Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr
keine Sorgen. Ich habe mich schon um sie gekümmert.« Dann, auf meinen entsetzten Gesichtsausdruck hin ob seiner Verwendung der weiblichen Form, fügte er wütend hinzu: »Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Fitz!«
Seine Verärgerung richtete sich mehr gegen ihn selbst als gegen mich, und hätte ich mir nicht solche Sorgen um ihn gemacht, ich hätte laut gelacht. Eine ›Sie‹. Mein Ersatz war also ein Mädchen. Ich verkniff es mir, darüber nachzudenken, wer sie wohl sein mochte, oder warum Chade sie ausgewählt hatte; stattdessen konzentrierte ich mich darauf, Chade zu helfen so gut es ging. Nach einer Weile hatte ich sichergestellt, dass Chade mich wieder hören konnte, wenn auch nicht allzu gut. Ich wagte zu hoffen, dass sein Gehör sich vollständig wieder erholen würde, und davon versuchte ich, auch ihn zu überzeugen. Er nickte und wedelte abschätzig mit der Hand, doch ich sah die Sorge in seinen Augen. Falls seine Taubheit bestehen bleiben sollte, würde das seinen Nutzen als Ratgeber der Königin erheblich einschränken.
Nichtsdestotrotz versuchte er tapfer, seine Verletzung zu ignorieren, und er fragte mich laut, ob ich die Schriftrollen auf dem Tisch gesehen hätte; dann erkundigte er sich, was zum Teufel ich mit meinem Gesicht gemacht hatte. Um ihn davon abzuhalten, weitere Fragen zu schreien, schrieb ich kurze Antworten nieder. Ich erklärte meine Verletzungen damit, dass ich zufällig in eine Wirtshausschlägerei geraten sei, und Chade war viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt, als dass er das in Frage gestellt hätte. Als nächstes schrieb ich auf einen Fetzen Papier: »Hast du mit Burrich gesprochen?«
»Ich habe es für das Beste gehalten, das nicht zu tun«, schrieb Chade zur Antwort. Er schürzte die Lippen, seufzte und schwieg, doch ich sah ihm an, dass ihm viel auf dem Herzen lag, was er gerne sagen würde. Damit würde er warten müssen, bis wir uns wieder normal unterhalten konnten. Dann gingen wir die Spionageberichte durch und wiesen uns gegenseitig auf interessante Passagen hin; allerdings waren wir uns einig, dass sich nichts unmittelbar Nützliches in ihnen befand. Chade schrieb, dass er bald von dem Spion zu hören hoffte, den er zur Insel Aslevjal geschickt hatte; vielleicht würden wir dann ja erfahren, ob in den Legenden ein Körnchen Wahrheit lag.
Ich wollte über meine Fortschritte mit Pflichtgetreu und Dick diskutieren, aber das schob ich nicht nur wegen Chades eingeschränktem Gehör hinaus, sondern auch, weil ich mir selbst noch nicht ganz darüber im Klaren war, wie gut ich vorankam. Ich hatte bereits beschlossen, mich morgen weiter um Dick zu bemühen.
In diesem Augenblick fiel mir auf, dass dieses ›morgen‹ bereits da war. Chade schien zu der gleichen Erkenntnis zu gelangen. Er sagte, er wolle ins Bett gehen und eine Magenverstimmung vortäuschen, sollte ein Diener ihn wecken kommen.
Ich konnte mir nicht den Luxus leisten, mich auszuruhen. Stattdessen zog ich mich nur kurz in meine Kammer zurück, um mich umzuziehen, und machte mich dann auf den langen Weg zu Veritas' Turm hinauf, um dort auf meine Schüler zu warten. Ich bin sicher, dass ich mehr Angst vor der Unterrichtsstunde hatte als die beiden, denn mein Kopf pochte noch immer. Ich verzog das Gesicht, während ich ein Feuer im Kamin des Turmzimmers entfachte und die Kerzen auf dem Tisch anzündete. Manchmal konnte ich mich gar nicht mehr an das letzte Mal erinnern, als ich vollkommen ohne Gabenschmerzen gewesen war. Kurz dachte ich darüber nach, mir etwas Elfenrinde aus meiner Kammer zu holen. Allerdings schob ich den Gedanken rasch wieder beiseite, doch nicht weil ich fürchtete, das Kraut könne meine Fähigkeiten mit der Gabe beeinträchtigen. Der Grund war ein anderer: Ich brachte die Droge viel zu sehr mit dem dummen Streit in Verbindung, den ich mit dem Narren geführt hatte. Nein. Davon hatte ich die Nase voll.
Ich hörte Pflichtgetreus Schritte vor der Tür, und ich hatte keine Zeit mehr, über so etwas nachzudenken. Pflichtgetreu schloss die Tür hinter sich und kam an den Tisch. Ich seufzte leise. Seine Haltung verriet eindeutig, dass er mir noch nicht vollständig vergeben hatte. Die ersten Worte aus seinem Mund lauteten: »Ich will die Gabe nicht mit einem Schwachkopf als Partner lernen. Es muss noch jemand anderen geben.« Dann starrte er mich an. »Was ist denn mit dir passiert?«
»Ich bin in eine Schlägerei geraten.« Ich hielt meine Antwort kurz, um ihn
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