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Desperation

Desperation

Titel: Desperation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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zusammengelebt,
daß Sie schon wie einer denken.«
»Der Hund -«
»Ein Mensch ist kein Hund«, sagte der Cop mit einer affektierten, oberlehrerhaften Stimme. Er bog an der Kreuzung
rechts ab, und fast unmittelbar darauf wieder links auf einen
Parkplatz neben dem Rathaus der Stadt. Er stellte den Motor
ab, stieg aus und öffnete die rechte hintere Tür. Wenigstens
blieben Johnny so die Schmerzen und die Anstrengung erspart, sich mit seinem zerschundenen Körper an dem durchgedrückten Fahrersitz vorbeizwängen zu müssen. »Ein Huhn
ist kein Hühnchenschnitzel, und ein Mensch ist kein Hund,
Johnny. Nicht einmal ein Mensch wie Sie. Los doch. Steigen
Sie aus. Allez-hopp.«
Johnny stieg aus. Die Stille fiel ihm auf; die Geräusche, die
er hören konnte - Wind, das Prasseln von Sand auf den Backsteinmauern des Rathauses, ein monotones Quietschen von
irgendwo in der Nähe
- betonten diese Stille nur noch und
verwandelten sie in so etwas wie eine Kuppel. Er streckte sich
und verzog das Gesicht wegen der Schmerzen im Rücken und
seinen Beinen, doch er mußte etwas für seine anderen Muskeln tun, die allesamt völlig verkrampft waren. Dann zwang
er sich, in das verwüstete Gesicht des Cops zu sehen. Die
Größe des Mannes war einschüchternd und irgendwie verwirrend. Das lag nicht nur daran, daß Johnny mit seinen
einssechsundachtzig daran gewöhnt war, auf Leute hinabzuschauen, statt zu ihnen aufzublicken; es lag am Ausmaß des
Größenunterschieds, keine drei oder vier Zentimeter, sondern
mindestens zehn. Und dann der Umfang des Mannes. Der gewaltige Umfang. Er stand nicht nur da; er ragte empor.
»Warum haben Sie mich nicht getötet, wie den Burschen da
hinten? Billy? Lohnt es sich überhaupt, so eine Frage zu stellen. Oder sind Sie schon jenseits von Gründen?«
»O Scheiße, wir sind alle jenseits von Gründen, das wissen Sie doch auch«, sagte der Cop und entblößte ein paar blutige
Zähne zu einem Lächeln, auf das Johnny gern hätte verzichten können. »Das Wichtige ist … hören Sie genau zu … ich
könnte Sie gehen lassen. Würde Ihnen das gefallen? Sie müssen
noch mindestens zwei weitere blöde, sinnlose Bücher in
Ihrem Kopf haben, vielleicht sogar ein halbes Dutzend. Sie
könnten noch einige schreiben, bevor Sie schließlich der Herzinfarkt erwischt, der am Ende der Straße auf Sie wartet. Und
ich bin sicher, mit der Zeit könnten Sie dieses Intermezzo verdrängen und sich selbst einreden, daß das, was Sie tun, irgendwie Ihre Existenz rechtfertigt. Würde Ihnen das gefallen,
Johnny? Hätten Sie gern, daß ich sie freilasse?«
Erin go bragh, dachte Johnny ohne ersichtlichen Grund und
glaubte einen alptraumhaften Augenblick lang, er würde lachen. Dann verschwand der Drang, und er nickte. »Ja, das
hätte ich sehr gern.«
»Frei. Wie ein Vogel aus einem Käfig.« Der Cop flatterte mit
den Armen, um es zu demonstrieren, und Johnny sah, daß die
blutigen Flecken unter seinen Armen größer geworden waren. Sein Uniformhemd war mittlerweile auf der zerrissenen
Seite fast bis hinunter zum Gürtel blutgetränkt.
»Ja.« Nicht, daß er ernsthaft glaubte, sein neuer Spielkamerad hätte tatsächlich die Absicht, ihn freizulassen;
o nein. Aber besagter Spielkamerad würde bald nichts mehr
weiter sein als Blutwurst, die von der Pelle seiner Uniform zusammengehalten wurde, und wenn er selbst durchhalten
konnte, bis es soweit war
»Na gut. Folgender Vorschlag, Großkotz: Sie lutschen meinen Schwanz. Wenn Sie das machen, lasse ich Sie gehen. Ehrenwort.«
Er machte seinen Reißverschluß auf und zog den elastischen Bund der Unterhose hinunter. Etwas, das wie eine tote
weiße Schlange aussah, fiel heraus. Johnny nahm den dünnen
Blutstrom, der heraustropfte, ohne Überraschung zur Kenntnis. Der Cop blutete schließlich auch aus jeder anderen Öffnung, oder nicht?
»Lit’rarisch gesprochen«, sagte der Cop grinsend, »wird
diese spezielle Lutschnummer etwas mehr von Anne Ric e als
von Armistead Maupin haben. Ich schlage vor, Sie folgen dem
Rat von Queen Victoria - schließen Sie die Augen und denken
Sie an Erdbeerkuchen.«
Johnny Marinville betrachtete den Pimmel des Irren, dann
sein grinsendes Gesicht, dann wieder den Pimmel. Er wußte
nicht, was der Cop erwartete
- Schreie, Ekel, Tränen, melodramatisches Flehen -, aber er hatte deutlich den Eindruck,
daß er nicht empfand, was der Cop ihn empfinden lassen
wollte, was er seiner Meinung nach wahrscheinlich empfinden sollte.
Dir scheint nicht klar zu sein, daß ich in

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