Diabolus
ist jetzt im TRANSLTR?«, wollte Susan wissen.
»Wie alle anderen Interessenten habe auch ich sie von Tankados Website heruntergeladen. Die NSA ist jetzt stolze Besitzerin des Algorithmus von Diabolus, kann aber leider nichts damit anfangen.«
Susan konnte nicht umhin, Tankados Schlauheit zu bewundern. Ohne seinen Algorithmus preiszugeben, hatte er der NSA den Beweis geliefert, dass er nicht entschlüsselbar war! Strathmore reichte Susan die Übersetzung eines Zeitungsausschnitts aus der
»Nikkei Schinbun«, dem japanischen Äquivalent des
»Wall Street Journal«, wo geschrieben stand, der japanische Programmierer Ensei Tankado habe eine mathematische Formel entwickelt, mit der er nach eigenen Angaben unentschlüsselbare Codes schreiben könne. Die Formel trage die Bezeichnung Diabolus und stehe über das Internet jedermann zur Begutachtung zur Verfügung. Sie werde von ihrem Entwickler gegen Höchstgebot versteigert. Im Folgenden wurde noch ausgeführt, in Japan rege sich bereits großes Interesse, einige amerikanische Softwarefirmen hätten ebenfalls von Diabolus Notiz genommen, Tankados Behauptungen jedoch als unseriös abgetan - ähnlich dem Ansinnen, Blei in Gold zu verwandeln. Sie bezeichneten das Gerede von der Formel als eine Ente, die man nicht weiter ernst zu nehmen brauche. Susan sah auf.
»Eine Versteigerung?« Strathmore nickte.
»Inzwischen hat sich jede japanische Software-Firma eine verschlüsselte Kopie von Diabolus heruntergeladen, und alle versuchen, sie aufzubekommen. Mit jeder Sekunde, in der sie es nicht schaffen, steigt das Gebot.«
»Das ist doch absurd«, wandte Susan heftig ein.
»Alle neueren chiffrierten Dateien sind unentschlüsselbar, sofern man keinen TRANSLTR hat. Diese Firmen könnten Diabolus auch dann nicht knacken, wenn es lediglich ein üblicher marktgängiger Algorithmus wäre.«
»Aber ein brillanter Marketing-Schachzug ist es allemal«, meinte Strathmore.
»Sehen Sie: Jedes ordentliche kugelsichere Glas kann eine Kugel aufhalten, egal, wer der Hersteller ist. Aber wenn eine Firma öffentlich dazu auffordert, ein Loch in ihr Glas zu schießen, will es auf einmal jeder eigenhändig versuchen.«
»Und die Japaner glauben wirklich, dass Diabolus etwas ganz Besonderes ist? Besser als alles, was bisher auf den Markt gekommen ist?«
»Ensei Tankado mag von allen geschnitten worden sein, aber schließlich weiß jeder, dass er ein Genie ist. In Hackerkreisen ist er praktisch eine Kultfigur. Wenn Tankado sagt, der Algorithmus sei unentschlüsselbar, dann ist er unentschlüsselbar.«
»Aber soweit die Öffentlichkeit weiß, sind doch alle Algorithmen unentschlüsselbar!«
»Ja, schon. . .«, sagte Strathmore nachdenklich.
»Im Moment jedenfalls.«
»Was soll denn das nun wieder heißen?« Strathmore seufzte.
»Vor zwanzig Jahren hat noch kein Mensch damit gerechnet, dass man jemals verschlüsselte Datenströme von zwölf Bit knacken könnte. Aber vergessen Sie nicht den technischen Fortschritt. Den gibt es immer. Von einem gewissen Punkt ab werden die Softwarehersteller davon ausgehen, dass es Computer wie den TRANSLTR gibt. Die Technologie entwickelt sich exponentiell. Irgendwann werden unsere derzeit auf dem Markt erhältlichen Chiffrierprogramme nicht mehr als sicher gelten. Man wird bessere Algorithmen brauchen, wenn man der Leistung der Computer von morgen immer eine Nasenlänge voraus sein will.«
»Und Diabolus ist so ein Algorithmus?«
»Genau. Als Algorithmus, dem mit Brute-Force nicht beizukommen ist, kann das Programm nicht veralten, gleichgültig, wie stark die Entschlüsselungscomputer werden. Er würde über Nacht zum Weltstandard.« Susan holte tief Luft.
»Gott steh uns bei«, flüsterte sie.
»Aber können wir nicht mitbieten?« Strathmore schüttelte den Kopf.
»Tankado hat uns unsere Chance gegeben. Das hat er deutlich genug gesagt. Außerdem wäre es zu riskant. Wenn wir dabei erwischt werden, haben wir praktisch zugegeben, dass wir vor seinem Algorithmus Angst haben. Es käme nicht nur dem öffentlichen Eingeständnis gleich, dass wir den TRANSLTR haben, wir würden auch zugeben, dass Diabolus immun ist.«
»Wie sieht denn unser Zeitrahmen aus?« Strathmore runzelte die Stirn.
»Tankado plant, das höchste Gebot morgen Mittag bekannt zu geben.« Susan spürte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte.
»Und wie geht es dann weiter?«
»Anschließend soll der Sieger den Private-Key erhalten.«
»Den
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