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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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herum; sie haben versucht, sie auszugraben, und sie haben versucht, die ersten zwanzig Meter oder so abzustützen.
Aber dann erfolgte ein zweiter Einsturz, ein kleinerer, und
weitere Kreuzverstrebungen brachen. Also zogen sie sich
zurück und warteten auf die Experten aus Reno. Es wurde
kein Picknick vor dem Zugang veranstaltet - das ist schlichtweg gelogen. Etwa zu dem Zeitpunkt, als die Ingenieure in
Desperation aus der Postkutsche ausstiegen, erfolgten zwei
Einstürze echte Einstürze, und ziemlich große - in der Mine.
Der erste auf der äußeren Seite des Hangenden, das die Brüder Lushan zum Einsturz gebracht hatten. Er versiegelte die
letzten zwanzig Meter vor dem Zutritt wie ein Korken eine
Flasche. Und die Erschütterung der Tonnen und Abertonnen
Skarn und Hornfels lösten weiter drinnen einen zweiten aus.
Das beendete die Schreie, zumindest diejenigen, die so nahe
an der Oberfläche waren, daß die Leute sie hören konnten. Bis
die Ingenieure in einem Erzwagen von der Stadt kamen, war
alles vorbei. Sie sahen sich um, nahmen ein paar Probebohrungen vor, ließen sich die Lage schildern, und als sie von
dem zweiten Einsturz hörten, der den Boden erbeben ließ,
daß die Pferde scheuten, schüttelten sie die Köpfe und sagten,
daß wahrscheinlich niemand überlebt hatte. Und selbst wenn,
würden sie mehr Leben aufs Spiel setzen, als sie wahrscheinlich retten konnten, wenn sie versucht hätten, wieder reinzugehen.«
»Und schließlich waren es nur Chinesen«, sagte Steve.
»Ganz recht, kleine schlitzäugige Chinesenjungs. Damit
hatte Mr. Billingsley recht. Und während sich das alles abspielte, hielten sich die beiden entkommenen Chinesenjungs
in der Nähe von Rose Rock in der Wüste auf und wurden
langsam verrückt. Und schließlich erwischte es auch die beiden. Es holte sie ein. Es dauerte fast zwei Wochen, bis sie nach
Desperation zurückkehrten, nicht drei Tage. Sie kamen
tatsächlich ins Lady Day - sehen Sie, wie er Wahrheit und Lügen durcheinandergebracht hat?
-, töteten aber niemanden
dort. Shih ließ die Pistole des Vorarbeiters sehen, die leer war,
und das genügte. Eine ganze Schar Bergleute und Cowboys
rangen sie nieder. Sie waren nackt, abgesehen von Lendenschürzen. Und überall blutverschmiert. Die Männer im Lady
Day glaubten, es müßte das Blut aller sein, die sie ermordet
hatten, aber das stimmte nicht. Sie waren draußen in der Wüste gewesen und hatten Tiere zu sich gerufen … so wie Tak
den Puma gerufen hat, den Sie erschossen haben, Mr. Marinville. Aber die Brüder Lushan wollten sie nicht für so einen
Zweck. Sie wollten nur essen. Sie aßen alles, was kam - Fledermäuse, Geier, Spinnen, Klapperschlangen.«
David hob eine zitternde Hand zum Gesicht und wischte
sich erst das linke und dann das rechte Auge ab.
»Die Brüder Lushan tun mir sehr leid. Mir ist, als würde ich
sie ein bißchen kennen. Was sie empfunden haben müssen.
Wie sie in gewisser Weise dankbar gewesen sein müssen, als
der Wahnsinn sie schließlich übermannte und sie nicht mehr
denken mußten.
Sie hätten praktisch für immer draußen im Vorgebirge von
Desatoya bleiben können, nehme ich an, aber Tak hatte nur
sie, und Tak ist immer hungrig. Er schickte sie in die Stadt,
weil er nichts anderes tun konnte. Einer von ihnen, Shih,
wurde gleich im Lady Day getötet. Ch’an wurde zwei Tage
später aufgehängt, ziemlich genau an der Stelle, wo die drei
Fahrräder verkehrt herum auf der Straße standen … erinnern
Sie sich daran? Er tobte und schrie bis zum Ende in Taks Sprache, der Sprache der Ungeformten. Und er riß sic h die Kapuze
vom Kopf, darum haben sie ihn mit unverhülltem Gesicht
aufgehängt.«
»Mann, dein Gott, das ist vielleicht einer!« sagte Marinville
fröhlich. »Der weiß wirklich, wie man eine Gefälligkeit vergelten muß, oder nicht, David?«
»Gott ist grausam«, sagte David mit einer so leisen Stimme,
daß man es kaum hören konnte.
»Was?« fragte Marinville. »Was hast du gesagt?«
»Sie wissen es. Aber das Leben besteht nicht nur darin, daß
man dem Schmerz ausweicht. Das wußten Sie auch mal, Mr.
Marinville, öder nicht?«
Marinville sah in die Ecke des Busses und sagte nichts.
4
    Als erstes bemerkte Mary einen Geruch
- süßlich, beißend,
ekelerregend. O Peter, verdammt noch mal, dachte sie benommen. Es ist die verfluchte Kühltruhe, alles ist verdorben! Aber das stimmte nicht; die Kühltruhe war während ihrer
Reise nach Mallorca kaputtgegangen, und das war vor langer
Zeit, vor ihrer

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