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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Aussage, dass er keinen echten Hinderungsgrund für solch eine Beziehung sehe. Mich verließ der Mut. Herzog Shemshy war mächtig. Sollte er beginnen, die Unterstützung des Adels für eine Verbindung seiner Nichte mit dem Prinzen zu suchen, könnte er sowohl dem Verlöbnis als auch der Allianz ein Ende bereiten.
    Noch eine andere Sache, die ich in der Küche beobachtete, erregte mein Misstrauen. Die Dienerin der Narcheska, die ich zuletzt im Streit mit Peottre gesehen hatte, huschte an der Küchentür vorbei raus auf den Hof. Sie war warm angezogen – mit schwerem Mantel und Stiefeln –, als hätte sie einen längeren Marsch an diesem kalten Tag geplant. Natürlich war es möglich, dass ihre Herrin sie aus irgendeinem Grund in die Stadt geschickt hatte, doch sie hatte keinen Einkaufskorb dabei. Auch schien sie mir nicht die typische Art von Dienerin für solch eine Aufgabe zu sein. Das verwirrte und beunruhigte mich zugleich. Hätte ich dem Prinzen nicht quasi versprochen, ihn auf seinem Ausritt zu begleiten, hätte ich sie beschattet. So stieg ich jedoch wieder die Treppe hinauf, um mich für den Ausritt umzuziehen.
    Als ich Fürst Leuenfarbs Gemach betrat, legte er gerade letzte Hand an sein Kostüm. Einen Augenblick lang fragte ich mich, ob jamailianische Adelige sich wirklich so protzig kleideten. Schicht für Schicht edelsten Stoffs verhüllte seine schlanke Gestalt. Über einer Stuhllehne wartete ein schwerer Pelzmantel auf ihn. Der Narr war Kälte gegenüber schon immer empfindlich gewesen, und Fürst Leuenfarb litt offensichtlich unter der gleichen Schwäche. Er zupfte gerade den Pelzkragen zurecht. Mit einer seiner langen, schmalen Hände winkte mich der Narr in meine Kammer und trieb mich zur Eile, während er sich im Spiegel begutachtete.
    Ich sah die Kleider auf meinem Bett und protestierte: »Aber ich bin schon angezogen.«
    »Aber nicht so, wie ich dich sehen will. Es ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, dass eine Reihe der jüngeren Lords bei Hofe sich inzwischen ebenfalls mit Leibdienern schmücken, eine armselige Nachahmung meines Stils. Es ist an der Zeit, ihnen zu zeigen, dass eine Imitation niemals an das Original herankommen kann. Zieh dich an, Tom Dachsenbless.«
    Ich knurrte ihn an, und er lächelte süßlich.
    Die Kleider waren Dienerblau und von hervorragender Qualität. Ich erkannte Scrandons Schneiderkunst. Ich nahm an, nun da Scrandon meine Maße hatte, konnte Fürst Leuenfarb mich mit extravaganter Kleidung heimsuchen, wie er wollte. In diesem Fall handelte es sich um einen feinen Stoff, sehr warm, und darin erkannte ich die Sorge des Narren um meine Bequemlichkeit. Er war freundlich genug gewesen, alles so nähen zu lassen, dass ich mich möglichst frei bewegen konnte. Wenn ich allerdings den Arm in dem seltsam geschneiderten Hemd ausstreckte, entfaltete sich ein vielfarbiger Einsatz, sodass es aussah, als plustere ein Vogel die bunten Federn. Als ich mich anzog, fiel mir außerdem auf, dass man an interessanten Stellen kleine Taschen eingebaut hatte. Das wusste ich zu schätzen, auch wenn ich gleichzeitig bei dem Gedanken innerlich zusammenzuckte, dass Fürst Leuenfarb den Schneider offen gebeten hatte, sie einzufügen. Es wäre mir lieber gewesen, wenn niemand wusste, dass ich Geheimtaschen benötigte.
    Als hätte er meine Sorge gefühlt, meldete sich Fürst Leuenfarb aus dem Nachbarraum: »Du wirst bemerkt haben, dass ich Scrandon gebeten habe, ein paar kleinere Taschen anzubringen, um so notwendige Kleinigkeiten für mich zu transportieren wie Riechsalz, verdauungsfördernde Kräuter, Kamm und Bürste sowie ein paar Ersatztaschentücher. Für jedes einzelne Teil habe ich ihm die exakten Maße gegeben.«
    »Ja, Mylord«, erwiderte ich ernst und füllte die Taschen mit Dingen, die ich brauchte. Als ich schließlich den Mantel überzog, war meine Kleidung komplett. Schwert und Scheide, die ich dazu trug, waren derart protzig dekoriert, dass ich unwillkürlich zusammenzuckte. Als ich die Klinge jedoch herauszog, wurde sofort deutlich, dass ich eine tödliche und hervorragend ausbalancierte Waffe in Händen hielt. Ich seufzte und blickte zum Narren, der in der Tür stand. Mein Gesichtsausdruck gefiel ihm. Mein Staunen ließ ihn grinsen. Ich schüttelte den Kopf. »Mit meinem Können habe ich mir eine solche Waffe nicht verdient.«
    »Du verdienst es, Veritas' Schwert offen tragen zu können. Das hier ist nur ein armseliger Ersatz dafür.«
    Das Schwert war ein viel zu großes

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