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Diamond Age - Die Grenzwelt

Titel: Diamond Age - Die Grenzwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Luft war entwichen. Sie schätzte, daß er einen guten Schild abgeben würde, wie sie ihn einmal am Arm eines Ritters in einem von Harvs Raktiven gesehen hatte. Sie setzte sich in eine Ecke ihres Zimmers auf die Matratze, Dinosaurier und Peter vor ihr, Ente und Purpur hinter ihr, und wartete, während sie den Zauberstab und ihren Schild umklammert hielt.
    Aber Mark kam nicht nach Hause. Tequila kam nach Hause und fragte sich, wo Mark steckte, schien aber nicht besonders bekümmert darüber zu sein, daß er nicht da war. Schließlich kam Harv zurück, spät in der Nacht, als Tequila schon im Bett war, und versteckte etwas unter seiner Matratze. Am nächsten Tag sah Nell nach: Es handelte sich um zwei schwere Stöcke, jeder etwa dreißig Zentimeter lang, in der Mitte durch eine Kette verbunden, und das ganze Ding war mit einer rötlich-braunen Masse verschmiert, die klebrig und verkrustet geworden war.
    Als Nell Harv das nächstemal sah, sagte er ihr, daß Mark nie wiederkommen würde, daß er einer der Piraten gewesen wäre, vor denen er sie gewarnt hatte, und wenn jemals wieder jemand so etwas mit ihr anstellen wollte, sollte sie schreien und weglaufen und es sofort Harv und seinen Freunden sagen. Nell war erstaunt; ihr war bis zu diesem Augenblick nicht klargewesen, wie listig Piraten sein konnten.
     

Hackworth überquert die Brücke nach Shanghai; Bedenken.
    Die Brücke, die New Chusan und die Freihandelszone Pudong miteinander verband, war der einzige Grund für die Existenz von Atlantis/Shanghai, handelte es sich doch in Wahrheit um einen titanischen Feeder, der an beiden Enden von monumentalen Schublagern gehalten wurde. Wenn es um Masse & Devisentransfer ging, war die Landmasse von New Chusan selbst, eine in den Ozean hineinragende Zunge aus SmartKorallen, nichts weiter als ein Brückenkopf der chinesischen Volkswirtschaft, dessen einzige Funktion darin bestand, Nanowaren megatonnenweise in das ewig unersättliche Feedernetz des Mittleren Königreichs zu pumpen und auf diese Weise jeden Monat Millionen neue Bauern zu erreichen. Die Brücke lag fast auf der gesamten Länge knapp oberhalb der Flutebene, nur der Kilometer in der Mitte war gewölbt, damit Schiffe passieren konnten; nicht, daß noch irgend jemand wirklich auf Schiffe angewiesen gewesen wäre, aber ein paar widerspenstige Seefahrer und einige findige Reiseveranstalter befuhren die Mündung des Jangtse immer noch mit uralten, klapprigen Seelenverkäufern, die unter dem Schwebebogen des großen Feeders anachronistisch wirkten, aber für alle Anhänger des von
National Geographic
propagierten Weltbilds die Alt-trifft-modern-Saite anschlugen. Als Hackworth den Scheitelpunkt erreichte, konnte er backbord und steuerbord ähnliche Brücken sehen, welche die Randbezirke von Shanghai mit anderen künstlichen Inseln verbanden. Nippon Nano sah futuresk aus, ein Streifen mit Bürogebäuden am Ufer, darüber Wohnhäuser, je höher, desto besser, dann ein Streifen mit Golfplätzen, und das obere Drittel für Gärten, Bambushaine und andere Formen einer mikrogestalteten Natur. In der anderen Richtung lag ein kleines Stück von Hindustan. Die Geotektur ihrer Insel war weniger der Mogul- und mehr der Sowjetära verpflichtet, da nicht einmal der Versuch unternommen wurde, das industrielle Herz in fraktale Kunstfertigkeit zu kleiden. Die Insel kauerte zehn Kilometer von New Chusan entfernt, sabotierte zahlreiche exklusive und teure Ausblicke und wurde immer wieder zur Zielscheibe hämischen Spotts. Hackworth selbst verkniff sich derartigen Spott immer, weil er besser informiert war als die meisten und wußte, daß die Hindustanis eine ausgezeichnete Chance hatten, die Viktorianer und Nipponesen im Konkurrenzkampf um China in Grund und Boden zu stampfen. Sie waren ebenso klug, mehr an der Zahl, und sie begriffen diese Bauern-Sache.
    Vom höchsten Punkt des Bogens konnte Hackworth das flache Areal der Randbezirke von Pudong und den Hochhausdistrikt der Metropole selbst sehen. Wie immer bestaunte er den klobigen Charakter der alten Städte und die Fläche, die im Lauf der Jahrhunderte dem Zweck geopfert worden war, bestimmte Sachen zu TRANSPORTIEREN . Highways, Brücken, Eisenbahnschienen und die dazugehörigen verrauchten, schimmernden Höfe; Stromleitungen; Pipelines; Hafenanlagen, deren Spektrum von Dschunken für Schrott über Stauer für Fracht bis zu Containerschiffen reichte; Flughäfen. Hackworth hatte San Francisco gefallen, dessen Charme er sich nicht hatte

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