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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Elektrizitätswerks
von Wickoff County. Beide fuhren auf der Main Street. Sie
hörte Musik aus dem Pickup. Diesmal hörte sie Entragians
Streifenwagen nicht, aber etwa fünf Minuten, nachdem der
Pickup an der Wäscherei vorbeigefahren war, ertönten wieder
Schüsse, und ein Mann schrie »Nein, nicht! Nein, nicht!« mit
einer so schrillen Stimme, daß es die eines Mädchens hätte gewesen sein können.
Danach folgte eine weitere endlose Nacht, in der sie nicht
dableiben wollte, aber auch nicht wagte, einen Fluchtversuch
zu unternehmen; sie aß Snacks aus der Maschine am Ende der
Reihe von Trocknern und trank Wasser am Waschbecken in
der Toilette. Dann kam ein neuer Tag, und Entragian drehte
immer noch wie ein Geier seine Runden.
Sie sagte, sie hätte nicht mitbekommen, daß er Leute in die
Stadt brachte und einsperrte. Inzwischen konnte sie nur an
Fluchtpläne denken, aber keiner schien ihr gut genug zu sein.
Und in gewisser Weise kam ihr die Wäscherei wie ihr Zuhause vor … als Zuflucht. Entragian war einmal dagewesen,
wieder gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Vielleicht kam er nie mehr zurück.
»Ich klammerte mich an den Gedanken, daß er nicht alle erwischt haben konnte, daß es andere wie mich geben
mußte, die rechtzeitig gesehen hatten, was vor sich ging,
und sich versteckt hielten. Einige mußten rauskommen. Sie
würden die State Police rufen. Ich redete mir ein, daß es zumindest vorläufig klüger sein würde, zu warten. Dann kam
der Sturm, und ich beschloß, es in seinem Schutz zu versuchen. Ich wollte mich zur Verwaltung der Bergbaugesellschaft zurückschleichen. In der Garage des Hideaway steht
ein Geländewagen -«
Steve nickte. »Wir haben ihn gesehen. Mit einem kleinen
Wagen voller Gesteinsproben hinten dran.«
»Ja. Ich hatte vor, den Anhänger abzukoppeln und nach
Nordwesten zu fahren, zum Highway 50 zurück. Ich hätte mir
einen Kompaß aus einem Schrank holen und mich damit sogar in dem Sandsturm orientieren können. Natürlich wußte
ich, ich hätte in eine Erdspalte fallen können oder so, aber das
schien nach allem, was ich gesehen hatte, kein nennenswertes
Risiko zu sein. Und ich mußte raus. Zwei Nächte in einer Wäscherei … he, versuchen Sie das mal. Ich wollte gerade los, als
Sie beide vorbeigekommen sind.«
»Ich hätte Ihnen beinahe den Schädel eingeschlagen«, sagte
Steve. »Tut mir leid.«
Sie lächelte verhalten, dann sah sie wieder in die Runde.
»Und über den Rest wissen Sie Bescheid«, sagte sie.
    Dem kann ich nicht zustimmen, dachte Johnny Marinville.
Das Pochen in seiner Nase wurde wieder schlimmer. Er wollte
etwas trinken, und zwar unbedingt. Da das Wahnsinn gewesen wäre - jedenfalls für ihn -, zog er das Fläschchen Aspirin
aus der Tasche und nahm zwei mit einem Schluck Mineralwasser. Ich glaube nicht, daß wir irgend etwas wissen. Jedenfalls
noch nicht.
4
    Mary Jackson sagte: »Was machen wir jetzt? Wie kommen wir
aus diesem Schlamassel raus? Versuchen wir es überhaupt,
oder warten wir ab, bis wir gerettet werden?«
Lange Zeit antwortete niemand. Dann räkelte sich Steve in
dem Sessel, den er sich mit Cynthia teilte, und sagte: »Wir können nicht warten. Jedenfalls nicht lange.«
»Warum sagen Sie das?« fragte Johnny. Seine Stimme klang
seltsam sanft, als würde er die Antwort auf diese Frage bereits
kennen.
»Weil irgend jemand entkommen sein müßte. Irgend jemand hätte ein Telefon außerhalb der Stadt finden und
der Mordmaschine den Stecker rausziehen müssen. Aber
das hat niemand getan. Nicht mal vor dem Sturm. Hier
ist etwas überaus Mächtiges am Werk, und ich glaube,
wenn wir uns auf Hilfe von außen verlassen, bedeutet das
nur unseren Tod. Wir müssen uns aufeinander verlassen
und so schnell wie möglich hier raus. Das ist meine Überzeugung.«
»Ich gehe erst, wenn ich rausgefunden habe, was mit meiner Mom passiert ist«, sagte David.
    »So darfst du nicht denken, Junge«, sagte Johnny.
»Doch, das kann ich. Das tue ich.«
»Nein«, sagte Billingsley. Beim Klang seiner Stimme hob
David den Kopf. »Nicht wenn so viele andere Leben auf dem
Spiel stehen. Nicht, wenn du … etwas so Besonderes bist. Wir
brauchen dich, Junge.«
»Das ist nicht fair«, flüsterte David fast.
»Nein«, stimmte Billingsley zu. Sein runzliges Gesicht war
eisern. »Das ist es nicht.«
Cynthia sagte: »Es wird deiner Mutter nichts nützen, wenn
du - und wir alle - beim Versuch sterben, sie zu finden, kleiner Mann. Andererseits, wenn es uns gelingt, aus der Stadt zu
fliehen,

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