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Deutschlehrerin

Deutschlehrerin

Titel: Deutschlehrerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Taschler
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zweihundert Stück wurden von Verwandten und Bekannten gekauft, und für weitere Werke fand er keinen Verleger mehr. Thomas hoffte, dass sein Sohn erfolgreicher sein würde als er. Ein paar Jahre darauf starb er an Asthma.

MATHILDA UND XAVER SEHEN EINANDER NACH SECHZEHN JAHREN WIEDER
    Xaver: Die Schneeflocken sind wunderschön, so dicht, so weich.
    Mathilda: Die Schneeflocken im dritten Kapitel in Engelsflügel habe ich mir immer so vorgestellt.
    Xaver: Ich mir auch.
    Mathilda: »Elena aber wollte unbedingt dabei sein, wenn sie Elias unter den Schneemassen finden würden. Plötzlich kitzelte sie etwas im Gesicht, sie schaute hoch und entdeckte dichte, weiche Schneeflocken, die ihr sanft ins Gesicht fielen und so schnell schmolzen, als hätte es sie nie gegeben.«
    Xaver: Kennst du alle drei Bücher auswendig?
    Mathilda: Nur meine Lieblingsstellen im ersten Buch.
    Xaver: Was sind deine Lieblingsstellen?
    Mathilda: Drittes Kapitel, als sie nach dem Lawinenunglück Elias’ Leiche suchen und nicht finden, viertes Kapitel, als Elias plötzlich in der Nacht auf Elenas Bett sitzt und siebtes Kapitel, als die beiden gemeinsam aus dem Reich der Engel nach Hause zurückkehren und vor ihrer Mutter stehen, die fast in Ohnmacht fällt.
    Xaver: Meine Lieblingsstellen sind in allen drei Teilen jeweils die dreizehnten Kapitel.
    Mathilda (lacht): Ja, die Showdowns hast du am liebsten geschrieben – und am schnellsten. Übrigens ist Philipp Kumpitsch ein paar Jahre darauf tödlich verunglückt.
    Xaver: Wer ist Philipp Kumpitsch?
    Mathilda: Der Schüler.
    Xaver: Welcher Schüler?
    Mathilda: Erinnerst du dich an seine Schularbeit Im Reich der Engel? Wir haben sie als Anregung für die Trilogie genommen.
    Xaver: Wie ist er gestorben?
    Mathilda: Beim Snowboardfahren auf der Rax.
    Xaver: Das ist nicht dein Ernst.
    Mathilda: Allerdings war es keine Lawine, sondern ein junger Skifahrer ist in ihn hineingerast und dabei wurde er gegen einen Baum geschleudert. Er hat keinen Helm getragen und ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben.
    Xaver: Oh mein Gott.
    Mathilda: Weißt du, was seine letzten Worte waren? Angeblich hat er zum Notarzt gesagt: »Jetzt komme ich in das Reich der Engel.«
    Xaver: Das ist ja richtig gruselig. Ich habe eine Gänsehaut.

MATHILDA UND XAVER
    Mathilda gefiel es, mit einem Schriftsteller zusammen zu sein, vor allem am Anfang ihrer Beziehung, alle ihre Studienkollegen beneideten sie darum, ein Künstler war etwas Besonderes; ihre Mutter war die Einzige, die über Xavers Beruf lauthals lachte.
    Am besten verstanden sie sich, wenn sie über Bücher sprachen oder über Xavers aktuelles Schreibprojekt, darüber konnten sie stundenlang leidenschaftlich diskutieren. Wenn er an einem Roman arbeitete, fragte er sie fortlaufend um ihre Meinung und sie war jedes Mal die Erste, die das fertige Manuskript lesen durfte. Mathilda verstand immer sofort, worauf es ihm in seinen Romanen ankam.
    Geschichten flogen Xaver schneller zu, als er sie aufschreiben konnte, sie überfielen ihn geradezu, sie sich auszudenken, fiel ihm wesentlich leichter als sie dann in mühevoller Kleinarbeit zu Papier zu bringen. Er liebte es, Geschichten gedanklich ausreifen zu lassen, damit herumzuspielen, bis Struktur und Charaktere stimmig waren, beim Schreiben selbst verlor er schnell die Geduld.
    »Geschichten im Kopf wachsen zu lassen ist herrlich und macht Spaß, sie dann niederzuschreiben ist richtiggehend masochistisch«, sagte er oft. Während des Schreibprozesses musste Mathilda ihn laufend motivieren weiterzumachen, ihn regelrecht antreiben, denn nicht selten gab Xaver nach ein paar Monaten auf und wollte den nächsten Roman beginnen. Sie musste oft ihre ganze Überzeugungskraft aufwenden, wochenlang beschwörend auf ihn einreden oder ihn sogar anschreien, um ihn daran zu hindern, aufzuhören.
    Insgesamt fünf Romane schrieb Xaver, bevor er gemeinsam mit Mathilda in den Jahren 1994 und 1995 die Jugendbuchtrilogie Engelsflügel, Engelskind und Engelsblut schrieb. Mit keinem gelang ihm der Durchbruch, alle wurden sie zwar von den Kritikern gelobt, jedoch nicht viel gelesen, von keinem, außer dem zweiten, erschien mehr als eine Auflage. Sein zweiter Roman Fünf Frauen, fünf Männer gefiel Mathilda am besten, er bestand aus zehn langen Dialogen, und ihrer Meinung nach gehörte das Dialogschreiben eindeutig zu Xavers Stärken. Xaver und sie machten sich einen Spaß daraus, alle Szenen durchzuspielen, für diesen Zweck kaufte er Mathilda sogar rote

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