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Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht

Titel: Die 39 Zeichen 10 - Der Schlüssel zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Natalie.
    Ian legte seiner Schwester den Arm um die Schultern. Sie zitterte und Ians Beine wackelten, aber er hoffte, niemand würde es sehen.
    Seit sie sich in London aus dem Flugzeug geschlichen hatten, hatte Ian sich zurechtgelegt, was er seiner Mutter sagen wollte. Sein Plan war es gewesen, diese Worte nach der Sich erstellung des Serums auszusprechen. Nach der Entmachtung seiner Eltern. Nachdem er das Ruder in der Hand hielt.
    Niemals hatte er sich vorgestellt, diese Rede aus einer derart schwachen Position heraus zu halten.
    Nie hatte er gedacht, dass seine Stimme so piepsig klingen würde.
    Isabel richtete die Pistole direkt auf Ian und Natalie.
    »Mum!«, schrie Natalie entsetzt.
    »Ihr könnt euch nicht lossagen«, zischte Isabel. »Weil ich euch enterbe, ihr Schwachköpfe!«
    Sie kam näher, beinahe auf Armlänge.
    »Habt ihr denn nichts von mir gelernt? Habt ihr nicht gemerkt, dass ich euch noch eine Chance gegeben habe? Ihr hättet lügen und zu mir zurückkommen können.«
    Etwas glitzerte in Isabels Augen, aber Ian wusste, dass es keine Tränen sein konnten.
    Keine echten zumindest.
    »Wir wollen nicht zu dir zurück«, entgegnete Ian kalt.
    Er wusste, dass er ein gefährliches Spiel trieb. Er wusste, dass sie eigentlich erwartete, er würde auf Knien rutschen. Flehen, lügen und so tun, als wäre sie die beste Mutter der Welt, die Ian schrecklich vermisste.
    Aber es tat so gut, stattdessen die Wahrheit zu sagen.
    Isabel trat zurück, ließ ihn und Natalie allein und ging sicher, dass sie im Notfall jeden der Anwesenden erschießen konnte. Alle standen im Zielbereich ihrer Pistole.
    »Wie dem auch sei«, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ian, geh und hol Jonah. Oder ich erschieße Natalie.«
    »Nein«, entgegnete Ian. »Das würdest du nicht tun.«
    Zu spät erkannte Ian, dass er seine Mutter nun in die Ecke gedrängt hatte.
    Hier ist dein Ausweg, Mum , dachte Ian und starrte in die glitzernden Augen seiner Mutter. Mach einen Rückzieher. Hör auf. Zeig allen hier, dass Natalie und ich dir wichtiger sind als das Serum. Zeig … dass du uns doch liebst …
    Ian öffnete sogar den Mund, um das Gedachte auszusprechen. Aber er verschluckte sich schon am ersten Wort: »Z-zeig …«
    Denn jede Spur von Zuneigung, die er jemals in Isabels Augen gesehen hatte, war verschwunden. In ihrem Gesicht stand grausame Entschlossenheit. Nichts anderes rührte sich in ihrer Seele.
    Ian erkannte genau, was sie vorhatte.
    »Nein!«, schrie er, warf sich verzweifelt nach vorn. »Nein! Tu das nicht! Das darfst du nicht!«
    Es war zu spät.
    Isabel drückte ab.

Siebenunddreißigstes Kapitel
    Alle schrien.
    »Du hast deine eigene Tochter erschossen! Du hast deine eigene Tochter erschossen!«, kreischte irgendjemand immer wieder.
    Dan konnte nicht erkennen, ob es Amys, Sineads oder Natalies Stimme war. Seine Ohren funktionierten nicht richtig. Er spürte, wie er in denselben tauben Schockzustand verfiel wie nach Lesters Tod.
    Sein Blick verschwamm.
    Nein , dachte er und kämpfte gegen die Taubheit, gegen die Dunkelheit an. Genau das will Isabel. Sie will, dass wir geschockt und gelähmt sind. Damit sie tun kann, was sie will.
    Sein Blick klarte etwas auf. Jetzt konnte er Isabel, die immer noch die Pistole hochhielt, sehen. Dann starrte er auf Ian, der sich über die zusammengebrochene Natalie beugte.
    Es kam ihm vor, als wären dafür übernatürliche Kräfte notwendig. Aber er schleppte sich zu Ian und Natalie hinüber.
    »Wir kümmern uns um Natalie«, murmelte Dan Ian zu. »Hol du Jonah, bevor Isabel noch einmal schießt.«
    »Ganz richtig … das werde ich tun, wenn du nicht gehorchst«, verkündete Isabel. Ihre Stimme klang so kalt und hart wie Metall. »Dieses Mal war es nur Natalies Fuß. Nächstes Mal …« Sie richtete die Pistole auf Amys Kopf, dann auf Alistairs Brust, dann auf Natalies Rücken. »Wer weiß?«
    Keuchend – oder schluchzend – stolperte Ian davon.
    »Und brauche nicht zu lange oder ich schieße noch einmal«, drohte Isabel.
    Dan hockte sich neben Natalie. Er entdeckte ein Loch in ihrem schicken Designerschuh. Blut sickerte heraus.
    Zumindest sprudelte es nicht heraus.
    »Es tut nicht weh«, flüsterte Natalie. »Ich glaube, die Kugel hat meinen Fuß nur gestreift. Ich tu nur so, als hätte ich Schmerzen, damit wir meine Mutter überlisten können.«
    Dan entschied, Natalie nicht zu sagen, dass sie wahrscheinlich unter Schock stand und deswegen keine Schmerzen spürte. Aber

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