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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Verantwortung zu übernehmen. Jetzt fragte ich mich, ob er seine Sturheit in dieser Sache bereute.
    Ungläubig fragte er: »Willst du mir damit sagen, dass du mir das verbietest? Erwartest du, dass ich dir gehorche?« Die Hände auf den Knien beugte er sich zu mir vor.
    Ich wollte mich nicht mit ihm messen. Dafür fehlte mir im Augenblick die Kraft. Ich drehte die Frage um. »Es gab noch einen anderen Weitseher, der versucht hat, die Gabe für seine eigenen Zwecke zu benutzen. Er selbst war weder stark noch geschickt in der Gabe, aber er nutzte die Kraft seiner Kordiale, um seine Ziele zu erreichen. Er hat sie erbarmungslos benutzt, ungeachtet dessen, was er ihnen damit antat. Willst du ein neuer Edel werden?«
    »Ich bin nicht im Mindesten wie Edel!«, spie Chade mich an. »Erstens hatte er nur seine eigenen Interessen im Sinn. Du weißt, dass ich mein ganzes Leben lang unermüdlich für das Wohl der Weitseher gearbeitet habe. Außerdem werde ich meine Gabe entwickeln. Dann werde ich nicht mehr von der Kraft anderer abhängig sein.«
    »Chade.« Meine Stimme war nur ein krächzendes Flüstern. Ich räusperte mich, klang aber immer noch schwach. »Vielleicht wirst du deine eigene Gabe entwickeln, aber nicht, wenn du so weitermachst wie bisher. Du experimentierst allein herum, gehst unnötige Risiken ein und hast jetzt auch noch Dick da reingezogen, der keine Vorstellung davon hat, wie gefährlich das sein kann.« Ich war nicht sicher, ob er mir überhaupt zuhörte. Er starrte an mir vorbei in eine unbestimmte Ferne. Ich redete trotzdem weiter und hörte, wie meine Stimme immer rauer und schwächer wurde. »Du musst erst die Gefahren der Magie lernen, Chade, bevor du in sie hineinwatest und sie für deine eigenen Zwecke benutzt. Die Gabe ist weder ein Spielzeug, noch etwas, das ein Magiekundiger ausschließlich für sich allein verwenden sollte.«
    »Das war nicht fair!«, protestierte Chade plötzlich. »Sie haben mir die Ausbildung verweigert, die mir zugestanden hat. Ich war genauso sehr ein Weitseher wie Listenreich. Man hätte mich unterrichten müssen.«
    Ich wurde rasch immer müder. Ich musste diesen Kampf gewinnen, oder zumindest ein Unentschieden erreichen, bevor ich wieder in mein Bett fiel. »Nein. Das war nicht fair«, stimmte ich ihm zu. »Aber Dick als deinen Krückstock und Werkzeug zu benutzen, ist auch nicht fair. Außerdem ersetzt das nicht eine ordentliche Ausbildung. Die musst du noch bekommen. Dick ist stark in der Gabe, aber er hat nicht die geringste Vorstellung davon, welche Gefahren das für ihn birgt. Auch hat er nicht den Willen, dir zu widerstehen, wenn du seine Magie für deine eigenen Zwecke benutzt. Er wird dich nicht warnen, wenn du zu viel von ihm nimmst, und du wirst es nicht wissen, bis es zu spät ist. Es ist falsch von dir, seine Stärke anzuzapfen, als wäre er ein Ochse vor deinem Karren. Er mag ja von schlichtem Gemüt sein, aber in der Gabe ist er dir mindestens ebenbürtig. Er ist ein Mitglied unserer Kordiale. Ungeachtet eurer unterschiedlichen Fähigkeiten solltet ihr Brüder sein.«
    »Kordiale?« Chades erstauntes Gesicht ließ mich plötzlich erkennen, dass er nicht sah, was für mich offensichtlich war.
    »Kordiale«, wiederholte ich. »Du, Pflichtgetreu, der Narr, Dick und ich.« Ich hielt kurz inne und wartete darauf, dass er etwas sagen würde. Stattdessen hörte ich jedoch nur das leise Geräusch, als der Narr den Stuhl vom Tisch weg schob, gefolgt von leisen Schritten, als er den Raum durchquerte und zu uns kam. Ich fragte mich, wie er wohl dreinschaute, doch ich wandte den Blick nicht von Chade ab. Ich erinnerte ihn: »Chade, ich war dort. Ich war zwar nicht voll bei Sinnen, aber ich hätte schon tot sein müssen, wenn ich nicht bemerkt haben sollte, was mit mir geschah – wozu ihr euch vereint habt. Habt ihr nicht verstanden, dass so eine Kordiale funktioniert? Das Zusammenlegen von Stärke und Können, um irgendein Ziel zu erreichen. Das war es, was ihr getan habt. Dicks Stärke, dein Wissen um die innere Struktur, Pflichtgetreus Beherrschung und Entschlossenheit und die Verbindung des Narren zu mir. All das war nötig, um zu erreichen, was ihr getan habt. Und ihr könnt es erneut tun, sollte es notwendig sein. Pflichtgetreu hat seine Kordiale. In vielerlei Hinsicht ist es zwar nicht gerade eine großartige Kordiale, aber es ist eine – solange wir als Einheit funktionieren. Wenn du Dick in die Irre führst und ihn als deine persönliche Kraftquelle

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