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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie mich an, obwohl ihre Augen mich gar nicht sehen. Dann schreit sie mich entweder an, ich solle mich nützlich machen, oder sie beginnt zu weinen und kann nicht mehr aufhören. Nichts von alledem ergibt einen Sinn. Wir alle sind wie Mäuse durchs Haus gehuscht. Und Behende hat das Gefühl, als fehle die Hälfte von ihm, und als wäre alles irgendwie seine Schuld, und …
    Ich unterbrach sie. Hör mir zu. Alles wird wieder gut werden.
    Ich glaube dir. Aber wie kann ich sie das wissen lassen?
    Ich dachte nach. Sollte sie Molly sagen, sie hätte einen Traum gehabt? Nein. Das kannst du nicht. Ich fürchte, sie werden das durchstehen müssen. Du musst stark für sie sein, denn du weißt, dass alles wieder gut werden wird. Hilf deiner Mutter, kümmere dich um deine kleinen Brüder, und warte. Wie ich deinen Vater kenne, wird er so schnell das Pferd ihn trägt wieder bei euch sein.
    Du kennst meinen Vater?
    Welch eine Frage. Sehr gut sogar. Und dann wusste ich, dass ich zu weit gegangen war, dass ich ihr etwas gegeben hatte, was gefährlich für uns beide war. Deshalb gab ich ihr mittels der Gabe ein – sanfter als ein Weidenblatt, das im Wind zu Boden segelt –, dass sie nun schlafen solle, wirklich schlafen, damit sie am nächsten Morgen wieder frisch erwachen könne. Ihr Griff um mich wurde schwächer, und ich schlüpfte von ihr weg hinter den sicheren Schutz meiner Mauern. Ich öffnete die Augen und lag in meiner dunklen Kammer. Dann atmete ich tief durch und rollte mich auf die Seite. Ich war hungrig, aber der Morgen und damit das Frühstück waren nicht mehr weit entfernt.
    Ein Gedanke drang in meinen Geist ein, getragen von Musik. Die Gabenverbindung war zögerlich, nicht mangels Können, sondern mangels Willen, seinen Geist den meinen berühren zu lassen. Du hast endlich dafür gesorgt, dass sie aufhört zu weinen. Jetzt kann auch Dick schlafen.
    Seine Berührung verschwand aus meinem Geist, und ich starrte ruhelos an die Decke. Doch noch während ich meine Gedanken sammelte und mich davon zu überzeugen versuchte, dass ich Dicks Verbindungsaufnahme nicht als Eindringen, sondern als ersten Schritt verstehen sollte, berührte ein anderer Geist den meinen. Er war weit entfernt, gewaltig und schier unglaublich fremdartig. Seine Gedanken hatten nichts Menschliches an sich, als er mit bitterer Belustigung bemerkte: Jetzt wirst du vielleicht lernen, nicht so laut zu träumen. Er ist nicht der Einzige, den das stört. Auch ist er nicht der Einzige, der sich dir zu erkennen gibt, kleiner Mensch. Was bist du? Was bedeutest du mir?
    Dann ließen seine Gedanken mich wieder allein; sie verließen mich, wie eine Welle einen Ertrunkenen am Strand zurücklässt. Ich rollte mich auf die Bettkante und würgte trocken; diese unglaubliche Gabenverbindung hatte mich weit mehr mitgenommen als Rorys Prügel. Die Fremdartigkeit des Wesens, das in meine Gedanken eingedrungen war, vermittelte mir ein Gefühl, als hätte ich Öl geatmet oder Flammen getrunken. Keuchend lag ich im Dunkeln, spürte, wie mir der Schweiß über den Rücken lief und fragte mich, was ich da mit meinen unbedachten Träumen geweckt hatte.

Kapitel 17
Explosionen
    … und hörten ein Gespräch zwischen Erikska und dem Kapitän mit. Er beschwerte sich, dass der Wind das Schiff arg beutelte, und dass El persönlich ihnen die Heimfahrt missgönnte. Erikska lachte ihn aus und verspottete ihn, weil er noch an »solch alte Götter« glaubte. »Sie sind schwach in ihren Muskeln wie auch in ihrem Geist. Es ist die Bleiche Frau, die nun über die Winde gebietet. So wie sie über die Narcheska verärgert ist, so lässt sie euch alle leiden.« Auf diese Worte hin wandte sich der Kapitän von ihr ab. Sein Gesicht war wütend; Outislander stellen oft Wut zur Schau, um ihre Furcht zu verbergen.
    Von der Zofe, die zu beobachten, Ihr mir besonders ans Herz gelegt habt, habe ich nichts gesehen. Entweder ist sie die ganze Reise über in der Kabine der Narcheska geblieben, oder sie befand sich erst gar nicht hier an Bord. Letztes halte ich für wahrscheinlicher.
    NICHT UNTERSCHRIEBENER BERICHT AN
    CHADE IRRSTERN ÜBER DIE HEIMFAHRT
    DER NARCHESKA.
     
    Der Schlaf war weg. Ich stand auf, zog mich an und stieg in meinen Turm hinauf. Es war kalt hier oben und dunkel, abgesehen vom Glühen der wenigen Kohlen im Kamin. Ich entzündete die Kerzen an der Glut und fachte das Feuer wieder an. Dann tauchte ich ein Stück Stoff ins Wasser und hielt es auf mein Gesicht. Gedankenverloren

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