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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Nichts, was auf heilende Brandwunden hindeuten würde.
    »Oh, Chade«, tadelte ich ihn, und meine Stimme zitterte vor Entsetzen. »Sei doch vernünftig, Mann! Du stürmst blind auf etwas los, wovon wir beiden nicht wissen, was es uns kosten wird. Niemand weiß das.«
    Er gestattete sich ein Lächeln. »Der Preis ist mir egal, wo ich die Vorteile doch schon kenne. Meine Verbrennungen sind verheilt, und zum ersten Mal seit Jahren kann ich ohne Schmerzen in Knien und Hüften gehen. Auch mein Schlaf ist schmerzfrei. Ich kann sogar wieder klarer sehen.«
    »Das hast du nicht allein gemacht.«
    Er schaute mich an und weigerte sich zu antworten, aber ich kannte die Antwort bereits.
    »Du hast Dicks Stärke benutzt«, warf ich ihm vor.
    »Das macht ihm nichts aus.«
    »Du kennst die Gefahren nicht, und er hat keine Ahnung, was du mit ihm da machst.«
    »Und du auch nicht!«, erwiderte er in scharfem Ton. »Fitz, es gibt Zeiten, da man vorsichtig sein muss, und Zeiten, in denen man Risiken in Kauf nehmen muss. Für uns ist die Zeit nun gekommen, diese Risiken einzugehen. Wir müssen herausfinden, was die Gabe wirklich kann. Wenn der Prinz auf seine Queste geht, Eisfeuer zu erschlagen, wirst du ihn begleiten, und bis dahin musst du die Kraft der Gabe kennen und sie anwenden können. Das hier« – er schlug sich auf die Brust – »ist ein Wunder. Hätten wir diese Macht zu unserer Verfügung gehabt, als Listenreich so krank war, er hätte nicht sterben müssen. Denk einmal darüber nach, was das bedeutet hätte!«
    »Ja, nachdenken«, entgegnete ich. »Stell dir vor, Listenreich würde noch leben und nach wie vor hier regieren. Dann frag dich einmal, warum das nicht so ist? Er ist nicht von Galen ausgebildet worden. Solizitas war seine Gabenmeisterin. Können wir da nicht davon ausgehen, dass er weit mehr über die Gabe wusste als wir? Vielleicht wusste er sogar, wie er sein Leben hätte verlängern können. Nun, wenn dem so ist, sollten wir uns fragen, warum er das nicht getan hat. Warum hat Solizitas selbst es nicht getan? Haben sie gewusst, dass sie einen Preis dafür würden zahlen müssen? Einen viel zu hohen Preis?«
    »Oder mangelte es ihm schlicht an einer Kordiale, die ihm dabei hätte helfen können?«, konterte Chade.
    »Er hätte Galens Kordiale nutzen können.«
    »Pah! Das weißt du nicht und ich auch nicht. Warum bist du immer so pessimistisch? Warum musst du immer vom Schlimmsten ausgehen?«
    »Vielleicht weil mich ein weiser, alter Mann Vorsicht gelehrt hat. Ein Mann, der sich jetzt wie ein Narr benimmt.«
    Chade errötete. Wut funkelte in seinen Augen. »Du bist nicht du selbst, oder noch schlimmer: Vielleicht bist du du selbst. Hör mir gut zu, du Welpe. Ich habe gesehen, wie mein Bruder gestorben ist. Ich habe König Listenreich immer schwächer werden sehen. Ich war an seiner Seite, als er nicht mehr wusste, dass sein Geist auf Wanderschaft ging, und ich war in jenen Tagen bei ihm, da er sich der Schwäche seines Körpers und seines Geistes bewusst war und sich so dafür geschämt hat, dass er in Tränen ausgebrochen ist. Ich weiß nicht, was schlimmer anzuschauen war. Hätte er über die Gabe verfügt, das zu ändern, er hätte es getan, egal um welchen Preis. Das hier ist Gabenwissen, das wir verloren hatten. Ich beabsichtige, es wiederzuerlangen – und es zu benutzen.«
    Ich glaube, er erwartete, dass ich ihn anbrüllen würde. Tatsächlich rechnete ich selbst halb damit, doch eine Mischung aus Schwäche, Verzweiflung und Angst hielt mich davon ab. Chade hatte mir eine Heidenangst eingejagt, als seine Gesundheit und sein Verstand anfingen nachzulassen, und ich fürchtete, wir könnten sein Vermögen an Informationen und Verbindungen verlieren. Nun, gesund und mit leuchtenden Augen und voller Ehrgeiz, versetzte er mich sogar noch mehr in Angst. Ich wusste, dass diese Seite von Chade existierte, wusste, dass er sich schon immer nach der Gabe gesehnt hatte. Ich hatte jedoch nie damit gerechnet, mich mit diesem Appetit einmal konfrontiert zu sehen. Ich atmete tief durch und fragte leise: »Glaubst du, dass wirklich du es bist, der diese Entscheidung treffen sollte?«
    Er legte die Stirn in Falten. »Was willst du damit sagen? Wer sonst sollte sie treffen?«
    »Vielleicht sollte der Gabenmeister bestimmen, wie die Gabe in Bocksburg angewendet wird, besonders im Falle seiner unerfahreneren Schüler.« Ernst blickte ich ihm in die Augen. Er war immerhin derjenige, der mich dazu gedrängt hatte, diese

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