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DGB 10 - Engel Der Tiefe

DGB 10 - Engel Der Tiefe

Titel: DGB 10 - Engel Der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Lee
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zu sagen vermochte, wo
sich der Meister von Caliban aufhielt – aus-genommen Lord Cypher, der zum
Schweigen verpflichtet worden war. Zahariel hatte Cypher seitdem fast ein
Dutzend Mal bestürmt, die dringende Frage an Luther weiterzuleiten, ob er nicht
die Erlaubnis erteilen konnte, die Legion in die Arkologie zu schicken, doch in
keinem Fall war eine Antwort gekommen.
    Dabei fühlte sich Zahariel
versucht, Luther zu übergehen und die Astartes eingreifen zu lassen.
Grundsätzlich fiel es in seine Befugnis, da er Luthers Stellvertreter war, und
wenn sich der Meister von Caliban zurückgezogen hatte, dann durfte er eine
solche Entscheidung treffen. Allerdings würde er damit gegen seinen Eid
verstoßen, dem Imperator und der Legion zu dienen.
    Doch was war, wenn Luther Recht
hatte? Wenn die wahre Gefahr für Caliban vom Imperium ausging? Sollte das
stimmen, beruhte sein Eid gegenüber dem Imperator auf einer Lüge und war damit
wertlos. Er war an einem Punkt angelangt, an dem er nicht mehr wusste, was er
noch glauben sollte. Was er bei Sigma Fünf-Eins-Sieben gesehen hatte, hatte
seinen Glauben bis ins Mark erschüttert.
    Sein ganzes Leben lang hatte es
Zahariel nie an Gewissheit gemangelt. Sein Glaube an sich selbst und an seine
Sache war stets unerschütterlich gewesen. Jetzt dagegen schien es, als seien
die Grundfesten der Welt unter seinen Füßen ins Wanken geraten.
    Wenn er sich nicht vorsah,
würde sein nächster Schritt womöglich der letzte sein.
    Über ihm tobte der Sturm wie
ein Spiegelbild dessen, was sich in ihm selbst abspielte. Er holte tief Luft
und leitete alle seine Verärgerung in einen mentalen Ruf.
    »Zeigt euch, ihr Wächter im
Dunkel«, brüllte er dem tosenden Sturm entgegen. »Vor langer Zeit habe ich
geschworen, so wie ihr gegen das Böse zu kämpfen Jetzt sehe ich die Wahrheit:
Diese ganze Welt ist korrupt, und nun ist mein Volk in größter Gefahr!«
    Ein weiterer gleißender Blitz
zuckte als Antwort über den Himmel, der auch noch die tiefsten Schatten
vertrieb und den Hof in scharf umrissene Konturen zeigte. Diesmal jedoch
erlosch das grelle Licht nicht gleich wieder, sondern wandelte sich von einem
harschen Blauweiß zu einem mehr silbernen Farbstich, ähnlich dem Mondlicht.
Zahariel spürte nicht länger den Regen in sein Gesicht prasseln, und der
heulende Wind erschien ihm erstaunlich gedämpft, so dass er einen fast
klagenden Unterton bekam.
    Dann sah er plötzlich die drei
Gestalten, die im Mittelpunkt der Spirale standen und wie Bittsteller gekleidet
waren. Jeder der Chorröcke schien permanent seine Farbe von Schwarz nach Braun
nach Grau und zurück zu verändern. Die Köpfe waren von ausladenden Kapuzen
bedeckt, die ihre Gesichter in Dunkelheit tauchten. Ihre Hände hatten sie in
die weiten Ärmel geschoben, so dass er nichts von ihrer Haut sehen konnte.
    Der Wächter im Dunkel waren
nicht menschlicher Herkunft, davon war Zahariel überzeugt. Dies war die Form,
die sie gewählt hatten, um ihm gegenüberzutreten, denn er war sich sicher, dass
er beim Anblick ihres wahren Erscheinungsbilds den Verstand verloren hätte.
    Einer der drei sprach — wer,
konnte Zahariel nicht mit Sicherheit sagen. Ihre Stimmen waren wie eine
komplexe Lage aus geflüsterten Lauten, die sich zu etwas zusammenfügten, was
sich wie von Menschen benutzte Worte anhörte.
    Du weißt nichts über die
Wahrheit, Zahariel, sagte der Wächter.
    Wenn Wahr und Falsch so einfach
voneinander zu trennen wären, dann könnte unser uralter Feind niemals einen Weg
in eine menschliche Seele finden.
    »Ich weiß, was wahr und was
falsch ist!«, gab Zahariel zurück.
    »Ich kenne den Unterschied
zwischen Ehre und Ehrlosigkeit! Was muss ein Mensch oder ein Astartes mehr
wissen?«
    Er ist blind, meinte ein anderer Wächter. Er
ist es schon immer gewesen. Töte ihn, bevor er mehr Schaden anrichtet, als ihm
bewusst ist.
    Obwohl die Wächter im Vergleich
zu einem Astartes winzige Kreaturen waren, kaum mehr als einen Meter groß,
konnte Zahariel dennoch den Mantel aus psionischer Energie wahrnehmen, der
jeden von ihnen umgab. Er wusste, sie konnten seinem Leben so mühelos ein Ende
setzen, als würden sie eine Kerze ausblasen.
    Aber er war nicht in der
Stimmung, sich von diesen Kreaturen einschüchtern zu lassen, wenn die Zukunft
Calibans auf dem Spiel stand.
    »Vielleicht traf das früher
einmal auf mich zu, aber seit unserer ersten Begegnung habe ich viel gelernt«,
hielt Zahariel dagegen.
    »Ihr seid keine bösartigen
Geister,

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