Diana, Farben und Begierde (German Edition)
diversen abrupten
Bremsmanövern, schiebt der Dicke den Mercedes gefühlvoll
und sicher über den Vorplatz.
Bald
nehmen wir Fahrt auf.
„ S`erste
moi in Wean?“
Ich
muss lachen.
„ Äh,
Ja!“, sagt Thomas schließlich.
„ Ah,
guad, guad!“
„ Du
hast das verstanden?“, frage ich ihn leise.
„ Kein
Wort , Schatz! Aber „Ja!“, ist schon mal passend, da
kommt man schon weiter in Wien!“
„ Ha,
Ha!“
„ Wohi`
genau?“
„ Wie
bitte?“
„ Nau,
wohin genau Sie denn müssen, da Herr?“
„ Äh,
Zentrum?“
„ Geht
des a wengal genauer?“
„ Schwedenplatz!“
„ Passt!“
Der
Dicke schnaubt gutmütig und gibt ordentlich Gas.
„ Da
ist ja noch Hochsommer, Schatz!“
„ Die
ganze Woche schon über 30 Grad! Ich hab auch schon Farbe
abbekommen!“, sagt er und zeigt seine nackten Unterarme.
Sein
Gesicht hat einen dunklerern Teint angenommen. Wie er so neben mir
sitzt, in Jeans und dem weißen Kurzarmhemd, sieht er gar nicht
nach dem Thomas Münzer aus, der morgen eine Austellung zu
eröffnen hat, eher kommt er wie ein Student daher.
Wir
erreichen die Ausläufer der Stadt. Ich kurble das Seitenfenster
hinunter.
Der
Fahrtwind erfrischt und kühlt.
Mein
Kleid klebt an meiner Haut.
Im
Hotel angekommen werde ich sofort unter die Dusche hüpfen und
dann das grüne leichte Kleid überstreifen....
Hochhäuser,
Gärten, Plakatwände.
Der
Fahrer schimpft. Wir stecken im Stau.
„ Geh`
drah di! Jo, Deppata! Die man i!“, schreit er aus dem Fenster
und tippt sich demonstrativ auf seine hohe Stirn.
„ Bald
sind wir da, Schatz! Ich hab dir so viel zu zeigen! Diese
Stadt......!“
Jetzt
gucken wir beide aus den Fenstern.
Wie
viel Grün in der Stadt ist! Bäume, Bäume, Parks!
„ Ich
liebe dich!“
„ Ich
liebe dich!“
„ Nau,
wer sogt`s denn, geht scho weida!“
Wir
wechseln die Spur.
Die
Straße wird allmählich breiter. Dann fahren wir über
einen großen Platz mit einem riesigen Springbrunnen.
„ Schwoazznbeagplozz!“,
erklärt der Dicke.
„ Schwarzenbergplatz,
Schatz!“, flüstert Thomas.
„ Ah,
ja !“, schicke ich zum Dicken, „Schwarzenbergplatz!“
„ Jo!“
„ Ist
das die Oper, Thomas?“
Wir
nähern uns langsam einem großen Steingebäude.
„ Ja,
Staatsoper, da, daneben liegt das Sacher, das Hotel Sacher, da
logiert die Fiedler! Dahinter, aber das kann man von hier nicht
sehen, ist die Albertina, Gemäldesammlung, Dürer, na, das
sehen wir uns ja eh noch an die Woche.....!“
Neben
uns zuckelt plötzlich eine rotweiß gestrichene Straßenbahn
daher.
„ Dass
muss man alles zu Fuß erleben, Sabine! Werden wir machen!
Ringstraße...!“
Ich
weiß nicht, wohin ich zuerst blicken soll, so vieles zieht an
meinen Augen vorbei!
Menschenmassen,
Lachen, Fahrradklingeln, Autohupen, jetzt passieren wir, ja, eine
Kutsche, die aufreizend langsam auf einer Spur der breiten Straße
entlangzieht. Niemand hupt, keiner überholt, was mich doch
wundert.
„ Na,
da siehst du gleich alle Klischees auf einmal vereint! Ist ein
Fiaker, so nennen die das hier!“
„ Jo,
sauteia! Spoarn sa Sie des Göd!“, brummt der Dicke.
Schön
langsam glaube ich, dass ich aus dem Kauderwelsch doch das eine und
andere Verständliche aufschnappen kann.
Wir
sind angekommen.
Links
der Straße schlängelt sich ein verbautes Bachbett.
„ Ist
das die Donau?“, frage ich den Dicken.
Der
kriegt einen Lachanfall.
„ Na,
na, so weit kummt`s no! Dös is da Donaukanal, a klans Rinnsoi,
die Donau is scho no a bisserl brader, gnä` Fräulein!“
Also
nicht die Donau!
Thomas
begleicht die Rechnung und legt einen Zehn Euro Schein dazu.
„ Des
warad oba ned notwendig gwes`n, da Herr!“
Er
deutet eine linkische Verbeugung an, reversiert den großen
Wagen und ordnet sich wieder in den Verkehr ein.
„ So,
da müssen wir noch hoch, Schatz!“
Ich
lese das Straßenschild „Am Laurenzerberg“
Die
Hitze ist enorm. In Stuttgart hatten wir gerade mal so um die 23 Grad
die letzten Tage!
Die
Menschen tragen leichte Sommerkleidung. Die Düfte, der Lärm,
die Gerüche, die Farben, die Musik und die Töne der Stadt
empfangen mich.
„ So,
da oben, um`s Eck`, dann sind wir da! Links, da in der Seitengasse
ist die Kammeroper!“, deutet Thomas in eine Sackgasse.
Schließlich
haben wir den kleinen Anstieg überwunden, dann queren wir die
Straße und stehen vor dem Hoteleingang.
Ein
Hotelpage öffnet die Türe und verneigt sich,
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