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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Und dann – ich glaube, das darf ich mir selbst zugute halten – habe ich im Laufe der dritten Partie erkannt, dass man es wohl als ungehörig betrachten würde, sollte sie uns wirklich das Frühstück servieren müssen. Ich meine, Herzog Shemshy hätte das als Beleidigung auffassen können, auch wenn Elliania oder Mutter ihn nicht sonderlich kümmern. So hielt ich es für besser, sie gewinnen zu lassen. Ich würde zwar noch immer mit ihr ausreiten müssen, aber dann könnte ich immer noch dafür sorgen, dass wir nicht allein sind; vielleicht wäre sogar Elliania dabei.«
    »Und du hast sie gewinnen lassen«, sagte ich. Meine Zunge wurde schwer.
    »Ja. Das habe ich. Zu diesem Zeitpunkt war sie allerdings schon so erfreut darüber, die dritte Partie gewonnen zu haben, dass sich auf ihre Jubelschreie hin eine beachtliche Gruppe um uns versammelt hatte. Nachdem sie dann auch noch die fünfte Partie gewonnen hatte, hat sie sich gar nicht einbekommen, und eine ihrer Freundinnen sagte zu mir: ›Nun, königliche Hoheit, wie es scheint habt Ihr Euch vorhin schwer getäuscht, als Ihr behauptet habt, ein Mädchen könne dieses Spiel nicht meistern.‹ Und ich sagte … Ich wollte nur klug wirken, Tom, ich schwöre, dass ich niemanden beleidigen wollte … Ich sagte …«
    »Was hast du gesagt?«, hakte ich nach, als er ins Stocken geriet.
    »Nur, dass kein Mädchen es meistern könne, vielleicht aber eine schöne Frau. Alle haben gelacht und die Gläser auf mein Wohl gehoben. Wir haben getrunken und die Gläser dann wieder abgestellt. Erst da habe ich bemerkt, dass Elliania am Rand der Menge stand. Sie hatte nicht mit uns getrunken, und sie sagte kein Wort. Sie starrte mich nur an, keine Regung auf ihrem Gesicht. Dann drehte sie sich um und ging davon. Ich weiß nicht, was sie zu ihrem Onkel gesagt hat, aber er ist sofort aufgestanden und hat den Sieg ihrem Vater überlassen, obwohl eine Menge Münzen auf dem Tisch lagen. Die beiden verließen die Halle und gingen auf direktem Weg in ihre Gemächer.«
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und versuchte, Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Dann schüttelte ich den Kopf und fragte: »Weiß deine Frau Mutter schon davon?«
    Er seufzte. »Ich glaube nicht. Sie hat sich gestern Abend von uns früh verabschiedet.«
    »Oder Chade?«
    Pflichtgetreu zuckte zusammen; schon jetzt fürchtete er sich vor der Meinung des alten Ratgebers. »Nein. Auch er hat die Tische früh verlassen. Er wirkt in letzter Zeit oft müde und abgelenkt.«
    Das wusste ich nur allzu gut. Langsam schüttelte ich den Kopf. »Das ist nichts, was man mit der Gabe lösen kann, Junge. Es ist am Klügsten, sofort damit zu jenen zu gehen, die sich auf die Diplomatie verstehen, und dann zu tun, was sie dir sagen.«
    »Was, glaubst du, werden sie von mir verlangen?« Angst schlug sich in seiner Stimme nieder.
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, eine direkte Entschuldigung wäre ein Fehler; damit würdest du nur bestätigen, dass du sie beleidigt hast. Aber … Oh, ich weiß es nicht, Pflichtgetreu. Diplomatie hat noch nie zu meinen Talenten gehört. Aber vielleicht fällt Chade ja etwas ein. Irgendeine besondere Aufmerksamkeit, die zeigt, dass du auch Elliania als schön und als Frau betrachtest.«
    »Aber das tue ich nicht.«
    Ich ignorierte diesen bitteren, kleinen Widerspruch. »Und vor allem: Reite nicht alleine mit Lady Vance aus. Ich nehme an, du bist klug genug, ihre Gesellschaft fortan ganz zu meiden.«
    Frustriert schlug er mit der Hand auf den Tisch. »Ich kann mich doch nicht vor meiner Wette drücken!«
    »Dann geh«, schnappte ich. »Aber wenn ich du wäre, würde ich dafür sorgen, dass Elliania neben mir reitet, und dass du dich mit ihr unterhältst. Wenn Gentil ein so guter Freund ist, wie du behauptest, kann er dir vielleicht helfen. Bitte ihn, Lady Vance von dir abzulenken; lass es so aussehen, als wäre er es, der sie auf diesem Ausritt begleitet.«
    »Und was, wenn ich nicht will, dass ihre Aufmerksamkeit von mir abgelenkt wird?«
    Jetzt klang er einfach nur stur, so ärgerlich wie Harm bei unserem letzten Treffen. Ich schaute ihn schlicht an, bis er den Blick abwandte. »Du solltest jetzt besser gehen«, sagte ich ihm.
    »Wirst du mit mir kommen?« Seine Stimme klang sehr leise. »Um mit Mutter und Meister Chade zu sprechen?«
    »Du weißt, dass ich das nicht kann, und selbst wenn, denke ich, dass du das alleine machen solltest.«
    Er räusperte sich. »Und wenn wir heute Morgen ausreiten?

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