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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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davon überzeugen, mich ihn unterrichten zu lassen. So stark, wie er ist, ist er allein vielleicht schon die Kordiale, die Pflichtgetreu braucht.«
    Entsetzen ließ Chade einen Augenblick lang schweigen. Dann lächelte er säuerlich. »Das bezweifele ich, Fitz. Und du bezweifelst es nicht; du glaubst es nicht im Mindesten. Nichtsdestotrotz wollen wir es erst einmal so lassen. Du wirst mit Dicks Ausbildung beginnen. Im Austausch dafür werde ich Nessel lassen, wo sie ist. Ich schulde dir meinen Dank. So. Jetzt muss ich aber gehen und nachsehen, in was für Schwierigkeiten Pflichtgetreu sich gebracht hat.« Er stand auf, als würden Rücken und Knie ihn schmerzen. Ich blickte ihm hinterher, sagte aber nichts mehr.

Kapitel 10
Vorsätze
    Allen Berichten zufolge kamen sowohl Kebal Steinbrot als auch die Bleiche Frau im letzten Monat um. Mit einer Mannschaft ihrer treuesten Anhänger sind sie mit dem letzten Weißen Schiff nach Hjolikej aufgebrochen. Man hat sie nie wieder gesehen, und auch das Wrack des Schiffs ist nie gefunden worden. Allgemein vermutet man, dass ihr Schiff, wie viele andere Outislander-Schiffe auch, von Drachen überflogen wurde, welche die Mannschaft in einen Stupor versetzt und das Schiff dann mit so viel Wind und Wellen zerstört haben, wie sie mit ihren Flügeln aufwirbeln konnten. Da das Schiff schwer mit etwas beladen war, was sich aus der Sprache der Outislander als ›Drachenstein‹ übersetzen lässt, ist es vermutlich schnellgesunken.
    EIN BERICHT VON CHADE IRRSTERN,
    GESCHRIEBEN AM ENDE DES KRIEGS
    DER ROTEN SCHIFFE
     
    Ich stieg langsam zu Fürst Leuenfarbs Gemächern runter. Ich versuchte, mich auf die Probleme des Prinzen zu konzentrieren, aber ich fragte mich ständig, in welche, noch viel größeren Schwierigkeiten, ich mich selbst gebracht hatte. Ich konnte ja kaum den Prinzen unterrichten, und der war ein fähiger und gutwilliger Schüler. Ich würde schon von Glück sagen können, wenn Dick mich nicht umbrachte, falls ich versuchen sollte, ihn zu unterrichten. Chade hatte mich geschickt in Versuchung geführt, wie es nur jemandem gelingen konnte, der mich so gut kannte wie er. Nessel, hier in Bocksburg, wo ich sie jeden Tag sehen und beobachten konnte, wie sie zur Frau heranreift, während ich ihr vielleicht ein leichteres Leben bereiten könnte, als es Molly und Burrich möglich gewesen wäre … Ich versuchte, den Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. Das war ein selbstsüchtiges Verlangen.
    Auf meiner Wanderung durch Chades Geheimgänge machte ich einen kurzen Umweg an einem der Spionageposten vorbei. Eine Zeit lang stand ich zögernd daneben. Das war das erste Mal, dass ich absichtlich hier stand, spähte und lauschte. Dann setzte ich mich leise auf die verstaubte Bank und blickte in die Gemächer der Narcheska.
    Das Glück war mir hold. Das Frühstück stand noch auf dem Tisch zwischen Peottre und dem Mädchen, obwohl es so aussah, als hätte keiner von beiden sonderlich viel gegessen. Ihr Onkel hatte bereits Reitkleidung angelegt. Elliania wiederum trug ein hübsches, kleines Kleid, blau und weiß und mit viel Spitze an Kragen und Manschetten. Peottre schüttelte den Kopf. »Nein, meine Kleine. Wie bei einem Fisch an der Angel, musst du ihn erst den Haken schlucken lassen, bevor du mit ihm spielen kannst. Zeig ihm jetzt dein Missfallen, und er wird dem bitteren Geschmack aus dem Weg gehen und stattdessen den hübschen Fendern und süßen Eiern folgen, mit denen ihn jemand anderes lockt. Du darfst ihm nicht zeigen, was du fühlst, Elli. Schieb die Beleidigung beiseite; benimm dich, als hättest du sie gar nicht bemerkt.«
    Elliania ließ den Löffel in ihre Schüssel fallen, sodass ein kleiner Brocken Brei heraussprang. »Das kann ich nicht. Letzte Nacht habe ich mich so ruhig verhalten, wie es nur eben ging. Im Augenblick könnte ich ihm nur mit einer Messerklinge zeigen, was ich wirklich empfinde, Onkel.«
    »Aaah. Wie sehr das deiner Mutter und kleinen Schwester nützen würde.« Peottre sprach leise, doch Ellianias Gesicht wurde vollkommen regungslos, als wartete Tod und Krankheit im nächsten Zimmer. Sie senkte ihr stolzes, kleines Kinn und schlug die Augen vor ihm nieder. Ich fühlte die Willenskraft, mit der sie sich beherrschte, und plötzlich sah ich, welche Veränderungen die letzten Wochen in Bocksburg bei ihr bewirkt hatten. Peottre mochte sie ja noch immer seinen ›kleinen Fisch‹ nennen, aber das war ein vollkommen anderes Mädchen als das, was ich vor ein

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