Devoted - Geheime Begierde: Band 1 - Roman (German Edition)
Schauspielerin wirst. Tja, und genau das tue ich.«
»Aber ich kann diese Rolle nicht spielen.« Ich bin den Tränen nahe. »Nicht in aller Öffentlichkeit. Ohne BH auf der Bühne. Vor Publikum …«
»Manchmal muss man so etwas eben tun«, erklärt Marc. »Als ich den König Lear gespielt habe, war ich splitternackt. Und das Theater ist kein Vergleich zum Film, wo die Kamera einen in Nahaufnahme heranholt und einen später Millionen Menschen nackt auf der Leinwand sehen.«
»Aber vielleicht ist Nacktheit auf der Bühne ein Hindernis, das ich nicht überwinden kann.«
»Du verstehst das nicht richtig.« Marc schüttelt den Kopf. »Hier geht es nicht um die Nacktheit, sondern darum, sich zu öffnen. Sein Innerstes preiszugeben. Die eigene Seele. Damit jeder sie sehen kann. Nacktheit ist nur ein Teilaspekt davon. Wenn du nicht offen genug für eine Rolle bist, kann es nicht funktionieren. Dein Körper ist das, womit du dich ausdrückst. Wenn du zu große Hemmungen hast, deinen Körper zu zeigen, kannst du dich nie wirklich ausdrücken.«
»Das sagt ja der Richtige.«
»Darüber haben wir ja bereits gesprochen.«
»Ich kann das nicht machen, Marc.«
Er legt den Finger unter mein Kinn und zwingt mich, ihn anzusehen. »Doch, du kannst. Und jetzt zieh dich an und lern deinen Text. Um fünf kommt dich ein Boot abholen, das dich aufs Festland bringt. Von dort aus geht es mit dem Wagen zum Theater. Ich muss schon früher dort sein. Wir sehen uns auf der Bühne.« Er drückt mir einen Kuss auf die Nase und zieht mich an sich. »Ich glaube an dich.«
❧ 68
A uf dem Weg zum Theater bin ich das reinste Nervenbündel. Am liebsten würde ich abhauen, mich irgendwo verstecken, wo mich niemand finden kann, oder Marc anschreien, weil er etwas von mir verlangt, was ich nie im Leben schaffen kann. Aber tief in meinem Innern weiß ich, dass er recht hat. Ich muss diese Art Rollen üben, damit ich Routine bekomme. Und selbst wenn ich nie wieder nackt auf der Bühne stehen sollte, wird mir dieser Auftritt helfen, eine bessere Schauspielerin zu werden.
Der Wagen hält auf der Rückseite eines gedrungenen, grauen Betonklotzes an, vor dem sich eine lange Schlange gebildet hat. Beim Anblick des hypermodernen Theaters denke ich daran, was für ein Glück wir in London doch mit unseren eleganten historischen Theatern haben.
Ich werde in eine Garderobe geführt, wo mir eine zierliche blonde Schauspielerin Georgias Dessous und eine rothaarige Perücke reicht und mir beim Schminken hilft.
Dann werde ich an den Bühnenrand gebracht. Die Aufführung hat bereits begonnen. Ich blättere das Skript durch. Offenbar sind sie bereits auf Seite 49. Ich schlucke gegen meine aufkommende Übelkeit an, während ich zusehe, wie Marc in einem dunklen Nadelstreifenanzug auf der Bühne auf und ab geht.
Wieder einmal werde ich Zeugin von Marcs grandioser Schauspielkunst: von Marc Blackwell keine Spur – ich sehe nur Harry.
Die Zeit vergeht wie im Flug, und ehe ich mich’s versehe, kommt ein Bühnenhelfer auf mich zugehastet. »Ich dachte, Sie wären noch in der Garderobe«, flüstert er. »Sie sind gleich dran. Nicht mal eine Minute bis zu Ihrem Auftritt.«
»Ja.« Ich warte auf mein Stichwort. Ich werde mal nach ihr sehen.
Schweißperlen stehen auf meiner Stirn, und meine Handflächen sind klitschnass.
»Ich werde mal nach ihr sehen«, sagt Marc in diesem Moment.
Zack! Ich trete auf die Bühne und erkenne die Silhouetten mehrerer Hundert Zuschauer im abgedunkelten Raum. Alle Blicke sind erwartungsvoll auf mich gerichtet. Ich stehe nur in Unterwäsche auf der Bühne. Und schon bald werde ich sogar noch weniger anhaben.
O Gott, ich bin so schrecklich nervös. Dabei ist dies nicht mein erster Auftritt. Im Gegenteil. Ich habe schon zahllose Male auf der Bühne gestanden. Zugegeben, ich war dabei immer vollständig bekleidet, aber Marc hat vollkommen recht: Im Grunde sollte es unwichtig sein. Du musst einfach nur mit der Rolle verschmelzen , sage ich mir. Solange du die Rolle spielst, kann dir überhaupt nichts passieren.
Ich räuspere mich, doch mit einem Mal ist mein Kopf vollkommen leer. Ich sehe Marc an und spüre Panik in mir aufsteigen. Ich glaube, ich würde vor Scham sterben, wenn mir jemand meinen Text zurufen müsste.
Marc wartet auf mich. Die Gelassenheit in seinem Blick spricht Bände – er weiß ganz genau, dass ich es schaffen werde. Ich beschließe zu improvisieren.
»Was führt denn einen schönen Mann wie dich hierher?«,
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