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Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr

Titel: Die 2ten Chroniken von Fitz dem Weitseher 02 - Der goldene Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Tier und dazu verdammt, auf immer allein in der eigenen Haut zu wandeln. Groß war der Kummer der Familie, als der älteste Sohn sich mit einem Wolf verschwisterte, und ihre älteste Tochter mit einem Hirsch. Denn der Wolf tötete den Hirsch, und die Tochter nahm zur Wiedergutmachung das Leben ihres Bruders. Da wussten der Mann und die Frau, wie weise die alten Wege gewesen waren, denn ein Raubtier kann sich nicht mit seiner Beute verbinden. Doch es sollte noch schlimmer kommen, denn das Kind, das ohne die Alte Macht war, gebar nur Kinder ohne die Magie, und so wurde das Volk geboren, das den Tieren gegenüber taub ist.
    DACHSENBLESS: ›GESCHICHTEN VOM ALTEN BLUT‹
     
    Der Frühling überwältigte das Land. Blassgrün verfärbten sich die Bäume hinter der Burg. Dienächsten zwei Tage über entfalteten sich die Blätter und der Wald verhüllte wieder langsam die Hügel. Gras spross aus der Erde und verdrängte die verdorrten braunen Halme vom letzten Jahr, und inmitten der grasenden Herden sah man das strahlende Weiß neugeborener Lämmer. Die Leute begannen, vom Frühlingsfest zu reden. Es erschreckte mich, dass erst ein Jahr vergangen war, seit ich Merle erlaubt hatte, Harm aus unserer ruhigen Hütte nach Bocksburg mitzunehmen. Zu viel war seitdem geschehen, und viel zu viel hatte sich verändert.
    Innerhalb der Burgmauern herrschte rege Betriebsamkeit. Es waren weit mehr als nur die üblichen Vorbereitungen für das Frühlingsfest. In dieser glücklichen Zeit würde der Prinz ein Schiff zu den Äußeren Inseln nehmen, und alle mussten sie sich darauf vorbereiten. Der Kapitän und die Mannschaft der Jungfrauenschicksal freuten sich, für die Fahrt ausgewählt worden zu sein. Auch die Gardisten drängten sich darum, zu denen zu gehören, die den Prinzen begleiten durften. Es meldeten sich zu viele freiwillig, mich eingeschlossen, und der Prinz war gezwungen, die Gardisten Lose ziehen zu lassen. Ich war nicht überrascht, ausgewählt zu werden, immerhin hatte Chade mir das Los, das ich ›ziehen‹ würde, am Abend zuvor gegeben.
    Gentil Bresinga würde uns in der Tat ebenfalls begleiten. Chade war ebenso Teil der Reisegesellschaft, wie auch Dick; vor allem Letzteres überraschte den Hofstaat des Prinzen dann doch. Web, dem es rasch gelungen war, sich zum Liebling der Königin hochzuarbeiten, hatte sie um Erlaubnis gebeten, ihren Sohn ebenfalls begleiten zu dürfen, und sie hatte ihm seine Bitte gewährt. Er versprach, dass sein Vogel dem Schiff vorausfliegen und das Wetter im Auge behalten würde.
    Gentil war nicht der einzige junge Edelmann, der darauf hoffte, sich dem Prinzen anschließen zu dürfen. Eine ganze Reihe von Lords und Ladys verliehen ihrer Absicht Ausdruck mitzukommen. Schon bald fühlte ich mich an die riesige Expedition erinnert, die vor so vielen Jahren in die Berge gezogen war, nachdem man Kettricken Veritas versprochen hatte. Damals wie heute bestanden die Edelleute darauf, dass sie ihren ganz persönlichen Tross von Dienern und Tieren brauchten. Schnell wurden weitere Schiffe angeheuert. Adelige, die weder die Zeit noch das Geld besaßen, den Prinzen zu begleiten, wollten trotzdem ihren Beitrag leisten. So sammelten sich Geschenke in Bocksburg an, nicht nur für die Narcheska, sondern auch für ihr Mütterhaus und den Clan ihres Vaters.
    In Veritas' Turm setzte ich den Gabenunterricht fort, doch meine Schüler waren abgelenkt. Dick fühlte Pflichtgetreus Aufregung nur allzu gut, und er reagierte darauf so heftig, dass es ihm nahezu unmöglich war, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Prinz Pflichtgetreu war immer in Eile. Ständig schien man ihm Kleider anpassen oder Unterricht in Outislander-Sitten und -Sprache geben zu müssen.
    Ich bemitleidete ihn, aber mich selbst bemitleidete ich noch mehr, während ich versuchte, abends so viel wie möglich aus irgendwelchen Schriftrollen zu lernen. Selbst Chade war abgelenkt. Er zog bei viel zu vielen Dingen in der Burg die Fäden, als dass er sie einfach so hätte verlassen können. Trotz seines großen Interesses an der Gabe war er die meiste Zeit über damit beschäftigt, Leute auszusuchen, die sich während seiner Abwesenheit um alles kümmern sollten. Ich war erleichtert, dass Rosmarin uns nicht begleiten würde; gleichzeitig beunruhigte mich jedoch die Vorstellung, dass sie den Befehl über den Großteil von Chades Spionagenetz haben würde. Ich vermutete auch, dass Chade nachts noch ein wenig mit seinem explosiven Pulver experimentierte, doch

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