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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mindestens einsfünfundneunzig -, daß er trotzdem auf Ralph herabsehen konnte,
der auf dem Kapitänsstuhl hinter dem Lenkrad saß.
Der Cop machte mit der freien Hand eine kurbelnde Bewegung, und Ralph kurbelte das Fenster halb hinunter. »Was ist
los, Officer?«
»Wie viele sind Sie?« fragte der Cop.
»Was geht -«
»Sir, wie viele sind Sie?«
»Vier«, sagte Ralph, der allmählich richtig Angst bekam.
»Meine Frau, zwei Kinder, ich. Wir haben zwei Platten -«
»Nein, Sir, alle Reifen sind platt. Sie sind über einen Highway-Teppich gefahren.«
»Ich verstehe nicht -«
»Das ist ein Drahtstreifen, in den Hunderte kurzer Nägel
eingebettet sind«, sagte der Cop. »Den benützen wir, um Raser zu stoppen, wann immer wir können - ist viel besser als
langwierige Verfolgungsjagden.«
»Was hatte so ein Ding auf der Straße zu suchen?« fragte Ellie indigniert.
Der Cop sagte: »Ich werde die hintere Tür meines Wagens
aufmachen, die, die Ihrem Wohnmobil am nächsten ist. Wenn
Sie das sehen, möchte ich, daß Sie aus Ihrem Fahrzeug ausund in meines einsteigen. Und zwar schnell.«
Er drehte den Kopf, sah
Kirsten - die sich mittlerweile am
Bein ihrer Mutter festhielt und argwöhnisch daran vorbei
spähte - und lächelte ihr zu. »Hi, Mädchen«, sagte er.
Kirsty lächelte ihn ebenfalls an.
Der Cop ließ den Blick kurz über David schweifen. Er nickte, und David erwiderte das Lächeln unverbindlich. »Wer ist
da draußen, Sir?« fragte David.
»Ein schlimmer Bursche«, sagte der Cop. »Mehr brauchst
du im Augenblick nicht zu wissen, Junge. Ein ganz schlimmer
Bursche. Tak!«
»Officer -« begann Ralph.
»Sir, mit allem nötigen Respekt, ich fühle mich wie eine Tontaube auf dem Schießstand. Da draußen ist ein gefährlicher
Mann auf freiem Fuß, er kann gut mit einem Gewehr umgehen, und dieser Highway-Teppich deutet darauf hin, daß er in
der Nähe ist. Weitere Diskussionen über die Situation müssen
warten, bis sich unsere Lage verbessert hat, sehen Sie das ein?« Tak? Ralph wunderte sich. War das der Name des schlimmen Burschen? »Ja, aber -«
»Sie zuerst, Sir. Tragen Sie Ihre kleine Tochter. Danach der
Junge. Ihre Frau zuletzt. Sie müssen zusammenrücken, aber
sie passen alle hinten rein.«
Ralph öffnete den Sicherheitsgurt und stand auf. »Wohin
fahren wir?« fragte er.
»Desperation. Bergwerksstadt. Etwa acht Meilen von hier.«
Ralph nickte, kurbelte das Fenster hoch und nahm Kirsten.
Sie sah ihn mit besorgtem Blick an und schien den Tränen
nahe zu sein.
»Daddy, ist das Mr. Riesenschreck?« fragte sie. Mr. Riesenschreck war ein Monster, das sie eines Tages von der Schule
mit nach Hause gebracht hatte. Ralph wußte nicht, welches
Kind seiner sanftmütigen, siebenjährigen Tochter von dieser
Spukgestalt erzählt hatte, die in Schränken hauste, dachte sich
aber, wenn er ihn hätte finden können (er nahm einfach an,
daß es ein Junge war, ihm schien es, als wären Aufzucht und
Pflege von Monstern auf amerikanischen Schulhöfen immer
die Sache von Jungs), hätte er den Schurken mit dem größten
Vergnügen erwürgt. Es hatte zwei Monate gedauert, Kirsty
mehr oder weniger zu beruhigen, was Mr. Riesenschreck betraf. Und jetzt das.
»Nein, nicht Mr. Riesenschreck«, sagte Ralph. »Wahrscheinlich nur ein Postangestellter, der einen schlechten Tag hat.«
»Daddy, du arbeitest für die Post«, sagte sie, als er sie zu der
Tür in der Mitte der Kabine des Wayfarer trug.
»Jawoll«, sagte er und stellte fest, daß Ellie David vor sich
gezogen und ihm die Hände auf die Schultern gelegt hatte.
»Das ist so eine Art Witz, verstehst du?«
»Wie ein Klopf-Klopf ohne klopfen?«
»Jawoll«, sagte er wieder. Er schaute zum Fenster in der Kabinentür des Wohnmobils hinaus und sah, daß der Cop die
hintere Tür des Streifenwagens geöffnet hatte. Er sah auch,
daß die Tür des Wayfarer, wenn er sie öffnete, sich mit der des
Streifenwagens überschneiden und eine Schutzwand bilden
würde. Das war gut.
Klar. Es sei denn, die Wüstenratte, nach der dieser Typ sucht, ist
hinter uns. Allmächtiger Gott, warum konnten wir nicht nach Atlantic City fahren?
»Dad?« Das war David, sein intelligenter, aber etwas eigentümlicher Sohn, der seit letztem Herbst in die Kirche ging, seit
das mit seinem Freund Brian passiert war. Nicht in die Sonntagsschule, nicht zur Jugendgruppe am Donnerstagabend,
nur in die Kirche. Und Sonntag nachmittags ins Pfarrhaus, um
mit seinem neuen Freund, dem Reverend, zu reden. Der übrigens eines langsamen Todes

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