieses Mal war es offensichtlich, dass sie seinem Blick auswich. »Auf die Gefahr hin, dass ich mir einen Kommentar von dir anhören werde, ich habe es nicht gemerkt, da ich mehr damit beschäftigt war, mich zu kontrollieren und Fortschritte zu machen.« Sie hielt inne. Plötzlich zog sie die Beine an und erhob sich. »Ich will noch einmal in die Stadt der Echos!«
    »Du willst freiwillig noch einmal dorthin zurück? Du musst weder mir noch Darragh oder sonst jemandem etwas beweisen.«
    »Und du weißt, dass ich das nicht nötig habe.« Ihr Stolz. »Ich halte es für sinnvoll. Als wir vorgestern die Tagebucheinträge von Julien durchgegangen sind, hat Darragh vermutet, dass sich eines der Portale in der Stadt der Echos befindet, oder?«
    »Ich glaube schon. Im Tagebuch sprach Julien davon, dass er das Tagebuch in der Nähe eines Portals verstecken wolle. An …«
    » ‚einem Ort, bewacht von Zwillingen, die niemand verwechselt.’«
    Jaron stockte. »Die Türme. In jeder Stadt gibt es mindestens einen Turm. Nur die Stadt der Echos hat zwei, die gleich aussehen.«
    »Eben. Also sollten wir danach suchen. Lass uns aufbrechen!«
    »Jetzt sofort?«, fragte er skeptisch.
    »Nein, Weihnachten. Selbstverständ lich jetzt, noch habe ich Zeit. Meinetwegen können wir auch dein Pferd nehmen.«
    Jaron hatte

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