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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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er den Geländewagen anlassen
und zusehen, daß er so schnell es ging aus diesem unheimlichen kleinen
»Kein schlechter Wurf«, sagte eine Stimme von der Tür.
Johnny wirbelte herum. Da stand der Junge. David. Betrachtete den Wolf. Dann wandte er Johnny sein ernstes Gesicht zu.
»Ein Glückstreffer«, sagte Johnny.
»Glauben Sie wirklich?«
»Weiß dein Vater, daß du hier bist, David?«
»Er weiß es.«
»Wenn du gekommen bist, um mich zum Bleiben zu überreden, hast du Pech gehabt«, sagte Johnny. Er beugte sich über
die Kupplung zwischen Erzlore und Geländefahrzeug und
zielte auf den Bolzen. Er verfehlte ihn völlig und stieß sich die
Hand schmerzhaft an einer Metallkante an. Er schrie auf und
steckte die zerkratzten Knöchel in den Mund. Aber den springenden Wolf hatte er mit dem Hammer genau zwischen die
Augen getroffen, er
Den Rest blockte Johnny ab. Er nahm die Hand aus dem
Mund, umklammerte den Gummigriff des Hammers fester
und beugte sich wieder über die Kupplung. Diesmal traf er sie
ziemlich gut
- nicht genau ins Zentrum, aber ausreichend,
daß der Bolzen aus der Öse herausschoß und über den Boden
rollte. Unter den baumelnden Füßen der Frau, die wie Terry
aussah, blieb er liegen.
Und auch da werde ich nichts reininterpretieren.
    »Wenn du gekommen bist, um über Theologie zu sprechen,
hast du auch kein Glück«, sagte Johnny. »Falls du mich jedoch
nach Austin begleiten möchtest -«
Er verstummte. Der Junge hielt etwas in der Hand und hielt
es ihm hin. Der tote Wolf lag zwischen ihnen auf dem Boden
des Labors.
»Was ist das?« fragte Johnny, aber er wußte es. So schlecht
waren seine Augen noch nicht. Plötzlich war sein Mund ganz
trocken. Warum verfolgst du mich? dachte er plötzlich - wen er
damit meinte, wußte er nicht genau; er wußte nur, daß es nicht
der Junge war. Warum kannst du meine Witterung nicht verlieren? Mich einfach in Ruhe lassen?
»Ihre Brieftasche«, sagte David. Sein Blick ruhte so gelassen
auf Johnny. »Sie ist Ihnen im Bus aus der Tasche gefallen. Ich
habe Sie Ihnen gebracht. Ihre sämtlichen Ausweise sind drin,
falls Sie vergessen sollten, wer Sie sind.«
»Sehr witzig.«
»Das war kein Witz.«
»Und was willst du?« fragte Johnny schroff. »Eine Belohnung? Okay. Schreib mir deine Adresse auf, ich schicke dir
entweder zwanzig Piepen oder ein handsigniertes Buch.
Möchtest du einen von Albert Belle signierten Baseball? Den
kann ich dir auch besorgen. Was du willst. Was immer dir in
den Sinn kommt.«
David betrachtete den Wolf einen Augenblick. »Ziemlich
guter Wurf für einen Mann, der einen Bolzen nicht aus zehn
Zentimetern Entfernung treffen kann.«
»Halt den Mund, Klugscheißer«, sagte Johnny. »Bring mir
die Brieftasche, wenn du mitkommst. Wirf sie mir rüber, wenn
nicht. Oder behalt das verdammte Ding einfach.«
»Es ist ein Bild darin. Sie und zwei andere Männer stehen
vor einem Haus, das Viet Cong Lookout heißt. Eine Bar, glaube
ich.«
»Ja, eine Bar«, stimmte Johnny zu. Er lockerte nervös die
Hand am Griff des Hammers und spürte das Brennen in seinen aufgeschürften Knöcheln kaum. »Der große Mann auf
dem Bild ist David Halberstam. Sehr berühmter Schriftsteller.
Historiker. Baseballfan.«
»Mich interessiert mehr der durchschnittlich große Mann in
der Mitte«, sagte David, und plötzlich wußte ein Teil von
Johnny - ein Teil tief, tief drinnen -, worauf das Kind hinauswollte, was das Kind sagen würde, und dieser Teil stöhnte
protestierend auf. »Der Mann in dem grauen Hemd mit der
Yankee-Mütze. Der Mann, der mir die China-Mine von meinem Vietcong-Wachposten aus gezeigt hat. Dieser Mann waren Sie.«
»Was für ein Quatsch«, sagte Johnny. »Dieselbe Art von
dummem Quatsch, die du von dir gibst, seit -«
Leise, in genau der richtigen Tonart sang David Carver,
während er Johnny immer noch die Brieftasche auf einer Hand
entgegenhielt: » Well I feel so good, everybody’s gettin high .,,« Es war, als hätte Johnny einen Faustschlag mitten auf die
Brust bekommen. Der Hammer fiel ihm aus der Hand. »Hör
auf«, flüsterte er.
»… better take it easy, cause the place is on fire …«
»Hör auf!« schrie Johnny, und erneut drang statisches Rauschen aus dem Radio. Er konnte spüren, wie sich etwas in ihm
regte. Etwas Schreckliches. Wie ein Erdrutsch, der unter einer
Oberfläche anfängt, die nur solide aussieht. Warum mußte
der Junge kommen? Selbstverständlich, weil er geschickt
worden war. Es war nicht Davids Schuld. Die eigentliche
Frage war, warum

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