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Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen

Titel: Desire - Die Zeit Der Rache Ist Gekommen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sie über Vals Schulter blickte, als wollte sie sehen, ob sie jemanden mitgebracht hatte. »Ich darf niemanden einlassen. Wir sind in Trauer und –«
    »Auch ich bin in Trauer«, fiel ihr Val verärgert ins Wort. Sie bezweifelte nicht, dass der Konvent sehr auf seine Zurückgezogenheit bedacht war, dass die Nonnen, Priester und alle, die mit der Kirche in Verbindung standen, der Polizei und den Reportern mit Argwohn begegneten. Vermutlich bangte jeder innerhalb des Ordens um seine persönliche Sicherheit. Außerdem war den Nonnen aller Wahrscheinlichkeit nach eine Art Schweigegebot auferlegt worden, nicht nur damit die Ermittlungen nicht gefährdet wurden, sondern um die Unantastbarkeit und Privatheit des Ordens zu gewährleisten. Wenn Camille richtiggelegen hatte mit ihrer Einschätzung der Mutter Oberin, dann bestand Schwester Charity sicher darauf, den Konvent zu einer Art Festung zu machen, um zu verhindern, dass jemand die Flammen des Skandals anfachte. »Bitte, ich weiß, dass Vater O’Toole meiner Schwester … nahegestanden hat.«
    »Es tut mir leid.« Wieder das geduldige Lächeln, zusammen mit einem Anflug von Besorgnis. »Ich weiß wirklich nicht, wo Vater O’Toole ist. Wenn Sie ihm Ihre Telefonnummer hinterlassen, wird er Sie vielleicht zurückrufen.«
    »Vielleicht?«, wiederholte Valerie.
    »Ich kann nicht für ihn sprechen.«
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Valerie und änderte ihre Taktik. »Sie haben doch mit meiner Schwester in St. Elsinore gearbeitet, hab ich recht?«
    »Manchmal.« Zitas Gesicht drückte jetzt echte Besorgnis aus. »Ich hatte mit Ihrer Schwester nicht viel zu tun«, sagte sie. Wolken schoben sich vor die Sonne.
    So schnell würde sie bei der Frau nicht weiterkommen. »Na schön, dann muss ich meine Bitte wiederholen: Ich möchte mit Vater O’Toole reden.« Val würde nicht lockerlassen. Plötzlich waren schwere Schritte zu vernehmen, die sich knirschend auf dem Kiesweg näherten.
    »Was geht hier vor?«, fragte eine strenge Stimme. Eine große Frau in einem steifen Ordensgewand bog um die Ecke. Sie hatte ein gebieterisches Auftreten und durchdringende Augen, die sich durch ihre Brillengläser zu bohren schienen. »Schwester Zita?«
    »Ich habe soeben erklärt, dass –«
    »Ich bin Valerie Renard«, fiel ihr Val ins Wort. Binnen Sekunden wusste sie, dass es sich bei dieser Autoritätsperson mit der barschen Stimme um Schwester Charity handeln musste, die Mutter Oberin, die Camille nur »die Gefängnisaufseherin« genannt hatte. Val begegnete dem abschätzigen Blick der älteren Frau und sah etwas in ihren Augen aufflackern, ein unverstelltes Gefühl, das jedoch sogleich wieder hinter ihrer starren Maske verschwand. »Camilles Schwester.«
    Zita trat zur Seite, und die ältere Nonne kam bis auf wenige Zentimeter an den Zaun heran und betrachtete Valerie mit zusammengekniffenen Augen, als suchte sie nach Ähnlichkeiten, die ihre Verwandtschaft bestätigten. Und noch etwas lag in ihrem Blick. Furcht?
    »Ich würde gern mit Vater O’Toole sprechen«, drängte Valerie.
    »Ich verstehe.« Die ältere Nonne nickte. »Ich bin Schwester Charity, die Mutter Oberin des St.-Marguerite-Ordens.« Ihr Gesicht entspannte sich ein wenig. Als habe sie unausgesprochene Anweisungen der Klostervorsteherin gehört, entfernte sich Schwester Zita wortlos und ließ Valerie mit ihr allein. »Es geht uns allen sehr schlecht wegen Schwester Camille. Mein Beileid. Es ist Zeit, sich auf seinen Glauben zu stützen, mein Kind.«
    »Aus dem Grund möchte ich mit dem Vater sprechen«, log Val rasch. Mutter Oberin hin oder her: Die Frau machte ihr etwas vor.
    Wieder das sanftmütige, friedvolle Lächeln, das die Augen nicht erreichte. »Im Augenblick ist der Vater nicht verfügbar.«
    »Dann werde ich eben warten.«
    »Das ist keine gute Idee.«
    »Warum nicht?«
    »Es finden polizeiliche Ermittlungen statt.«
    »Glauben Sie, das wüsste ich nicht?« Val versuchte, die Erschütterung in ihrer Stimme zu verbergen. Sie war müde und traurig, und ihre Nerven waren überreizt. Das Gespräch mit der Mutter Oberin ging ihr an die Nieren, obwohl sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Sie spürte, dass sie mit Ungeduld bei Schwester Charity nicht weiterkommen würde. Feindseligkeit würde die eiserne Nonne nur noch entschlossener machen. »Möchten Sie meinen Ausweis sehen?«
    »Das ist nicht der Punkt«, erwiderte Schwester Charity.
    »Was dann?«
    Du fängst mehr Fliegen mit Honig als mit Essig, ermahnte

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